24.03.2021 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 217 / Tagesordnungspunkt 9

Christoph MatschieSPD - Berufliche Bildung - Entwicklungszusammenarbeit

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Der Antrag der Koalition sendet vier klare, deutliche Signale:

Das erste Signal. Wir wollen, dass mehr Mittel in der Entwicklungszusammenarbeit für die Bildung eingesetzt werden; denn Bildung ist die wichtigste Entwicklungsressource überhaupt.

(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Wolfgang Stefinger [CDU/CSU])

Nur über Bildung kann es gelingen, dass Menschen ihren Lebensweg selbstbestimmt in die Hand nehmen können. Nur über Bildung kann wirtschaftliche Entwicklung in Gang gesetzt werden. Nur über Bildung entstehen Perspektiven für Millionen Menschen in unseren Partnerländern.

Die zweite Botschaft. Wir wollen mehr für die berufliche Bildung tun; der Kollege Stefinger hat eine ganze Menge dazu gesagt. Unsere Erfahrung in der beruflichen Bildung wird in vielen Ländern der Welt geschätzt – wie ich finde, zu Recht –, weil wir ein System haben, bei dem die Sozialpartner und die Kammern zusammenarbeiten. Wir wollen – das steht auch im Antrag – auch in der Entwicklungszusammenarbeit, dass die Sozialpartner beim Ausbau von Berufsbildungssystemen in den Partnerländern stärker zusammenarbeiten.

(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Wolfgang Stefinger [CDU/CSU])

Die dritte Botschaft. Wir wollen die schulische Bildung stärken. Es ist mir besonders wichtig, dass wir nicht nur über die berufliche Bildung reden. Wie wichtig schulische Bildung ist, erleben wir gerade auch hierzulande – das zeigen auch die Debatten –, weil Kinder über Monate nicht mehr in die Schule gehen konnten. Wir reden zum Beispiel darüber, dass in unseren Partnerländern – ich schaue jetzt einmal auf Subsahara-Afrika – nicht nur für ein paar Monate, sondern dauerhaft aktuell 30 Millionen Kinder gar nicht in die Schule gehen können. Das ist ein gewaltiges Entwicklungshemmnis für die Gesellschaften, aber auch für jeden einzelnen Menschen, der betroffen ist. Von diesen 30 Millionen ist die Mehrzahl Mädchen und junge Frauen, die keine Schule besuchen können. Deshalb ist es mir wichtig, dass wir nicht nur über berufliche Bildung reden, sondern dass wir über den Anfang von Bildung reden, dass wir die schulische Bildung stärken, und das wollen wir mit diesem Antrag erreichen.

(Beifall bei der SPD)

Ich will an dieser Stelle dazusagen, dass es uns gemeinsam in der Koalition in den letzten Jahren gelungen ist, die Ausgaben für die Globale Bildungspartnerschaft auf inzwischen 75 Millionen Euro deutlich zu steigern. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei der Kollegin Sonja Steffen ganz herzlich bedanken, die als Haushälterin dieses Thema wesentlich vorangetrieben hat.

(Beifall bei der SPD)

Bildung für Frauen und Mädchen bedeutet mehr Potenzial für wirtschaftliche Entwicklung in unseren Partnerländern. Es ist aber auch die wichtigste Möglichkeit, auf ein sensibles Thema einzuwirken, nämlich das hohe Bevölkerungswachstum, das wir in vielen Staaten Subsahara-Afrikas haben. Das ist deshalb ein Problem, weil es oft schneller steigt, als die wirtschaftliche Entwicklung möglich ist. Wenn man sich einmal vor Augen führt, dass die afrikanische Bevölkerung in den nächsten drei Jahrzehnten um gut 1 Milliarde Menschen wachsen wird, dann kann man sich vorstellen, was das für die Bildungssysteme heißt, wie viele Schulen gebaut werden müssen, wie viele Lehrer ausgebildet werden müssen. Das können diese Staaten oft nicht aus eigener Kraft schaffen. Deshalb ist es wichtig, dass wir in die schulische Bildung in diesen Staaten investieren.

(Beifall bei der SPD)

Die vierte Botschaft, die dieser Antrag sendet: Wir wollen auch im Hochschulbereich stärker auf praxisorientierte Ausbildung setzen. Wir haben in Deutschland mit den Fachhochschulen oder Hochschulen für angewandte Wissenschaften, wie sich viele nennen, ein sehr gutes Modell entwickelt. Ich finde, wir sollten nicht nur Universitäten in den Partnerländern stärken und dort Partnerschaften aufbauen, wir sollten auch dafür sorgen, dass Modelle wie die Hochschulen für angewandte Wissenschaften in unseren Partnerländern stärker unterstützt werden, und zwar mit einer praxisorientierten Hochschulausbildung, damit Absolventen hinterher nicht arbeitslos dastehen, sondern auf dem Arbeitsmarkt unterkommen können.

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.

Der letzte Satz. Ich finde, das Signal wichtig: Wir wollen in der Entwicklungszusammenarbeit deutlich mehr Geld für die Bildung einsetzen; ein Viertel der Ausgaben des BMZ soll das sein. Ich bin gespannt auf den nächsten Haushaltsentwurf der Bundesregierung, der das dann sicherlich umsetzt.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Vielen Dank, Herr Kollege Matschie. – Das konnte Kleist auch: über eine ganze Seite einen Satz formulieren.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)

Als Nächster hat das Wort der Kollege Olaf in der Beek, FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP)

Personen

Dokumente

Automatisch erkannte Entitäten beta

Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7510501
Wahlperiode 19
Sitzung 217
Tagesordnungspunkt Berufliche Bildung - Entwicklungszusammenarbeit
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine