Ursula SchulteSPD - Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein Satz von Frau Dr. Claudia Mahler vom Deutschen Institut für Menschenrechte hat sich ganz tief in mein Gedächtnis, ganz tief in mein Herz eingegraben. Sie schrieb:
In vielen Bereichen ist aber klar, dass Ältere häufig nicht mehr als Rechtsträger gesehen werden ...
Dieser Satz macht mich wütend und traurig zugleich, weil ich dabei durchaus auch an mich selbst denke. Es ist an der Zeit, finde ich, dass wir über die gesellschaftliche Stellung von älteren Menschen intensiver diskutieren.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Grigorios Aggelidis [FDP])
Der Mensch bleibt doch ein vollwertiger Mensch, egal wie alt, krank oder behindert er ist. Diese Forderung erhebe ich gerade als ältere Frau; denn ältere Frauen werden sehr viel öfter als ältere Männer respektlos und diskriminierend behandelt. Wenn wir aber in einer Gesellschaft leben wollen, in der alle gleichberechtigt sind, dann darf man die Belange älterer Menschen nicht aus den Augen verlieren. Ältere Menschen – sprich: ältere Frauen – sind nicht automatisch immun gegen Herabsetzung und mangelnde Wertschätzung. Es tut weh, egal wie alt man ist.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Auch die Praxis innerhalb der Parteien ist an dieser Stelle nicht immer geschlechtergerecht. Verjüngung findet häufig zulasten älterer Frauen statt. Das ist nicht in Ordnung; verzeihen Sie mir, dass ich das heute einmal sage. Vielleicht sollten wir ältere Frauen die uns anerzogene Bescheidenheit an die Seite legen und uns an Astrid Lindgren orientieren.
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Sie sagte: Es gibt kein Verbot für ältere Frauen, auf Bäume zu klettern.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir beraten heute in zweiter und dritter Lesung den Haushalt des Familienministeriums, den Einzelplan 17. Ich bin sehr froh darüber, dass wir viel Geld für wichtige Anliegen bereitstellen. Dafür sage ich allen Beteiligten herzlichen Dank, insbesondere unserer Haushälterin Svenja Stadler.
(Beifall bei der SPD)
Der Bundesaltenplan verzeichnet sogar eine Steigerung von über 5 Millionen Euro im Vergleich zum Entwurf der Regierung, zusätzliches Geld, das wir dafür einsetzen könnten, um erfolgreiche Programme fortzusetzen oder anzustoßen.
Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen, auch wenn man es nicht wahrhaben will: Das Leben bringt es mit sich, dass man älter, dass man alt wird und damit Unterstützung und Pflege braucht. Viele Familien, vor allem Frauen, leisten hier Großartiges. Gerade in dieser Coronazeit sind viele pflegende Angehörige über sich hinausgewachsen. Leider wurde das überhaupt nicht erwähnt, leider wurden sie nicht beklatscht. Ich finde, diese pflegenden Angehörigen verdienen unseren Dank und unsere Wertschätzung.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Bei meinen Besuchen in Pflegeheimen erlebe ich engagierte und kompetente Pflegekräfte, die ihre Arbeit mit viel Empathie tun. Gerade in der Altenpflege sind die Pflegekräfte in diesem Jahr in besonderer Weise gefordert. Danke! Ich bin wirklich froh, dass sie sich Tag für Tag um die Menschen kümmern.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Zu Recht klagen die Pflegekräfte über die Rahmenbedingungen: Da sind zu wenig Kollegen, das ist zu wenig Geld. Aber sie klagen auch über sexuelle Belästigungen. Das ist ein schwer zu kommunizierendes Thema. Es ist immer noch ein Tabuthema. Aber sexuelle Belästigungen gibt es häufiger, als man denkt. Ich bin froh, dass wir Geld bereitstellen, um hier Präventionsansätze zu entwickeln und in der Praxis konkret zu erproben, damit wir den Pflegekräften helfen können.
Meine Redezeit geht leider schon zu Ende. Ich wollte noch auf ganz viele Projekte eingehen, die wir zum Bereich Sterben –
Das nächste Mal.
– und Sterbebegleitung auf den Weg bringen. Dabei nehmen wir auch die pflegenden Angehörigen in den Blick. Darüber bin ich sehr froh.
Ich habe eine ganz andere Wahrnehmung von diesem Haushalt als die Haushälterin der Grünen. Ich finde, dieser Haushalt ist richtig gut. Er nimmt richtig viel Geld in die Hand. Es kommt vielleicht auf die Sichtweise und auf die Themen an, die man umsetzen will.
Zum Schluss möchte ich an meinen Kollegen Stefan Schwartze erinnern, der als Ostwestfale jüngst das Elterngeld mit den Worten lobte: Da kannste nichts von sagen. – Wir Münsterländer sind genauso verhalten. Deswegen sage ich zum Haushalt 2021: Geht so. – Das ist übersetzt ein dickes Lob.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Nächste Rednerin ist die Kollegin Bettina Wiesmann, CDU/CSU-Fraktion.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7489385 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 199 |
Tagesordnungspunkt | Familie, Senioren, Frauen und Jugend |