22.04.2021 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 224 / Tagesordnungspunkt 25

Enak Ferlemann - Änderung des Seelotsgesetzes

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Moin! Sehr geschätzter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Diejenigen, die von der Küste stammen, so wie der Präsident und auch ich, wissen den Beruf des Seelotsen sehr zu schätzen. Die Seelotsen haben einen sehr ehrbaren Beruf. Sie gelten an der Küste als ein Markenzeichen für Verlässlichkeit, für Korrektheit, für ewige Einsatzbereitschaft und für den Dienst an der Gemeinschaft,

(Beifall des Abg. Andreas Mrosek [AfD])

vergleichbar – vielleicht für die Kollegen im Süden – mit Mineuren in der Schweiz und ähnlichen, also besondere Berufsgruppen, die eine sehr große Verantwortung tragen.

Wir in Deutschland haben die meistbefahrenen Seegebiete der Welt: in der Nordsee und in der Ostsee. Dass dort so wenig passiert, haben wir im Wesentlichen auch den Seelotsen zu verdanken. Deswegen müssen wir als Staat diese Berufsgruppe besonders im Auge haben. So wollen wir heute das Seelotsgesetz – Herr Präsident, es heißt „Seelotsgesetz“ – ändern.

Warum? Wir haben das Problem, dass wir nicht mehr so viele Schiffe unter deutscher Flagge in Fahrt haben, wie wir uns das vielleicht gerne wünschen würden. Daher fehlt der Nachwuchs für die klassische Ausbildung zu einem Seelotsen. Also haben wir uns vor Jahren Gedanken darüber gemacht: Wie können wir das mögliche Fehl beim Nachwuchs an deutschen Seelotsen und übrigens auch Seelotsinnen ausgleichen?

Dabei sind wir, unterstützt vor allem durch die Bundeslotsenkammer, für deren gute Ratschläge ich außerordentlich dankbar bin, auf die Idee gekommen: Wir orientieren uns an anderen Berufen und schaffen andere Ausbildungswege, um zu dem Beruf des Seelotsen zu kommen. So haben wir drei Module entwickelt, um auf verschiedene Arten zu diesem Beruf zu kommen.

Es war bisher so, dass man nur über den Kapitän auf großer Fahrt zu diesem Beruf kommen konnte. Eine lange Tour, die diejenigen aber abhält, die vielleicht sagen: Ich möchte von vornherein nur Seelotse werden. Ich will gar kein Kapitän auf großer Fahrt werden.

Vor allem für Frauen, von denen wir mehr in diesem Beruf haben wollen – es ist derzeit noch eine reine Männerdomäne –, brauchen wir eine bessere Zugangsmöglichkeit. Dieser lange Ausbildungsweg, dieser lange Zugangsweg hat doch viele davon abgeschreckt, diesen Beruf, den sie an der Küste vielleicht gerne ergriffen hätten, letztlich zu ergreifen.

Deswegen haben wir drei Wege geschaffen: den klassischen Weg, eine etwas verkürzte Ausbildung und auch eine Ausbildung über ein nautisches Studium – mit der Möglichkeit, am Ende sogar einen Master zu erwerben. Das ist sehr attraktiv für diejenigen, die von vornherein sagen: Ich möchte eigentlich nur Seelotse oder Seelotsin werden.

Ich glaube, das ist sehr klug, was wir Ihnen hier vorschlagen. Es gibt in den Brüderschaften sicherlich auch Kritik,

(Beifall des Abg. Andreas Mrosek [AfD])

weil sich viele natürlich erst mal auf diese Umstellung einstellen müssen. Wir haben das schon an einer Brüderschaft gelernt, geübt, aber wir werden das jetzt überall einführen. Ich wage die Prognose, dass nachher alle sehr froh sind.

Warum? Wir brauchen jedes Jahr etwa 30 bis 60 Seelotsen, um die ausreichende Personalausstattung auf den Schiffen sicherstellen zu können. Es wäre verheerend, wenn wir nicht rechtzeitig dafür sorgen würden, dass dieser Nachwuchs da ist. Man stelle sich mal den Stau von Schiffen vor, wenn wir nicht genug Seelotsen hätten. Das darf uns nicht passieren. Deswegen ist es höchste Zeit, dass es zu diesem Gesetz kommt.

Ich bin sehr froh, dass der Ausschuss darüber sehr intensiv beraten hat, dass die Kollegen auch manche kritische Frage gestellt haben, dass auch mancher Verband kritisch gefragt hat: Was macht ihr da? Habt ihr euch das gut überlegt? – Ja, wir haben uns sehr, sehr gut überlegt, warum wir Ihnen das so vorschlagen. Es dient dem Erhalt dieses hochangesehenen Berufes an der Küste. Es dient der Sicherheit von Mensch und Material, von der Umwelt an der Küste. Es dient letztlich auch der Welthandelsnation Deutschland und dem Tourismusstandort.

Besser kann man es eigentlich gar nicht haben. Insofern bitte ich herzlich darum, diesem Gesetz zuzustimmen. Ich danke für eine gute Beratung und Unterstützung.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Normalerweise nehme ich ja Belehrungen der Bundesregierung äußerst ungern entgegen, aber diesmal war sie zutreffend: Es heißt wirklich „Seelotsgesetz“. Ich habe mich davon überzeugt, dass ich mich nicht verlesen habe: Seelotsgesetz. – Gut.

(Florian Oßner [CDU/CSU]: Sie kommen doch von der Küste! – Heiterkeit)

– Ja, aber an der Küste würden wir auch immer „Lotsen“ oder „Lotsinnen“ sagen. Bei „Lot“ denke ich an was anderes.

Nächster Redner ist der Kollege Andreas Mrosek, AfD-Fraktion.

(Beifall bei der AfD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7516843
Wahlperiode 19
Sitzung 224
Tagesordnungspunkt Änderung des Seelotsgesetzes
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine