Roland HartwigAfD - Aktuelle Stunde - Wachsende Gefahr einer Eskalation in der Ostukraine
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Gäste auf der Tribüne! Liebe Zuschauer! Manchmal zeigt uns ein Blick in die Vergangenheit den Weg in die Zukunft. Bis in das 20. Jahrhundert hinein existierte eine kulturelle Einheit des europäischen Kontinents. Wir waren das wissenschaftliche, kulturelle, politische und wirtschaftliche Zentrum der Welt.
(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer ist „wir“?)
Die Einheit der europäischen Kultur zerbrach mit dem Ersten Weltkrieg und der Oktoberrevolution in Russland.
(Zurufe der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE] und Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Der Zweite Weltkrieg brachte den endgültigen Abstieg Europas.
(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und dann kamen Sie!)
Lag der Anteil der Europäer an der Weltbevölkerung im Jahr 1900 noch bei 25 Prozent, so beträgt er heute weniger als 10 Prozent, und er sinkt kontinuierlich weiter.
In Wirtschaft und Forschung sind wir inzwischen weit hinter die Vereinigten Staaten und Asien zurückgefallen. Auch politisch haben wir an Einfluss verloren. Im Europa westlich des ehemaligen Eisernen Vorhanges ist zudem ein rasanter Verfall der europäischen Kultur zu beklagen.
(Dr. Nils Schmid [SPD]: Was?)
Die heutige Aktuelle Stunde ist Symptom dieses Niederganges.
(Lachen und Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Seit acht Jahren haben wir einen bewaffneten Konflikt mitten in Europa, der für viele zur Normalität geworden ist und mit dem wir uns heute nur deshalb wieder beschäftigen, weil er zu eskalieren droht. Die Bundesregierung hat fast immer eine unausgewogene, ideologisch eingefärbte Sicht auf diese Welt; Herr Staatsminister Roth hat uns heute dafür wieder ein sehr eindrucksvolles Beispiel geliefert. Der einseitige Fingerzeig auf russische Truppenbewegungen im Titel der von den Koalitionsfraktionen aufgesetzten Aktuellen Stunde ist hierfür ein Beispiel. Zu den gegenwärtigen Truppenbewegungen der NATO von rund 30 000 Soldaten hört man von der Regierung und von den Medien so gut wie nichts.
Wir leben heute in einem Klima der politischen Korrektheit und der repressiven Toleranz. Ihre Toleranz, meine Damen und Herren, endet doch sofort, wenn andere – wie wir – Ihrer Meinung nicht folgen.
(Beifall bei der AfD – Zuruf des Abg. Alexander Graf Lambsdorff [FDP] – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das belegt auch wieder die heutige Debatte, und vor allen Dingen belegen das Ihre polemischen Zwischenrufe. Was nicht dem verordneten Zeitgeist in Deutschland entspricht, wird ausgegrenzt, unterdrückt und bekämpft.
(Alexander Graf Lambsdorff [FDP]: Sie klingen wie Heike Hänsel!)
Das gilt für den Umgang mit den eigenen Bürgern genauso wie mit denen unserer europäischen Nachbarn: den Polen, den Ungarn und den Russen.
(Dr. Alexander Gauland [AfD]: Genau!)
Hier werden ganz gezielt Zerrbilder geschaffen, aus denen dann Feindbilder entstehen.
(Zuruf des Abg. Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Sie lassen es dann als legitim erscheinen, dem anderen mit Sanktionen den eigenen Willen aufzuzwingen. Und wenn das nicht hilft, dann glaubt man in Deutschland, verbieten und nach außen militärische Stärke zeigen zu müssen.
(Dr. Johann David Wadephul [CDU/CSU]: Jetzt sprechen Sie von Russland!)
Das war einmal anders, und wir als AfD-Fraktion arbeiten daran, dass es auch wieder anders werden wird.
(Beifall bei der AfD)
Europa war in seiner nationalen Vielfalt einmal geeint und nicht in seinen Unterschieden getrennt. Es gab eine positive Neugier für diese Unterschiede, machen sie doch gerade den Reichtum unseres Kontinents aus. Europa war einmal mehr als ein gemeinsamer Markt und ein militärischer Brückenkopf der USA. Es war ein geistiger Entwurf, der die europäischen Völker auf Basis ihrer gemeinsamen Herkunft und Entwicklung verband, gegründet auf den zuerst in Griechenland entwickelten Grundsätzen der Demokratie, dem römischen Recht, der Renaissance und der Aufklärung, die leider wieder verloren zu gehen droht, und der Freiheitsliebe der Germanen.
(Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Diese Freiheitsliebe verbindet uns mit den Ländern Osteuropas, die ihre Eigenständigkeit gegen viele Herausforderungen und nun auch gegen eine zentralistische Europäische Union verteidigen.
(Dr. Johann David Wadephul [CDU/CSU]: Gut zuhören!)
Wir wollen ein Europa der Vaterländer und den Rückbau der zentralistischen Union in eine Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, wie sie jahrzehntelang erfolgreich bestand.
(Zurufe von der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Problem: Neben dem Verlust der Staatsidee ist zunehmend auch der Verlust der europäischen Idee zu beklagen. Als Konsequenz bleibt der europäische Raum auch 30 Jahre nach dem Fall der Mauer in zwei einander gegenüberstehende Lager geteilt.
(Peter Beyer [CDU/CSU]: Mein Gott!)
Dass diese Trennlinie nun durch die Ukraine verläuft, ist besonders dramatisch. Die Ursprünge Russlands liegen in Kiew. Die Bevölkerungen beider Länder sind durch unzählige familiäre Bande eng miteinander verbunden.
(Dr. Alexander Gauland [AfD]: Ja!)
Hier wird gewaltsam getrennt, was zusammengehört. Wir dürfen auf gar keinen Fall den Stimmen derjenigen folgen, die nun die letzten Brücken einreißen und weiter an der Spirale militärischer Eskalation drehen möchten.
Aus den Trümmern eines dritten großen Krieges wird Europa nicht wiederauferstehen. Wir brauchen daher dringend einen Neustart in Europa unter Einbeziehung Russlands. Auf Dauer wird es Sicherheit in Europa nur mit und nicht gegen Russland geben.
Vielen Dank.
(Beifall bei der AfD – Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zur Super League haben Sie auch nichts gesagt, Herr Hartwig! – Gegenruf von der CDU/CSU: Nee, und zu den Wikingern auch nichts! – Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hermann der Cherusker, das war doch ein guter Typ!)
Das Wort hat der Kollege Roderich Kiesewetter für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7516737 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 224 |
Tagesordnungspunkt | Aktuelle Stunde - Wachsende Gefahr einer Eskalation in der Ostukraine |