25.03.2021 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 218 / Tagesordnungspunkt 11

Ernst Dieter RossmannSPD - Gesundheit u. Bildung für Kinder und Jugendliche

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Liebe Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte appellativ zum Schluss unter anderem noch auf zwei Dinge eingehen.

Das Erste ist: Ich war etwas erschrocken, als die Bundeskanzlerin sagte: In einer solchen Situation hat jede Ebene ihre Verantwortung. – Vor allen Dingen hat in einer solchen Pandemie die Verantwortung bei allen zusammen zu liegen, was hier von verschiedensten Seiten ausgedrückt worden ist. Das spiegelt sich auch in der Verfassung wider: In Artikel 104b GG ist ausdrücklich von Naturkatastrophen die Rede, durch die eine besondere Verantwortungsgemeinschaft aller politischen Ebenen hervorgerufen wird.

Das Zweite ist: Wir haben jetzt eine strategische Bringepflicht. Denn bei vielen Menschen, bis hin zu Kindern, setzt sich der Gedanke fest: Die können es nicht. In Bezug auf Bildung muss man jetzt alles daransetzen, zu zeigen, dass etwas gekonnt wird. Mit einem Unterstützungsprogramm für Kinder und Jugendliche muss man jetzt schnell beginnen, sonst wird es wieder nichts.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Denn die Sommerferien gehen in einigen Bundesländern schon Mitte/Ende Juni los. Das sind noch drei Monate und vielleicht noch die Zeit der Ferien obendrauf.

Machen wir uns klar, um welche Dimensionen es geht. Es heißt: 20 bis 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen könnten mit Bildungsrückständen belastet sein. – Wir müssen uns klarmachen, was das in der Umsetzung bedeutet. Wenn ich 20 bis 25 Prozent von 8 Millionen oder 10 Millionen Kindern und Jugendlichen rechne – je nachdem, ob man die Berufsschulen dazu nimmt –, dann komme ich auf eine Zahl von 2 bis 2,5 Millionen Kindern und Jugendlichen. In der Zeitung lesen wir, dass in den Schulen in Vierergruppen gelernt werden soll: entweder vier Stunden in der Woche über ein halbes Jahr oder zwei Stunden in der Woche über ein ganzes Jahr. Das bedeutet dann, dass man 500 000 zusätzliche Lerngruppen bilden sollte – jede Woche. Wissen wir, wo wir die Lehrkräfte für diese 500 000 Lerngruppen herbekommen können, wie wir sie mobilisieren können, wenn es in Deutschland überhaupt nur 230 000 Lehramtsstudierende gibt?

Wenn man jetzt nicht von höchster Stelle ein Zeichen setzt, dass es einen richtigen, auch von Begeisterung und Verpflichtung getragenen Aufbruch und eine Chance auf Bildung nach Corona gibt, dann können wir die Menschen nicht mobilisieren – weder praktisch noch emotional – für die ganze Bewegung, die es dazu braucht. Und ich sage bewusst „Bewegung“; denn es wird am Ende eine Bürgerbewegung sein müssen: eine Bürgerbewegung von Gutwilligen, von Qualifizierten, so wie wir das in anderen Notsituationen auch hatten. Manche sagen: Wie war das mit den Flüchtlingskindern? Wie viele haben sich bereitgefunden, freiwillig etwas zu leisten?

Kollege Rossmann, die zwei Minuten beginnen nicht von vorne, wenn sie abgelaufen sind.

Das müssen wir noch einmal hinkriegen. Das sollte ein emotionaler Appell sein. Kommen Sie in die Hufe, bitte.

(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ich schließe die Aussprache.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7510734
Wahlperiode 19
Sitzung 218
Tagesordnungspunkt Gesundheit u. Bildung für Kinder und Jugendliche
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