Katrin BuddeSPD - Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich will mit einem Zitat von der Schauspielerin Eva Meckbach beginnen:
Frauenrollen müssen sich fast immer an einer männlichen Figur abarbeiten. Oder ihr zuarbeiten, und dadurch zeigen sie ihre Stärke. Ihre Daseinsberechtigung ist ihre irgendwie geartete Relation zum kompetenten Mann. Vielleicht gibt es da einen Fight gegen ihn – dann ist sie doch kompetenter, aber er legt ihr natürlich Steine in den Weg. An diesem Punkt sind wir gerade: die männliche Kompetenz vorsichtig in Frage zu stellen, aber natürlich nie ganz. Man traut sich noch nicht, die wirklich kompetente Frau zu zeigen, unabhängig von Typen drum herum. Sondern man zeigt die, die jetzt noch kämpft. Aber Geschichten zu erzählen, wo Männer gar nicht so wichtig sind oder wo sie begleitend sind, aber nicht im Mittelpunkt stehen, weil man sich nicht an ihren Geschichten abarbeitet, an ihren Bedürfnissen, oder ihnen hilft, sie begleitet, sie versteht – das sehe ich total selten.
Eigentlich ist damit alles gesagt; denn das ist die gesellschaftliche Realität in und außerhalb der Kunst und Kultur, aber auch in dem Bereich Kunst-, Kultur- und Kreativwirtschaft.
Ich möchte Ihren Blick an dieser Stelle noch ein bisschen weiten beim Thema „Gleichstellung und Gleichberechtigung“. Es gibt schon bei der klassischen Frage „Wie steht es um die Gleichstellung zwischen Frau und Mann?“ so erschreckende Befunde, wie meine Kolleginnen und Kollegen das schon vorgetragen haben. Einen Befund will ich noch ergänzen: Wir hatten einen Anruf von einem jungen Mädchen, das sich bei uns beschwert hat, warum nur Tobias, Can und Julian die Checker in einer Kinderreihe des Bayerischen Rundfunks seien. Mädchen seien doch auch Checker und cool. Sie ist traurig, dass es keine Mädchen-Checker gibt. Das Mädchen hat recht:
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Auch Mädchen und Frauen sind Checkerinnen. – Es reicht bis in das Kinderfernsehen.
Wie sieht es aber, meine Damen und Herren, dann bei den weiteren Themen der Gleichstellung und Gleichberechtigung aus? Klare Antwort: noch schlechter. Sicher haben Sie vom Manifest der #ActOut-Gruppe der Schauspieler/-innen gehört. Wenn Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung geraten wird, diese geheim zu halten, und das von Agent/-innen, Caster/-innen, Produzent/-innen, Redakteur/-innen, Kolleg/-innen und Regisseur/-innen, dann ist das ein gesellschaftlicher Skandal.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf der Abg. Beatrix von Storch [AfD])
Wenn Menschen mit Beeinträchtigung erst gar nicht vorsprechen dürfen, dann ist das ein gesellschaftlicher Skandal.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Und wenn eine Balletttänzerin den Schwan nicht tanzen darf, weil sie eine andere Hautfarbe hat, und ihr gesagt wird, sie störe damit die Ästhetik des Balletts, dann ist das ein gesellschaftlicher Skandal.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Das, meine Damen und Herren, gehört geändert. Das gehört geändert durch deutliche und noch deutlichere Worte aus der Politik, dass wir dies nicht dulden, durch Anonymisierung von Auswahlverfahren, durch Klarstellung von Förderrichtlinien und durch feste Quoten überall – und noch viel mehr.
(Beifall bei der SPD)
Der Antrag der Koalition ist ein kleiner Anfang. Wir wissen das. Wir wissen, dass da noch viel Luft nach oben ist. Da geht noch ganz schön was.
(Erhard Grundl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann stimmen Sie unserem zu!)
Aber für den heutigen Tag bitte ich dennoch um Ihre wohlwollende Zustimmung. Ein Anfang ist es, und darauf werden wir aufbauen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Danke sehr. – Ich schließe die Aussprache.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7504442 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 212 |
Tagesordnungspunkt | Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien |