Anton FriesenAfD - Bundeswehreinsatz in Afghanistan
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Liebe Bürger!
Wir waren dreizehntausend Mann, Von Kabul unser Zug begann, Soldaten … Weib und Kind, Erstarrt, erschlagen, verraten sind.
Was wie eine realistische Zustandsbeschreibung von Afghanistan 20 Jahre nach der NATO-Intervention klingt, wurde von Theodor Fontane im 19. Jahrhundert verfasst. Damals war gerade die britische Weltmacht am Hindukusch gescheitert, ein paar Jahrzehnte später die sowjetische. Und nun scheitert die US-amerikanische Weltmacht mit Deutschland als Anhängsel ohne eigene Strategie.
(Beifall bei der AfD)
20 Jahre Afghanistan-Krieg: Zeit, eine Bilanz zu ziehen, eine Bilanz des Schreckens. 59 deutsche Soldaten sind seit 2001 am Hindukusch gefallen, so viele wie in keinem anderen Militäreinsatz der Bundeswehr. Insgesamt 157 000 Menschen fanden den Tod, darunter 43 000 afghanische Zivilisten, alleine letztes Jahr 1 500 Afghanen, 424 humanitäre Helfer, 67 Journalisten. Ihnen allen und ihren Familien gilt unser Beileid.
(Beifall bei der AfD)
Sie alle sind Opfer einer kopf- und strategielosen Politik, die bis 2024 mindestens 20 Milliarden Euro deutsches Steuergeld für einen Krieg verschwendet, der nicht zu gewinnen ist. Was könnte man mit diesen 20 Milliarden Euro alles für unser Land, für unsere Bürger, für die Älteren und für die Bedürftigen tun? Zum Beispiel könnte man, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schon 2019 errechnet hat, das Elterngeld um 44 Prozent anheben oder das Defizit in der Pflegeversicherung – dieses Jahr voraussichtlich bis zu 2,5 Milliarden Euro – für Jahrzehnte ausgleichen, damit unsere Großeltern menschenwürdig gepflegt werden können,
(Beifall bei der AfD)
oder eben die Renten im Osten schneller anheben. Stattdessen wird das hart verdiente Geld des deutschen Steuerzahlers in einen Krieg gepumpt, der längst verloren ist.
Mittlerweile kontrollieren die Taliban wieder dieselbe Landesfläche wie 2001. Die Regierung in Kabul ist hochgradig korrupt. In Afghanistan blüht nicht die Demokratie, sondern der Mohn. Blühende Landschaften afghanischer Art! Afghanistan ist im Zuge der US-geführten NATO-Intervention zum Opiumproduzenten Nummer eins aufgestiegen. Tausende sind daran in Deutschland und in der Welt zugrunde gegangen.
Die Anzahl der Afghanen in Deutschland, oft Asylbewerber, ist von 2009 bis 2019 von 49 000 auf 263 000 gestiegen. Was wollen Sie eigentlich einer Mutter erzählen, deren Sohn am Hindukusch gefallen ist? Dass sie ihn in einem Zinksarg in Empfang nehmen kann, während Afghanen am Ku’damm Kaffee trinken?
(Beifall bei der AfD)
Die AfD ist die Friedenspartei Deutschlands.
(Beifall des Abg. Dr. Götz Frömming [AfD] – Lachen bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Das ist ja wohl das Allerletzte!])
Wir sagen: Abzug der Bundeswehr sofort einleiten, die Friedensverhandlungen zwischen den Taliban, der afghanischen Regierung
(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Ihr seid doch Aufrüstungsfreaks sondergleichen!)
sowie den anderen internationalen Akteuren konstruktiv begleiten und zusammen einen internationalen Mechanismus entwickeln,
(Zuruf des Abg. Alexander Ulrich [DIE LINKE])
der vernünftig verhindert, dass zukünftig von Afghanistan Terrorismus ausgeht.
(Beifall bei der AfD)
Nicht zuletzt muss eine umfassende Evaluierung des Scheiterns und seiner Gründe erfolgen.
Deutschland wird nicht am Hindukusch verteidigt, sondern am Brandenburger Tor.
Vielen Dank.
(Beifall bei der AfD)
Vielen Dank, Herr Kollege Dr. Friesen. – Nächster Redner ist der Kollege Jürgen Hardt, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7506132 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 215 |
Tagesordnungspunkt | Bundeswehreinsatz in Afghanistan |