04.03.2021 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 215 / Tagesordnungspunkt 10

Götz FrömmingAfD - Bildungspolitik

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Ministerin Karliczek, Sie haben versucht, zu beschönigen, wo es nichts mehr zu beschönigen gibt. Ich glaube, ich spreche nicht nur für die AfD-Fraktion, sondern für das ganze Haus – –

(Widerspruch bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, definitiv nicht!)

– Hören Sie doch erst einmal, was ich sage.

Bitte! Jetzt ist Herrn Frömming dran.

Etwas mehr Mut zur Wahrheit hätte Ihnen in der derzeitigen Lage gut zu Gesicht gestanden.

(Beifall bei der AfD – Sören Pellmann [DIE LINKE]: Mit der Wahrheit haben Sie es ja auch nicht so!)

Meine Damen und Herren, zurück zur Realität. Vor zwei Tagen berichtete der Berliner „Tagesspiegel“ direkt aus den Schulen, wie es den Schülern wirklich geht. Ein Schüler berichtet – ich zitiere –:

Meine Schwester hat einfach aufgegeben und sitzt nachts weinend im Bett und schläft tagsüber – sie nimmt einfach nicht mehr am Homeschooling teil, weil es ihr zu viel wird.

Ein weiterer Schüler schreibt:

Ich habe das Gefühl (und ich glaube, viele andere auch), dass die Tage nur vorbeifliegen und man in einer Sackgasse gelandet ist und nicht weiß, wie man wieder heraus kommt.

Meine Damen und Herren, die Zahl der psychisch erkrankten Kinder hat während des Lockdowns dramatisch zugenommen, wie eine Studie der Uniklinik Hamburg nachweist. Fast jedes dritte Kind zeigt inzwischen Hinweise auf psychische Belastungsstörungen. Eine aktuelle Auswertung der Krankenkasse DAK kommt zu dem Ergebnis, dass sich in Berlin im ersten Halbjahr 2020 die Zahl der Psychiatrieeinweisungen junger Menschen fast verdoppelt hat. 16 Prozent der Schüler haben nach einer österreichischen Studie – in Deutschland sieht es wahrscheinlich ähnlich aus – suizidale Gedanken, weil sie es einfach nicht mehr aushalten.

Meine Damen und Herren, der Blick in unser Nachbarland Frankreich zeigt: Der permanente Schul-Lockdown war und ist nicht alternativlos. Es geht auch anders. In Frankreich sind die Schulen offen geblieben, und wir sehen, dass Frankeich bei den schweren Verläufen und bei den Coronatodesfällen nicht wesentlich mehr, sondern weniger – sogar fast 40 Prozent weniger – Fälle verzeichnet. Der Bildungsforscher Heinz-Elmar Tenorth fasst die gesamte Situation zusammen, indem er sagt: „Das Vorenthalten der Schule ist ein Verbrechen am Kind.“ Ich finde, er hat recht.

(Beifall bei der AfD)

Schauen wir in den Nationalen Bildungsbericht. Klar ist, dass er die Folgen der Pandemie noch nicht abbilden kann. Aber auch schon vor dem Lockdown sah es nicht gut aus.

Ich möchte einen Blick auf den Schulbereich werfen, der meist sträflich vernachlässigt wird, und zwar auf die Hauptschulen. Es gibt in Deutschland immer weniger Hauptschulen. Die Zahl der Hauptschulen nimmt bundesweit ab. Man kann geradezu von einem Hauptschulsterben sprechen. Dass einige diese Entwicklung offenbar auch noch begrüßen, zeigt, wie wenig Ahnung sie von der Sache haben. Die Hauptschule ist über Jahre hinweg systematisch schlechtgemacht worden. In Berlin hat man sie heruntergewirtschaftet und am Ende ganz abgeschafft. Aber mit welchem Ergebnis, meine Damen und Herren? Sind dadurch die Leistungen der Schüler wirklich besser geworden? Das Gegenteil ist interessanterweise der Fall. Ausgerechnet in Bayern, wo es noch die meisten Hauptschulen gibt, schneiden die Schüler quer über alle Schultypen relativ gut ab.

(Nicole Gohlke [DIE LINKE]: In Bayern gibt es die wenigsten Bildungsaufsteiger! Nehmen Sie das mal zur Kenntnis!)

Und ich sage: Noch schneiden sie in Bayern gut ab; denn inzwischen muss man dem ergrünten Ministerpräsidenten Söder ja alles zutrauen.

Es ist allerdings erschreckend, meine Damen und Herren, dass der Anteil der Gruppe von Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss um 20 Prozent gestiegen ist, obwohl es vor zwölf Jahren das Ziel des Bildungsgipfels in Dresden war, die Zahl der Schulabbrecher zu halbieren. Allein in den ostdeutschen Flächenländern sieht es gut aus. Dort haben wir relativ wenige Bildungsabbrüche und relativ viele gelungene Fachausbildungsabschlüsse. Ganz anders sieht es aus, wenn man nach Bremen, ins Saarland oder nach Nordrhein-Westfalen schaut. Kurz gesagt: Überall dort, wo die SPD lange regiert hat, geht es mit der Bildung bergab.

(Mechthild Rawert [SPD]: In Bayern?)

In den Bundesländern, wo die AfD gute Wahlergebnisse erzielt, steht es um die solide Bildung sehr gut.

(Beifall bei der AfD)

Ich finde, der nächste Nationale Bildungsbericht sollte dies gründlicher erforschen.

Stimmen Sie unserem Antrag zu. Dann geht es mit der Bildung in Deutschland wieder voran.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der AfD – Oliver Kaczmarek [SPD]: Das glauben Sie doch selber nicht! – Gegenruf der Abg. Nicole Höchst [AfD]: Der Niveaulimbo ist ja schon ganz unten, was Sie da vorgelegt haben!)

Vielen Dank, Dr. Frömming. – Nächste Rednerin: für die SPD-Fraktion Bärbel Bas.

(Beifall bei der SPD )

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Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7506051
Wahlperiode 19
Sitzung 215
Tagesordnungspunkt Bildungspolitik
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