27.01.2021 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 205 / Tagesordnungspunkt 7

Hagen ReinholdFDP - Ressourcenschonende Bau- und Immobilienwirtschaft

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Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich fasse erst mal zusammen: Mir fallen kaum Leute ein, die Ressourcen verschwenden wollen und mehr Ressourcen verbrauchen wollen. Ein Bauherr braucht keine dicken Wände und keine dicke Dämmung; er will für sein Geld ein optimales Haus, und zwar idealerweise zwischen den Wänden und nicht in den Wänden. Der Baubetrieb bestimmt auch nicht; denn wenn ich einen Vorteil gegenüber meinen Konkurrenten haben will, brauche ich nicht mehr Beton, sondern weniger Beton. Ich also auch nicht. Laut dieser Debatte die Politik auch nicht. Sie macht nur blöderweise Gesetze und Verordnungen, die dagegensprechen: mehr Dämmung, Sand können wir nicht mehr einbauen, wo wir wollen, müssen sogar abtransportieren, Gips holen wir bald aus Afrika, dazu kommen hohe Anforderungen.

Was mir in der Debatte auffällt und was wir vermeiden müssen, ist, das Augenmerk auf ein Haus zu richten und zu sagen: Dieses Haus gucken wir uns jetzt in diesem Moment an. – Das macht nämlich keinen Sinn, auch wenn ein Weitwinkel eingesetzt wird; denn – das wollen wir Liberale – man muss den kompletten Zyklus von Gebäuden – Material, Rohstoffe, Erstellung, Abriss – betrachten, aber auch die Lebensdauer und was im Laufe dieser Zeit passiert.

Und da sage ich ganz ehrlich: Ich bin ein Fan von Holz. Viergeschosser, als fünfte Etage einen Holztafelbau obendrauf gesetzt, ein Staffelgeschoss, ergibt 25 Prozent mehr Wohnraum in Ballungsräumen – geniale Sache. Aber eins weiß ich auch: Holz ist kein Baustoff, der ewig lange hält, und das gehört zur Ressourcenschonung dazu.

(Klaus Mindrup [SPD]: Na, na, na! Norwegen!)

Gucken Sie sich das Kolosseum in Rom an!

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Beim Kolosseum in Rom sind die Stangen für das Sonnensegel längst weg; der Rest steht. Warum? Weil es römischer Beton ist. Beton hält nämlich ewig und drei Tage. Allein aus Holz, Pilzen und Stroh mache ich keine Bauwände.

Warum sage ich das? Jeder denkt jetzt mal nach und stellt sich die ältesten Gebäude in seiner Gemeinde vor. Das war früher ein Schloss, dann ein Hospital, dann war es eine Schule, dann hat ein Betrieb darin gearbeitet; jetzt sind es Wohnungen. Warum sage ich das? Unser Baurecht ist nicht flexibel genug, eine andere Nutzung von Gebäuden als geplant zu ermöglichen. Das verschwendet Ressourcen, das ist Unsinn!

(Beifall bei der FDP)

Flexible Nutzung muss möglich sein.

(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Dagegen hat auch keiner was!)

Dazu kommt die Digitalisierung. Die BIM-Methodik hilft nicht nur beim Planen und Bauen, sondern kann zusätzlich Qualitäten von Rohstoffen erfassen. Wir wissen also: Was kommt für eine Reparatur auf uns zu? Was für ein Recycling ist möglich bei einem Gebäude? Damit habe ich einen echten Footprint vom Gebäude, und dann sage ich: Da sind 50 Prozent weniger Rohstoffe drin. – Dann heißt es zwar: „Oh scheiße, jetzt ist der Job in der Rohstoffindustrie weg“, aber ist auch okay. Wir übernehmen ja bald Verantwortung; dann habe ich was zu tun in Berlin.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Was braucht es wirklich für nachhaltiges Bauen? Es braucht die Ausnutzung aller digitalen Möglichkeiten, die Betrachtung des gesamten Gebäudezyklus über die Lebensdauer, flexibles Baurecht, kein GEG, das die Nutzung im Altbestand völlig unmöglich macht, einen echten ETS und Technologieoffenheit. Dann wird was aus ressourcenschonendem Bauen. Ich bin überzeugt: Wir schaffen das! Aber wir müssen wirklich die Nutzungsdauer von Gebäuden und das, was in dieser Zeit stattfindet, mit betrachten, und das passiert noch nicht.

(Beifall bei der FDP)

Zum grünen Drittelmodell muss ich noch was sagen – dazu ist ein Antrag vorgelegt worden, in dem übrigens nicht nur Schlechtes steht, sondern auch Gutes, das uns vereint –: Sie haben es geschafft, in Ihrem Antrag in acht Punkten 16 Milliarden Euro aufzulisten, die der Staat ausgeben soll. Sie wollen also staatlich vorschreiben und glauben, dass Sie, wenn Sie dann sagen: „Wir verteilen die Kosten auf diese drei Leute“, die Leute animieren, was zu machen. Wem ich etwas aufdrücke, der macht nie freiwillig irgendwas.

Wir haben ein besseres Modell. Die FDP sagt: Wir setzen eine Teilwarmmiete, also Miete und eine Grundwärme, als Anreiz und sagen: Lieber Vermieter, wenn du es schaffst, dein Gebäude effizient zu gestalten, dann behältst du die gleiche Miete, auch wenn du weniger Heizkosten hast; dann hast du was davon: Cash in de Täsch. – Und der Mieter, der trotzdem verbrauchsabhängig bezahlt, spart auch Nebenkosten und hat was davon. Anreizmodelle, bei denen die Menschen Lust haben, Energie zu sparen,

(Beifall bei der FDP)

sind richtig und nicht Zwang, wie Sie das wollen. Daraus wird nichts werden.

Ich danke Ihnen recht herzlich.

(Beifall bei der FDP)

Das Wort hat die Abgeordnete Caren Lay, Fraktion Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7498786
Wahlperiode 19
Sitzung 205
Tagesordnungspunkt Ressourcenschonende Bau- und Immobilienwirtschaft
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