14.04.2021 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 220 / Tagesordnungspunkt 4

René RöspelSPD - Energieversorgung in Deutschland

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das war also das Märchen der AfD von der harmlosen Atomenergie, gegossen in einen, wie das Kollege Neumann ja richtig sagte, scheinheiligen Antrag, der, wenn man sich genau einliest, ja voller Unwägbarkeiten ist und auch noch von vorsichtigen Formulierungen strotzt. Weniger Atommüll als in anderen Reaktoren – das mag ja stimmen, aber was bedeutet das denn letztendlich?

Und da werden eben auch Zitate in einen falschen Zusammenhang gebracht. Sie sollten die Studien oder die Papiere, die Sie zitieren, vielleicht auch lesen. Beispiel McKinsey und Versorgungsengpässe. Das Originalzitat von McKinsey lautet:

Um keine Versorgungsengpässe zu riskieren, sollten daher

– Achtung! -

die Erneuerbaren ausgebaut werden, insbesondere der ins Stocken geratene Windkraftausbau.

Das ist das, was Sie zitieren,

(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Zuruf von der LINKEN: Hört! Hört!)

also genau das Gegenteil der Intention, die Sie suggerieren wollen.

Aber wir hätten vielleicht das alles hier auch objektiver und neutraler diskutieren können. Alle Fraktionen dieses Hauses, alle demokratischen jedenfalls, waren ja bereit, dem Büro für Technikfolgenabschätzung beim Bundestag, einem international renommierten und neutralen Büro, den Auftrag zu geben, einen Sachstandsbericht über die Reaktoren der vierten Generation abzuliefern. Wer es unter fadenscheinigen Gründen verhindert hat, war die AfD,

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)

möglicherweise weil Ihnen die Ergebnisse zu unbequem gewesen wären. Aber wir hätten dort wahrscheinlich lesen können, was wir überall schon in den Studien lesen können, die es weltweit gibt.

Die Kurzfassung ist ja vom Wissenschaftlichen Dienst aufgezeigt worden: Es gibt keine Problemlösungen der Kernenergie, auch nicht mit den Reaktoren der vierten Generation. Es bleibt bei radioaktivem Abfall. Natürlich, okay, die Havariegefahr, das Risiko ist geringer als in Fukushima oder Tschernobyl. Aber unverändert bleiben die Kernprobleme des radioaktiven Abfalls, von dem niemand auf der Welt weiß, wo er denn hinkommt. Es bleibt das Problem, dass waffenfähiges Material entsteht, also ein Proliferationsproblem. Es kann für nukleare Waffen genutzt werden. Und es bleibt die Frage: Wie ist das eigentlich vernünftig zu finanzieren, und wann kann man so etwas auch wirklich in die Praxis umsetzen?

Und tatsächlich: Selbst das Konsortium, das international Forschung betreibt – Norwegen und andere Länder steigen ja wieder aus –, sagt: Wenn wir jedes Jahr rund 300 Millionen Dollar in die Forschung stecken, dann haben wir vielleicht 2060 den ersten kommerziell verwendbaren Reaktor, der die erste Kilowattstunde Strom liefert – für viele Milliarden Euro, die man reinpumpen muss.

Wir sagen: Mit 1 Milliarde Euro könnte man viel besser 100 000 Familien glücklich machen, zum Beispiel indem man ihnen eine 10-Kilowatt-Peak-Photovoltaik-Anlage aufs Dach setzt.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Nach zwei Jahren produziert die mehr Strom, als ihre Erzeugung gebraucht hat, es entstehen keine Brennstoffkosten. Es ist saubere Energie, die Familie ist glücklich, der Dachdecker ist glücklich, die Elektroinstallateure; die Wertschöpfung bleibt vor Ort.

Wir sind auf dem Weg. Wir machen lieber 100 000 Familien glücklich, als in die Großkonzerne zu investieren, wie das die AfD will.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7514776
Wahlperiode 19
Sitzung 220
Tagesordnungspunkt Energieversorgung in Deutschland
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine