05.03.2021 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 216 / Tagesordnungspunkt 27

Thomas LutzeDIE LINKE - Ökolog.-sozialer, digitaler Wandel der Industrie

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Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Digitalisierung und Industrie 4.0 sind Schlagwörter, die seit Jahren bemüht werden, wenn es um den Wandel unserer Industriegesellschaft geht. Fest steht: Dieser Wandel findet statt. Fest steht auch – das wurde durch die Coronaviruspandemie nochmals deutlich –: Dieser Wandel birgt Risiken, aber auch Chancen. Er muss also dringend politisch gestaltet werden.

Wie sehr Deutschland diesem Wandel mittlerweile hinterherhinkt, haben uns die letzten Monate sehr deutlich gezeigt. Wir sehen das daran, dass Onlineunterricht nicht nur daran scheitert, dass den Schülerinnen und Schülern oder den Schulen die notwendige technische Ausstattung fehlt, sondern auch daran, dass vielen Lehrkräften das notwendige Wissen fehlt oder sie es sich erst langsam erarbeiten müssen. Deshalb muss Digitalisierung zuallererst als Bildungsaufgabe begriffen werden, und zwar von der Schule bis zur beruflichen Weiterbildung.

(Beifall bei der LINKEN)

Zweitens brauchen wir – auch das hat uns die Pandemie gelehrt – dringend eine Investitionsoffensive für die digitale Infrastruktur. Oft genug scheitert das Homeoffice nicht am Willen der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber oder dem Können der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern daran, dass weite Teile Deutschlands beim schnellen Internet immer noch abgehängt sind. Hier helfen keine Schlagworte wie „5 G“ oder was man sonst so alles in der Öffentlichkeit hört. Hier helfen nur handfeste Investitionen in Technologien wie Glasfaser, und zwar nicht nur in den gewinnbringenden Ballungsräumen, sondern auch in jedem Dorf und jedem Haus.

(Beifall bei der LINKEN)

Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse fordert übrigens das Grundgesetz. Das gilt auch für dieses Thema.

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Drittens. Die deutsche Industrie braucht dringend mehr Diversifizierung. Während das erste vollelektrische Tesla Model S bereits im Jahr 2012 vom Band lief, träumte die deutsche Automobilindustrie mit Rückendeckung der Regierenden immer noch von der großen Zukunft des ach so sauberen und effizienten Dieselmotors. Für diese Innovationsfeindlichkeit der deutschen Automobilindustrie zahlen die Beschäftigten mehr und mehr die Zeche. Allein bei mir zu Hause im Saarland stehen bei Ford in Saarlouis Tausende Arbeitsplätze – noch sind es erst Hunderte, aber am Ende werden es Tausende sein – auf der Kippe; der ganze Standort ist in Gefahr. Gerade die Firma Ford hat diese Entwicklung mehr als deutlich verschlafen, aber sie ist nicht die einzige.

Deutschland muss also seine Abhängigkeit von der Autoproduktion endlich überwinden. Wir brauchen andere industrielle Produkte; denn der Einfluss des Klimawandels – wir wissen alle, wie sich das künftig entwickeln wird – wird immer stärker. Das bedeutet, dass sich die Menschen umstellen und Mobilität anders definieren werden. Deshalb muss in Nahverkehrskonzepte und in neue Mobilitätskonzepte investiert werden. Das brauchen wir.

Herzlichen Dank und Glück auf!

(Beifall bei der LINKEN)

Vielen Dank, Herr Kollege Lutze. – Nächster Redner ist der Kollege Hansjörg Durz, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7506675
Wahlperiode 19
Sitzung 216
Tagesordnungspunkt Ökolog.-sozialer, digitaler Wandel der Industrie
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