20.05.2021 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 230 / Tagesordnungspunkt 12

Thomas HackerFDP - Filmförderung

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Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ende März haben wir uns in erster Lesung mit der Verlängerung des Filmförderungsgesetzes beschäftigt. Eine wirkliche – und auch überfällige – Novellierung, mit der auf die veränderten Realitäten in der Branche und auf die gravierenden Umbrüche im Zuschauerverhalten hätte reagiert werden können, konnten Sie, liebe Koalition, unter Verweis auf die Coronapandemie nicht vorlegen.

Zum Glück greifen ja wenigstens viele der zuletzt vorgelegten Änderungsanträge die Vorschläge der Branchenexperten auf. Das ist richtig. Es ist aber auch allenfalls Pflicht, keine Kür. Der deutsche Film und unser Produktionsstandort haben mehr verdient als vielleicht amüsante Böhmermann-Zerrisse. Wie wäre es mit internationaler Anerkennung, gern auch mal wieder einem Oscar, einer Goldenen Palme oder einem Goldenen Bären?

Wir Freien Demokraten hätten uns mehr Mut und Entschlossenheit für eine zukunftsfähige Filmförderung gewünscht.

(Beifall bei der FDP)

Diese zu entwickeln, ist die dringende Aufgabe unmittelbar zu Beginn der nächsten Legislaturperiode. Wir Freien Demokraten wollen daran mitarbeiten. Das aktuelle System der Filmförderung ist zu bürokratisch, zu detailverliebt, zu zerfasert, alles in allem zu weit von der Realität der Filmschaffenden entfernt. Mit produktionstechnischem Filmtourismus durch die Bundesländer werden wir keinen Erfolg haben; aber genau diesen Erfolg wollen wir an den heimischen Kinokassen. Eine zielführende Förderung muss daher mehr sein als eine föderale Location-Pflicht als Gegenleistung für Zuschüsse.

(Beifall bei der FDP)

Die Förderung muss sich an der Qualität des Films messen, nicht an der Bereitschaft der Produzenten, auch mal in Wanne-Eickel oder Garmisch-Partenkirchen zu drehen. Ganz zu schweigen von der Pflicht, jeden Förderantrag mehrfach in der ganzen Republik zu stellen. Das Gegenteil wäre richtig: Wir brauchen verlässliche und einfache Prozesse, die langfristige Planungs- und Rechtssicherheit für die Branche schaffen. So stärken wir den Filmstandort Deutschland.

Wir wissen es doch alle: Das Kino ist wichtig, nicht nur als Motor der Filmwirtschaft, sondern auch als gesellschaftlicher Resonanzraum. Kino bietet Raum für das gemeinsame Erleben von Geschichten, nimmt uns mit auf intellektuelle und emotionale Reisen, bietet Anlass zum Diskutieren und Philosophieren. Ein guter Film spielt in unseren Köpfen weiter, auch dann, wenn der Vorhang schon gefallen ist. Wie sehr sehnen wir uns danach, dieses Erleben wieder in unserem täglichen Leben zu haben!

Kreative in unserem Land – ganz gleich, ob vor oder hinter der Kamera, am Mischpult, in der Maske oder bei den Kostümen – haben unzählige Male bewiesen, wie viel Kreativität, Kunst und Können in ihnen steckt. Dieses Potenzial konnten wir bei zahlreichen Produktionen beobachten: „Operation Walküre“, „Monuments Men“, „Das Leben der Anderen“ oder „Toni Erdmann“ seien hier exemplarisch genannt. Zudem haben wir renommierte Filmstandorte und mit dem Studio Babelsberg seit über 100 Jahren einen Filmstandort mit weltweitem Renommee in direkter Nachbarschaft.

Wenn wir also keinen Mangel an filmischen und schauspielerischen Ideen, Kreativität und Exzellenz in Deutschland haben, scheint es am System zu liegen. Lassen Sie uns das ändern – zügig.

Danke.

(Beifall bei der FDP)

Jetzt erteile ich das Wort der Kollegin Doris Achelwilm, Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN – Jan Korte [DIE LINKE]: Jetzt wird es vernünftig!)

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Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7522706
Wahlperiode 19
Sitzung 230
Tagesordnungspunkt Filmförderung
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