Marc JongenAfD - Förderung der Gender-Forschung
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! „ Hier stock ich schon“, möchte ich sagen. Denn darf ich Sie wirklich als Damen und Herren ansprechen? Aus Sicht der Genderideologie, über die wir heute reden, ist diese Grußformel in ihrer kruden Polarität eigentlich beleidigend für die wahlweise 30 bis über 60 Geschlechter, die damit übergangen werden.
(Zurufe von der SPD)
Und wenn es nach der Universität Leipzig geht, dann hätte ich eigentlich Herr Präsidentin sagen müssen;
(Nicole Gohlke [DIE LINKE]: Keiner redet so viel über Gender wie die AfD-Fraktion!)
denn dort werden alle Professoren, ob Mann oder Frau, mittlerweile offiziell als Professorin angesprochen – kein Witz! Sprache als radikalfeministisches Herrschaftsinstrument, das darf der Staat nicht fördern. Er muss es unterbinden, meine Damen und Herren!
(Beifall bei der AfD – Lachen der Abg. Mechthild Rawert [SPD])
Und dieser Irrsinn hat nicht nur die akademische Welt voll im Griff. Er hat auf die Gesellschaft, die Medien, das staatliche Handeln massiv übergegriffen. Die Autorin J. K. Rowling, bekannt durch die Harry-Potter-Romane, hat es kürzlich gewagt, den politisch korrekten Ausdruck „Menschen, die menstruieren“ auf Twitter einfach mit „Frauen“ zu übersetzen. Daraufhin wurde sie als „transphob“, als „Bitch“, als „Feminazi“ beschimpft. Wenn dagegen die französische Feministin Pauline Harmange ein Buch schreibt mit dem Titel „Ich hasse Männer“, dann nimmt niemand daran Anstoß. Das deutsche Feuilleton sinniert über das Befreiungspotenzial von Hass. Oder Männer als Auslaufmodell der Evolution zu bezeichnen, Frauen und mehr noch Androgynität als die Zukunft, wie das Autorinnenduo Welpe und Welpe es tut, das ist völlig normal geworden.
(Nicole Gohlke [DIE LINKE]: Sie müssen einen krassen Minderwertigkeitskomplex haben! Das ist irre!)
Aufschrei gegen Hassrede? Fehlanzeige!
(Zuruf des Abg. René Röspel [SPD])
Meine Damen und Herren, dieses verhetzte und vergiftete Klima, dieser Geschlechterkampf, und zwar nicht so sehr zwischen Männern und Frauen, sondern mehr noch gegen Männer und Frauen, fällt nicht vom Himmel. Er geht auf Ideen zurück, die zuerst an Universitäten ausgebrütet wurden,
(Zuruf der Abg. Ulli Nissen [SPD])
und zwar im Rahmen der sogenannten Gender Studies, und deshalb ist es hoch an der Zeit, dass der Staat seine massive Förderung für diese unwissenschaftliche Ideologie einstellt.
(Beifall bei der AfD – Mechthild Rawert [SPD]: Ich bleibe dabei: Es ist Befreiung!)
Und da Herr Röspel, SPD, an dieser Stelle kürzlich behauptet hat, die AfD wolle die Genderforschung verbieten: Das war eine Falschbehauptung wider besseres Wissen, sprich eine Lüge. Wir wollen alle staatlichen Fehlanreize beseitigen,
(Zuruf der Abg. Ulli Nissen [SPD])
wie etwa das Professorinnenprogramm, damit die Universitäten wieder zu einer rationalen Erwägung zurückkehren, wie viel Raum sie dieser Ideologie wirklich geben wollen. Das ist unser Antrag.
Weit über 200 Gender-Professuren gibt es bereits in Deutschland,
(Zuruf der Abg. Ulli Nissen [SPD])
gegenüber 190 für Pharmazie oder 120 für alte Sprachen. Das zeigt schon, von welcher Fehlallokation von Forschungsmitteln wir hier reden. Und wo sollen die vielen Tausend Absolventen dieser Studienrichtungen eigentlich Arbeit finden? Doch nur als Gleichstellungsbeauftragte in Universitäten, Behörden und großen Unternehmen.
(Mechthild Rawert [SPD]: Beim Deutschen Bundestag!)
Sie decken dort einen Bedarf, der rein künstlich erzeugt wurde, auf Druck aggressiver Lobbygruppen, von einer willfährigen Verwaltung in vorauseilendem Gehorsam implementiert.
(Lachen der Abg. Mechthild Rawert [SPD] und Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wow! Fünf Verschwörungstheorien in einem Satz!)
Zu jeder Wissenschaft, meine Damen und Herren, gehören Neugier gegenüber ihrem Forschungsgegenstand und eine prinzipielle Ergebnisoffenheit, also die Bereitschaft, Irrtümer zu korrigieren und Theorien von der Realität falsifizieren zu lassen. Das Gegenteil ist der Fall in der Genderforschung: Wer das Dogma nicht akzeptiert, dass das Geschlecht, dass Gender eine soziale Konstruktion sei, völlig unabhängig vom biologischen Geschlecht, der wird als „Biologist“ mundtot gemacht oder als „Angreifer“ diffamiert.
Und die Genderforschung will auch gar keine neutrale objektive Wissenschaft sein. Sie versteht sich explizit als akademischer Arm der LGBTQ-Lobby, also der sexuellen Minderheiten.
(Mechthild Rawert [SPD]: LGBTQI!)
Sie will die angeblich patriarchale Wissenschaft sowie heteronormative Einstellungen dekonstruieren, also heterosexuelle Normalbeziehungen zwischen Männern und Frauen in den Bereich des Unterdrückerischen und Abseitigen rücken, für das man sich eigentlich schämen sollte.
(Widerspruch bei der SPD – Zurufe von der LINKEN)
Schon die Kleinsten im Kindergarten sollen an ihrer geschlechtlichen Identität irre gemacht werden. Ein rigides Sprachsystem soll das Sprechen und Denken der Menschen gendergerecht machen.
Ich möchte mitnichten der Intoleranz gegenüber Lebensweisen das Wort reden, die von der traditionellen Familie abweichen.
(Mechthild Rawert [SPD]: Hört sich so an!)
Jeder soll nach seiner Fasson selig werden. Aber darum geht es längst nicht mehr. Die feministische Juristin Susanne Baer, 2011 auf Vorschlag von SPD und Grünen zur Bundesverfassungsrichterin berufen,
(Zuruf des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
formulierte 2003 mit Blick auf geschlechtsspezifische Arbeitsteilung – ich zitiere –:
Für die Rechtspolitik bedeutet das, Wahlfreiheit zu ermöglichen und Entscheidungen mit diskriminierender Wirkung, die frei getroffen werden, zu verbieten.
Ich komme zum Schluss. Man ist also so lange frei, wie man mit der Genderdoktrin konform geht. Wenn nicht, begegnet man der härtesten Intoleranz. Diese Mentalität, die mittlerweile an oberster Stelle Recht spricht in Deutschland, darf nicht länger an den Universitäten gefördert werden. Machen wir die Genderforschung zum Auslaufmodell!
Vielen Dank.
(Beifall bei der AfD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lassen Sie das Bundesverfassungsgericht in Ruhe! Sie sollten sich schämen! Demokratiezersetzer!)
Nächster Redner ist der Kollege Dr. Wolfgang Stefinger, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7491022 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 202 |
Tagesordnungspunkt | Förderung der Gender-Forschung |