25.03.2021 | Deutscher Bundestag / 19. EP / Session 218 / Tagesordnungspunkt 14

Marianne SchiederSPD - 80 Jahre Überfall der Wehrmacht auf Griechenland

Loading Interface ...
Login or Create Account






Liebe Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Botschafterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! „ 80 Jahre Überfall der deutschen Wehrmacht auf Griechenland“ ist ganz bestimmt ein Anlass, um als Deutscher Bundestag innezuhalten und sich voll Scham und in tiefer Demut vor den Opfern und ihren Angehörigen und der gesamten griechischen Bevölkerung zu verneigen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Es ist unvorstellbar, wie Wehrmacht, SS und Gestapo ab 1941 in Griechenland gewütet haben und mit welch gnadenloser Besatzungsherrschaft die Menschen unterdrückt, gequält, ausgebeutet, deportiert und ermordet wurden. Wir dürfen nie vergessen, welche Gräueltaten dort – und nicht nur dort – im Namen des deutschen Volkes verübt worden sind. Und wir dürfen nie damit aufhören, uns mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen und für sie Verantwortung zu übernehmen.

In diesem Zusammenhang möchte auch ich sagen: Die Art und Weise, wie die Kollegen der AfD heute versucht haben, dieses ernste Thema für ihre nationalistischen und populistischen Ideen zu nutzen und zu instrumentalisieren, ist nur noch abstoßend und beschämend.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ich meine aber auch, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass wir schon etwas tun und uns unserer Verantwortung stellen, auch in Griechenland. Staatsminister Michael Roth hat beschrieben, wie die erinnerungspolitische Zusammenarbeit mit Griechenland gestaltet wird und welche wichtigen und nachhaltigen Projekte dafür stehen: Deutsch-Griechischer Zukunftsfonds, Deutsch-Griechisches Jugendwerk, Holocaust-Museum in Thessaloniki sind ein Teil davon. Natürlich muss diese Arbeit fortgesetzt werden. Auch ich möchte heute von dieser Stelle aus allen Männern und Frauen und vor allen Dingen auch allen jungen Leuten von ganzem Herzen danken, die daran mitarbeiten; denn sie sind es, die Menschen zusammenbringen. Sie sind es, die es möglich machen, Vorurteile abzubauen und Vertrauen aufzubauen. Es ist ihre wichtige und wertvolle Arbeit, die es uns möglich macht, ein friedliches Miteinander in Europa zu gestalten und dauerhaft zu sichern.

Gleichwohl, liebe Kolleginnen und Kollegen vom Bündnis 90/Die Grünen, ist auch richtig, was in Ihrem Antrag steht: Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen sind die deutschen Verbrechen in Griechenland ebenso wenig verankert wie das Wissen um die nationalsozialistische Besatzungsherrschaft und den Vernichtungskrieg im Osten und Südosten Europas insgesamt. Auch das wissen wir, und auch hier haben wir gehandelt. Im Oktober des vergangenen Jahres sind wir – übrigens gemeinsam mit allen demokratischen Fraktionen in diesem Haus – dieses Thema angegangen und haben einen echten Meilenstein für die Erinnerungskultur in unserem Land beschlossen: mit der Errichtung einer Dokumentations-, Bildungs- und Erinnerungsstätte zur deutschen Besatzungsherrschaft des Zweiten Weltkrieges in ganz Europa und damit natürlich auch explizit – es steht sogar wörtlich drin – in Griechenland. Damit vermitteln wir historische Zusammenhänge, klären auf über das geschehene Leid und bieten uns, aber auch den Nationen, den Opfern und ihren Angehörigen Raum für Gedenken und Erinnern. Das ist genau das, meine ich, was Sie erinnerungspolitisch in Ihrem Antrag fordern.

Es ist der richtige Weg. Der Alltag der Menschen unter deutscher Besatzung, ihre Sichtweise und ihre Selbstbehauptung, aber auch generationenübergreifende Traumata der Nachkriegsgesellschaften und insbesondere die Millionen Opfer zwischen Pyrenäen und Kaukasus, Nordkap und Kreta sollen in dieser Dokumentations-, Bildungs- und Erinnerungsstätte breiten Raum einnehmen.

Ja, und was die Forderungen nach Reparationszahlungen und Entschädigungsleistungen betrifft, sind wir, was die Beurteilung der Rechtslage betrifft, unterschiedlicher Meinung. Das sollte uns aber nicht daran hindern, miteinander im Gespräch zu bleiben und einander zuzuhören.

In diesem Sinne hoffe ich, dass die heutige Debatte die deutsch-griechische Freundschaft vertiefen möge und dass der eingeschlagene Weg auch so fortgesetzt wird.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Danke sehr. – Die letzte Rednerin in der Debatte wird Elisabeth Motschmann von der CDU/CSU-Fraktion sein.

(Beifall bei der CDU/CSU)

API URL

Data
Source Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Cite as Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Retrieved from http://dbtg.tv/fvid/7510786
Electoral Period 19
Session 218
Agenda Item 80 Jahre Überfall der Wehrmacht auf Griechenland
00:00
00:00
00:00
00:00
None
Automatically detected entities beta