10.12.2020 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 199 / Tagesordnungspunkt I.15

Edgar FrankeSPD - Gesundheit

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Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Allein in den letzten zwei Tagen haben sich in Deutschland über 40 000 Menschen – ich wiederhole: 40 000! –, eine wirklich hohe Zahl, mit Corona infiziert. Das ist eine echte Belastungsprobe für uns alle, für unsere Gesellschaft, besonders aber für unser Gesundheitssystem, besonders für die vielen Mitarbeiter in den Krankenhäusern, besonders für die Mitarbeiter auf unseren Intensivstationen. Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass unser System nicht überlastet wird, liebe Kolleginnen und Kollegen. Das ist unsere politische Aufgabe.

(Beifall bei der SPD)

Deshalb müssen wir jetzt Milliarden in die Hand nehmen, um die Pandemie wirksam zu bekämpfen. Gerade in der Coronapandemie – da bin ich, glaube ich, mit Ihnen allen einer Meinung – ist das gut angelegtes Geld.

Ein wichtiger Baustein ist das kürzlich verabschiedete Gesundheitsversorgungs- und Pflegeverbesserungsgesetz – ein fürchterlicher Zungenbrecher –, weil es uns hilft, Geld bereitzustellen, 5 Milliarden Euro vom Bund. Lieber Herr Kessler, die Kassen bekommen insbesondere über den Gesundheitsfonds 20 Milliarden Euro an Steuermitteln – auch das darf man nicht vergessen –,

(Josef Rief [CDU/CSU]: 22,5!)

und wir zahlen Milliarden für Impfstoffe, für Masken. Wir haben es gehört: über 2 Milliarden Euro für Masken, weiteres Geld für den Schutzschirm für die Kliniken. Das sind immense Summen, die wir ausgeben.

Die gesetzlichen Krankenkassen müssen in der Tat 8 Milliarden Euro aus ihrer Reserve in der Krise ausgeben. Aber der Minister hat es gesagt: Gerade Rücklagen sind für schwere Zeiten da. – Wir müssen aber auch ehrlich sagen, dass wir natürlich in die Finanzhoheit unserer Krankenkassen, unserer Selbstverwaltungskörperschaften eingreifen.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Aber das ist halt manchmal notwendig, und es ist auch solidarisch, dass reichere Kassen, lieber Herr Schinnenburg, da einmal eine höhere Last tragen. Wir schützen auch die kleineren Krankenkassen, gerade die BKKen, indem wir als SPD einen Freibetrag für kleinere Krankenkassen durchgesetzt haben. Ich glaube, es war auch richtig, die kleinen Krankenkassen zu schützen, meine sehr verehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Josef Rief [CDU/CSU])

Die Pandemie zeigt uns allen, wie wichtig eine krisenfeste Gesundheitsversorgung ist, und da brauchen wir Krankenhäuser vor Ort. Wir erinnern uns alle noch an die Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem letzten Jahr.

(Rudolf Henke [CDU/CSU]: Das ist wahr!)

Die haben gesagt: 600 Krankenhäuser reichen aus. – Die Pandemie hat aber gezeigt, wie falsch diese Studie war, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Rudolf Henke [CDU/CSU]: Ja, sehr richtig!)

Vielleicht brauchen wir nicht an jedem Standort in den Ballungszentren ein Krankenhaus; aber ländliche Regionen brauchen ihre Krankenhäuser. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt – auch das haben wir in der Krise gesehen –;

(Beifall des Abg. Stephan Pilsinger [CDU/CSU])

denn nur sie sichern die flächendeckende medizinische Versorgung, meine sehr verehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dazu gehört natürlich eine ausreichende Zahl an Intensivbetten; das wissen wir. Wir wissen: Unsere Krankenhäuser müssen jetzt, in der Krise, Betten für schwere Coronafälle freihalten. – Deswegen unterstützen wir besonders die Kliniken, die das im großen Umfang tun. Sie bekommen Ausgleichszahlungen, wenn sie Betten freihalten. Den Kliniken und ihren Mitarbeitern – das kann man hier auch einmal sagen – gebührt unser Dank, weil sie Unglaubliches in der Krise leisten.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Sie tragen nämlich die Hauptlast bei der Versorgung schwerstkranker Covid‑19-Patienten, und das ist sicherlich keine einfache Arbeit.

Ich sage auch noch, weil das überall diskutiert wird: Wir haben im Krankenhauszukunftsgesetz allen Krankenhäusern garantiert, dass sie im Jahr 2020 keine Einbußen hinnehmen müssen. Das ist oft hinten runtergefallen. Wenn ein Krankenhaus wegen der Pandemie – ich wiederhole: wegen der Pandemie! – weniger Einnahmen als im Vorjahr hat, wird dies finanziell ausgeglichen. Auch das muss man hier einmal sagen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Josef Rief [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Frau Gesine Lötzsch, ich muss noch eines sagen: Sie haben vorhin die Fallpauschalen angesprochen.

(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Ja!)

Haben Sie nicht mitbekommen, dass wir das Personal aus den Fallpauschalen herausgenommen haben?

(Dr. Achim Kessler [DIE LINKE]: Das war die Erklärung, dass Fallpauschalen unsinnig sind! Ganz einfach! Weg damit!)

Das hat diese Koalition gemacht. Es lohnt sich nicht mehr, in den Krankenhäusern auf Kosten des Personals zu sparen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Das möchte ich ausdrücklich betonen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Zusätzlich stellen wir – gerade über das Krankenhauszukunftsgesetz – 3 Milliarden Euro für moderne, digitale Krankenhäuser bereit. Wir erreichen damit zweierlei: Wir machen die Kliniken fit für die Zukunft, und wir legen ein Konjunkturprogramm auf; denn wir kommen nur durch Investitionen wieder aus der Krise, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Wir schaffen mit dem Gesundheitshaushalt Perspektiven in der Krise. Das ist auch deshalb wichtig, weil Rechtsextreme gefährliche Coronamythen und antidemokratische Hetze verbreiten. Wir müssen aufpassen, dass aus der Pandemiekrise keine Demokratiekrise wird. Das ist auch unsere Aufgabe hier in diesem Haus. Das gilt gerade, wenn man hier den einen oder anderen Beitrag gehört hat, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Kommen Sie bitte zum Schluss.

Lassen Sie mich abschließend, hochverehrte Frau Präsidentin,

(Heiterkeit)

nicht nur als Gesundheitspolitiker, sondern auch als Opferbeauftragter der Bundesregierung sagen: Wir alle müssen zeigen, gerade in der Krise, wie wichtig Menschlichkeit, wie wichtig Solidarität ist; denn der soziale Zusammenhalt, meine sehr verehrten Damen und Herren,

(Dr. Franziska Brantner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der hochverehrte Herr Franke!)

ist das Fundament unserer freien, demokratischen, offenen Gesellschaft.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Für „hochverehrt“ gibt es zehn Sekunden. Aber Vorsicht!

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Bei Rheinländern elf, aber mehr nicht!)

Vielen herzlichen Dank, Dr. Franke. – Nächster Redner: für die CDU/CSU-Fraktion Michael Hennrich.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7489364
Wahlperiode 19
Sitzung 199
Tagesordnungspunkt Gesundheit
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