Karsten MöringCDU/CSU - Energieversorgung in Deutschland
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meinen Zettel mit den ganzen technischen Einzelheiten, warum Atomkraftwerke der Generation IV nicht oder kaum oder nur mit großen Problemen behaftet realisiert werden können, habe ich jetzt auf dem Platz liegen gelassen, weil das meiste davon schon gesagt ist. Es geht ja hier – und das ist auch schon mehrfach betont worden – gar nicht primär darum, dass uns die AfD vermitteln möchte, es gibt einen Weg in die Atomenergie. Vielmehr zäumt sie das ja von verschiedenen Seiten auf.
Da ist einmal die Aussage, es gebe eine Perspektive, die wirtschaftlich und sicher ist. Wir haben einige Beispiele dafür gehört, warum das nicht so ist. Dann sagt sie aber auch: Unsere Stromnetze sind zu wenig stabil, und deswegen brauchen wir die Kernenergie, um grundlastfähige Versorgung sicherzustellen.
(Zuruf von der AfD: Genau!)
Aber die AfD ist ein bisschen hinter der Zeit zurück.
(Marianne Schieder [SPD]: Nicht nur ein bisschen! – Dr. Bernd Baumann [AfD]: Wie die meisten Länder der Welt!)
Sie bezieht sich in ihrem Antrag an mehreren Stellen auf diverse Zeitungsartikel. Und für den Punkt, den ich eben gerade nenne, zitiert sie einen Artikel aus der „WirtschaftsWoche“ aus dem Jahre – 2013.
(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Doch so aktuell!)
– Ja, ja, ganz aktuell; 2013. – Was die AfD aber bisher nicht begriffen hat, ist, dass unser Versorgungssystem Strom, unser Stromnetz, nicht mehr auf der alten Gliederung von Grundlast, Mittellast, Spitzenlast basiert, sondern dass wir eine zunehmende Dezentralisierung und Digitalisierung im Stromnetz haben, mit denen wir die sichere Versorgung zu jedem Zeitpunkt gewährleisten.
Das ist ein anderes System, und nur mit einem solchen System sind wir auch in der Lage, volatile Energieerzeugung durch die Erneuerbaren zu beherrschen. Deswegen brauchen wir keine neuen grundlastfähigen Stromerzeuger, sondern wir brauchen ein flexibles, kontrollierbares System mit einer ausreichenden Menge an Strom, die wir auf verschiedene Weise herstellen können.
Ich will auf die Einzelheiten gar nicht eingehen.
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Das ist klar!)
Selbstverständlich gehört die Möglichkeit des Speicherns dazu. 2013 hatte auch noch keiner eine Idee davon, wie man in großem Umfang schnell Lasten abschalten kann, und, und, und.
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Haben Sie heute eine Idee davon?)
Da gibt es Möglichkeiten, die wir nutzen, und so stabilisieren wir das Stromnetz.
Jetzt aber trotzdem noch kurz zu ein paar inhaltlichen Aspekten Ihres Antrags. Die Zeithorizonte für den möglichen Bau eines Demonstrationsreaktors sind realistischerweise 20, 30 Jahre, wenn es denn einen Träger dafür gibt.
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Wenn die CDU regiert!)
Bisher gibt es ja Studien zu Teilaspekten, die allesamt nicht so sind, dass man sagen kann: Wunderbar, das ist die Sache. Wir haben Probleme mit Tritium: Da sind die Behälter nicht dicht. Wir haben beim Atommüll eine hohe Strahlenbelastung, die dazu führt, dass man, wenn man ihn endlagert, ein Kühlsystem braucht, weil das sonst zu starke Erhitzungen mit sich bringt, und, und, und.
Da gibt es eine ganze Reihe von Problemen – das sagt uns die Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes –, sodass Staaten, die daran gearbeitet haben, beispielsweise Norwegen, aufgeben, so etwas zu verfolgen, weil sie sagen: Der Zeithorizont hilft uns für das Thema Klimaneutralität 2050 überhaupt nicht; denn bis dahin haben wir solche Möglichkeiten mit Sicherheit nicht realisiert, selbst wenn es denn zum Schluss ginge. Und diese Frage ist ja schon hypothetisch genug.
Von daher: Der Weg, den wir gehen müssen, und der Weg, den wir gehen können – das ist der entscheidende Punkt –, ist der Weg, dass wir ohne Kernenergie, perspektivisch ohne Kohle und perspektivisch auch ohne fossiles Gas unsere Energiesysteme aufrechterhalten können und auf diese Weise zur Klimaneutralität erheblich beitragen, auch wenn unser Anteil am Klimagasausstoß, wie Sie ja immer betonen, weltweit sehr gering ist. Aber ohne dass jeder seinen Part tut, kommen wir auch nicht voran.
Und deswegen: Auf diesem Wege sind wir richtig unterwegs. Sie täten gut daran, uns dabei zu begleiten und sich nicht von der Entwicklung überrollen zu lassen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Vielen Dank, Karsten Möring. – Letzter Redner in dieser Debatte – ich bitte die Kolleginnen und Kollegen, noch einmal aufmerksam zu sein; wir sind nämlich noch in der Debatte – ist René Röspel für die SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7514775 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 220 |
Tagesordnungspunkt | Energieversorgung in Deutschland |