06.05.2021 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 227 / Tagesordnungspunkt 16

Erich IrlstorferCDU/CSU - Spätfolgen der Corona-Erkrankung

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Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich stehe hier nicht nur als Abgeordneter und Gesundheitspolitiker, sondern ich stehe hier auch als Betroffener. Ich habe mich am 3. Januar bei der Sterbebegleitung meiner Mutter mit Corona infiziert und habe leider auch meine ganze Familie infiziert.

Meine Familie und ich haben Spätfolgen, und ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung berichten, wie es sich anfühlt, wenn man sich jeden Tag mit diesem Thema aktiv auseinandersetzen muss. Wir alle hatten unterschiedliche Symptome, und jeder von uns hat auch in der Spätfolge andere Symptome, außer meiner Mutter; sie ist nämlich verstorben.

Von daher möchte ich schon darauf hinweisen – und natürlich auch bitten, dies anzuerkennen –, dass das ein großes Thema ist. Ich höre hier natürlich auch auf die Wissenschaft. Wenn Frau Professor Behrends aus München, die für den Bereich Kinder- und Jugendmedizin zuständig ist, sagt: „Ja, wir machen die Feststellung, dass zwischen 5 und 7 Prozent der Kinder und Jugendlichen hier Symptome aufweisen, die in die Richtung ME/CFS gehen“, und wenn Frau Professor Scheibenbogen von der Charité in Berlin sagt: „Ja, wir rechnen damit, dass 2 Prozent hier mit Spätfolgen belegt sind, die in diese Richtung gehen“, dann ist es unser politischer Auftrag, das ernst zu nehmen. Und deshalb sind die beiden Anträge gut und auch sinnvoll.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Kirsten Kappert-Gonther [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass wir bereits Strukturen haben und dass nicht alles schlecht ist. Dass wir hier natürlich in Forschung und Weiterbildung investieren müssen, das ist klar. Das, was wir jetzt aktuell haben, genügt nicht. Und deshalb ist es notwendig, dass wir unsere niedergelassenen Ärzte, unsere Hausärzte, unsere Fachärzte und natürlich auch die Ärzte in den Kliniken hierzu weiterbilden und dass wir sie fortbilden.

Es ist aber auch wichtig, dass wir bestehende Einrichtungen, die wir in Reha-, in Kurkliniken, in Heilbädern haben, hier natürlich wieder mit ins Boot holen. Und wir brauchen hier auch eine Differenzierung mit Blick auf die Erwachsenen-Reha für Long Covid, aber natürlich ebenso in der Kinder- und Jugendmedizin eine Systematik, wo man nicht sagt: Kinder sind kleine Erwachsene. – Das ist wichtig. Hier ist man in Bad Füssing unterwegs, indem man gerade ein interdisziplinäres Post-Covid-Rehabilitationskonzept mit multimodalem Behandlungsansatz entwickelt.

Als ich auf Reha kam und gepostet habe, dass ich erst einmal fünf Wochen weg bin, haben sich 7 500 Menschen gemeldet, die mich um Hilfe gebeten haben und gesagt haben: Wir haben weder einen Ansprechpartner, noch haben wir eine Hilfe oder hier jemanden, der uns Informationen gibt. Das hat mich dazu bewogen, dass wir am 21. Mai einen Selbsthilfeverein gründen; er nennt sich ELIAS.

Ich freue mich, wenn ich sehe, was wir da an Zulauf haben. Ich danke Ralph Brinkhaus und Alexander Dobrindt, dass sie mir versprochen haben, das Ganze auch hier im politischen Alltag mit einzubringen. Ich glaube, in diese Richtung können wir niederschwellig etwas leisten. Das ist auch unsere Aufgabe. Ich lade Sie alle dazu ein. Herzlichen Dank, wenn Sie hier aktiv werden!

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Herzlichen Dank, Kollege Irlstorfer. – Ich beende die Aussprache.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7519752
Wahlperiode 19
Sitzung 227
Tagesordnungspunkt Spätfolgen der Corona-Erkrankung
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