René RöspelSPD - Gentechnik-Standort Deutschland
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vorab will ich ausdrücklich sagen und anerkennen, wie hoch innovativ und wagemutig ich es finde, dass staatliches Geld in BioNTech und CureVac zu einem Zeitpunkt geflossen ist, wo überhaupt nicht absehbar war, dass diese Methoden Erfolg versprechend sind.
Ich will ausdrücklich sagen: Wenn mich vor 20 Jahren jemand gefragt hätte, ob man mit nRNA tatsächlich vernünftig arbeiten kann, hätte ich das verneint. Denn das ist – die Biochemikerin weiß es – eine total instabile Substanz, und überall fliegen die RNasen rum. Damit muss man sehr vorsichtig arbeiten. Deswegen: Hut ab! Innovativ, wagemutig – all das, was gefordert wird, ist schon von der Bundesregierung und den öffentlichen Institutionen erfüllt worden. Insofern hat sich ein Teil des FDP-Antrages sicherlich schon erledigt.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Im Moment stellen wir sowieso fest: Ein Schema bei FDP-Anträgen ist, dass um einen modernen Begriff herum in vielerlei Varianten Themen aufgebaut, Anträge gestellt werden. Hier sind es eben die neuen gentechnischen Verfahren, die im Zentrum stehen und mit Behauptungen garniert werden. Ich erinnere an die Rede des Wirtschaftsministers der FDP, Volker Wissing,
(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Was hat der denn gesagt?)
der dann auch noch behauptete, Biotechnologie stoße auf Ablehnung in unserer Gesellschaft.
Einer der Punkte, die in diesen Anträgen wie auch dem vorliegenden eine Rolle spielen, ist, dass diese gentechnischen Verfahren mit maximaler Präzision arbeiten und in der Anwendung keinerlei Sequenzveränderung feststellbar ist. Das allerdings finde ich schwierig; das muss man sich mal angucken. Das habe ich Weihnachten getan; die Weihnachtszeit hat ja auch den Vorteil, dass man ein bisschen mehr Zeit hat. Auf der zweiten Seite des FDP-Antrags schreiben Sie ja selbst, dass die neuen gentechnischen Verfahren „einfacher und präziser“ sind „als alles bisher Dagewesene“. Das stimmt tatsächlich; aber maximale Präzision ist eben was anderes.
Dann habe ich mir ein paar weitere Paper angeguckt. Man erkennt: Aha, es werden Unterschiede festgestellt in Effizienz, in Präzision, in Fehlerfreiheit sowohl in den Bereichen, die man verändern will – die nennt man On Target –, wie in Bereichen, die man nicht verändern will – die nennt man Off Target –, abhängig von den verwendeten Enzymen, den Temperaturen und davon, wie groß oder wie lang die veränderten Sequenzen sind. – Hier, finde ich, gebietet sich schon eine differenziertere Betrachtung, wozu zum jetzigen Zeitpunkt diese Methoden geeignet sind.
Zum Thema Biotechnologie sage ich ausdrücklich: Das, was wir an Impfstoffforschung erleben, hat mit den neuen gentechnischen Methoden gar nichts zu tun. Ich kann mich ausdrücklich Stephan Albani und Markus Paschke anschließen; die haben in allem recht gehabt – mit einer Ausnahme: Stephan Albani, der Aufschwung für Forschung und Bildung in diesem Land fing 1999 an.
(Beifall bei der SPD)
Aber trotzdem sind es große Erfolge. Ich finde, dass wir bis auf Querdenker und Verirrte eine große Zustimmung zu Biotechnologie in solchen Fragen haben.
Der zweite Punkt: Eingriffe in die menschliche Keimbahn. Hier wird behauptet, das sei jetzt sicherer und werde keinen Schaden zufügen. Auch das muss man differenzierter sehen. Aber ein wesentliches Argument gegen Eingriffe in die Keimbahn ist immer noch, mit welchem Recht wir eigentlich durch Genom-Editierung Auswirkungen auf künftige Generationen rechtfertigen.
Herr Kollege, kommen Sie zum Schluss, bitte.
Der dritte Punkt, den man sich differenzierter anschauen muss, ist: Kann man das in somatischer Gentherapie – das wird ja im FDP-Antrag gefordert – einsetzen? Ich finde: Ja, das bietet große Chancen; denn das greift nicht in das Genom des Menschen ein. Die Beurteilung von Risiko und Chance ist dann individuell. Sie ist steuerbar, weil der Patient gut behandelt wird, und wenn Probleme auftreten, kann der Arzt, die Ärztin sie beseitigen. Deswegen finden wir, das Thema erfordert eine differenzierte Betrachtung. Aber alles, was die FDP vorschlägt, brauchen wir im Prinzip nicht.
Es bleibt dabei – letzter Satz, Herr Präsident –:
Es sind schon einige drüber.
Wenn die FDP in der Opposition ist, fordert sie immer die gentechnische Revolution, und wenn sie in der Regierung ist, passiert nichts. – Wir wollen den Fortschritt, und den werden wir weiter human gestalten.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Damit schließe ich die Debatte.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7502142 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 209 |
Tagesordnungspunkt | Gentechnik-Standort Deutschland |