Emmi ZeulnerCDU/CSU - Krankenhausinfektionen
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Antrag, der heute von der AfD vorgelegt wurde, ist ein Paradebeispiel dafür, wie ich die Arbeit der AfD auch im Ausschuss in den letzten vier Jahren wahrgenommen habe. Ziel ist immer der schnelle populistische Aufschlag, und dann wird das Thema einfach fallen gelassen. Deshalb weiß ich persönlich – aber ich glaube, es geht vielen so – bis heute tatsächlich nicht, für was die AfD im Gesundheitsbereich wirklich steht, für was sie kämpft und für was sie brennt.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Andrew Ullmann [FDP])
Vom Kollegen Ullmann wurde es schon angesprochen: Dieser Antrag ist in gewisser Weise paradox; denn konsequentes Einhalten von Hygienemaßnahmen ist das A und O, um auch im Krankenhaus weiterzukommen. Gerade Sie als AfD haben in der Coronapandemie bewiesen, dass Sie ebendiese gemeinschaftlich getroffenen Hygienemaßnahmen hier im Parlament schlicht nicht mittragen.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Gerade in der Hygiene braucht es aber Kontinuität. Das belegen auch die Zahlen, dass wir tatsächlich einen Weg gegangen sind. Die Studien, die Sie zitieren, sprechen von 900 000 Krankenhausinfektionen und 30 000 Todesfällen; das ist passend im Titel adressiert, dass es auch schön wirkt. Es ist deswegen so schwierig; denn es ist ein ernstes Thema, und jede dieser Infektionen ist eine zu viel, und jeder Tote ist einer zu viel. Aber ich hätte mir einfach gewünscht, dass Sie sich aktuelle Zahlen herausgreifen, keine Zahlen aus 2016.
Die Frau Professor Gastmeier – sie arbeitet in der Charité um die Ecke – ist eine renommierte Ärztin in diesem Bereich. Sie hat auch die Zahlen für das Europäische Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten mit erfasst. Da wird eben ganz klar darauf hingewiesen, dass sich die Fallzahlen bei Krankenhausinfektionen zwischen 400 000 und 600 000 bewegen und es zwischen 10 000 und 15 000 Todesfälle gegeben hat. Wie gesagt, jede Infektion ist eine zu viel, jeder Todesfall ist einer zu viel. Aber wir müssen das schon einordnen mit Blick auf die Gesellschaft, in der wir leben: Wir sind die zweitälteste Gesellschaft dieser Welt.
Auch bei invasiven Behandlungen, also dem Legen von Kathetern oder Nadeln in den Arm – jeder kennt das –, ist in den letzten Jahren eine Steigerung zu beobachten gewesen. Jede dieser invasiven Maßnahmen hat natürlich auch das Potenzial, Zugang für Infektionen zu bieten. Deswegen ist es doch angesichts des demografischen Wandels, unserer älter werdenden Gesellschaft bemerkenswert, dass die Infektionsrate nicht gestiegen, sondern – im Gegenteil – leicht gesunken ist. Auch der Verbrauch von alkoholischen Desinfektionsmitteln hat sich in den letzten zwölf Jahren verdoppelt. Das sind doch Belege dafür, dass wir als Gesellschaft und auch die Mitarbeiter in den Krankenhäusern dieses Thema sehr, sehr ernst nehmen.
Deshalb begrüße ich es, dass der Ärztetag den Weg frei gemacht hat für den Facharzt für Infektiologie. Das ist bemerkenswert; das geht in die Tiefe. Es gibt aber auch Maßnahmen in der Breite, etwa das Programm „RESISTenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz“, unterstützt vom Bund seit 2013, wo man den Umgang mit Antibiotika lernt. Denn es ist klar: Hygienemaßnahmen und gute Antibiotikaanwendung gehen immer Hand in Hand.
Frau Kollegin, kommen Sie zum Schluss.
Der Schlüssel bleibt wie immer das Personal. Deswegen werden wir uns weiter dafür einsetzen, dass es einen guten Personalschlüssel, dass es gute Pflege gibt. Ich würde mir wünschen, dass wir auch die Reinigungskräfte zukünftig wieder in die Teams integrieren;
(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)
denn die Sorgfalt, die für Hygiene nötig ist, –
Frau Kollegin Zeulner, kommen Sie bitte zum Schluss.
– muss multiprofessionell stattfinden.
Danke.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7526772 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 234 |
Tagesordnungspunkt | Krankenhausinfektionen |