16.04.2021 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 222 / Tagesordnungspunkt 35

Thomas LutzeDIE LINKE - Bewältigung der Corona-Krise

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich kurz zur Sache kommen. Der Antrag der sogenannten AfD, über den wir abstimmen werden, und die anderen Anträge sind überflüssig.

(Zuruf von der AfD: Uiuiui!)

Die Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen ist von Beginn an das letzte Mittel, um pandemiebedingt in Not geratene Unternehmen zu entlasten. Wir brauchen stattdessen andere und vor allem bessere Instrumente, um den Unternehmen, aber auch den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wirksam zu helfen und sie zu entlasten.

Erstens. Das Kurzarbeitergeld muss auf 90 Prozent angehoben werden.

(Beifall bei der LINKEN)

Für den Niedriglohnbereich fordert meine Fraktion eine Anhebung auf 100 Prozent.

(Beifall bei der LINKEN)

Unterhalten Sie sich doch einfach mal mit den Betroffenen, die teilweise Wochen, wenn nicht sogar monatelang auf große Teile ihres Einkommens verzichten müssen, darüber, wie deren Situation ist. Ich glaube, da reichen zwei, drei Gespräche aus, um sich ein klares Bild zu machen.

(Norbert Kleinwächter [AfD]: Das entlastet aber nicht die Arbeitgeber!)

Zweitens muss die Stundung von Gewerbemietrückständen, welche in der ersten Coronawelle geregelt wurde, rückwirkend fortgeführt werden.

(Beifall bei der LINKEN)

Keinem Unternehmen, welches pandemiebedingt drastische Einnahmeneinbußen hat, darf in dieser schweren Zeit das Mietverhältnis gekündigt werden.

Drittens. Unternehmen, die von Schließungen oder starken Einschränkungen betroffen sind, müssen weitere Staatshilfen gewährt werden. Soloselbstständige und Kleinunternehmer brauchen zudem auch endlich einen Unternehmerlohn.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir schlagen 1 200 Euro pro Monat vor.

Doch alle Hilfsgelder helfen nur, wenn sie pandemiebedingte Pleiten verhindern. Pleiten verhindern sie aber nur dann, wenn die Hilfen vor einer Pleite bei den betroffenen Unternehmen ankommen. Das ist derzeit oft nicht der Fall. Um das zu ändern – das ist mein vierter Punkt –, müssen die Vergabeverfahren endlich vereinfacht werden.

(Beifall bei der LINKEN)

Die Verantwortung für diese miserable Situation, in der wir zurzeit alle sind, trägt zuallererst der Virus. Aber der Bundeswirtschaftsminister Altmaier, CDU, macht es durch sein Handeln nicht viel besser. Über Monate war sein Ministerium hoffnungslos überlastet. Eine Wirtschaftskompetenz, die man der Union oft nachgesagt hat, gab es höchstens in homöopathischen Dosen. Das ist dann hoffentlich, liebe Kolleginnen und Kollegen, Ende September Geschichte.

(Beifall bei der LINKEN)

Scharf und gründlich müssen wir überlegen – und das vor allen Dingen auch außerhalb des Wahlkampfes –, ob die bisherigen Regelungen unseres Föderalismus noch zeitgemäß sind. Es gibt sicherlich vieles, was sich bewährt hat und was nicht schlecht ist; es ist aber auch vieles dabei, was sich als ungeeignet erwiesen hat. Wenn wir es im Gesundheitswesen, gerade in den Krankenhäusern, mit einem Wirtschaftssystem zu tun haben, in dem 6 bis 8 Prozent Rendite erwirtschaftet werden müssen, dann gehört auch das dringend korrigiert. Das sind wir den Patientinnen und Patienten und auch den Beschäftigten in den Krankenhäusern schuldig.

(Beifall bei der LINKEN)

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche uns allen ein frohes Wochenende. Glück auf!

(Beifall bei der LINKEN)

Vielen Dank, Herr Lutze. – Das Wort geht an den Kollegen Markus Kurth von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7515519
Wahlperiode 19
Sitzung 222
Tagesordnungspunkt Bewältigung der Corona-Krise
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