Barbara HendricksSPD - Klimaschutz
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am Samstag, den 12. Dezember 2015 um 19.24 Uhr ließ der französische Außenminister Laurent Fabius auf dem Gelände des Flughafens Le Bourget in Paris den Hammer fallen mit den Worten: L’Accord de Paris pour le climat est accepté.
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Andreas Jung [CDU/CSU] und Ralph Lenkert [DIE LINKE])
Da „Allemagne“ nun mal im Alphabet ziemlich weit vorne steht, saß ich mit meinen engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der ersten Reihe. Laurent Fabius hatte zuvor den Beschlussvorschlag sehr schnell auf Französisch, was ja eine der UNO-Sprachen ist, vorgetragen. Ich bin immer noch der Überzeugung: In die anderen fünf UNO-Sprachen war das noch nicht vollständig übersetzt. Aber das kann man natürlich nicht nachprüfen; das ist nur meine Annahme. Und als der Hammer fiel, war gleichwohl der Jubel groß. Es fielen von uns ab zwei Wochen harte Verhandlungen, und es fielen auch ab alle diese Misserfolge, die es in den Jahren zuvor gegeben hatte, zum Beispiel 2009 in Kopenhagen.
Eine Botschafterin eines südamerikanischen Landes wollte noch aufspringen und protestieren; sie trug den Beinamen „Drama Queen“. Aber ihre Sitznachbarinnen und Sitznachbarn hatten sie festgehalten, sodass sie nicht mehr protestieren konnte. Damit war dann in der Tat das Abkommen einstimmig angenommen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Es war ein tatsächlich euphorischer Moment. Ich habe das damals gegenüber den deutschen Medien folgendermaßen kommentiert: Ich neige nicht zu großen Worten, aber heute haben wir Geschichte geschrieben.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Das ist richtig: Wir haben Geschichte geschrieben. – Sicherlich für mich der entscheidendste Moment in meiner ganzen politischen Laufbahn. Wir haben Geschichte geschrieben, und daraus machen wir Zukunft. Wir machen Zukunft für unser Land. Wir machen Zukunft für Deutschland in Europa, und wir machen Zukunft in der Verantwortung für andere Länder in der Welt, insbesondere in finanzieller und technologischer Hinsicht, so wie es das Klimaschutzabkommen von Paris von uns, den Ländern der nördlichen Hemisphäre, erwartet.
Nun muss man sich aber nicht vorstellen, dass im Folgejahr, 2016, das gesellschaftliche Klima in der Bundesrepublik Deutschland schon so gewesen wäre wie jetzt. Das Bundesumweltministerium hatte gleich im ersten Quartal einen Entwurf für den Klimaschutzplan vorgelegt, der vom Bundeskabinett verabschiedet werden sollte. Es dauerte dann aber bis zum November, bis es mir gelungen war, den Entwurf tatsächlich durchzubringen. Und es war in der Tat sowohl in der Bundesregierung als auch in Teilen der Koalitionsfraktionen nicht so einfach. Also, das gesellschaftliche Klima war bei Weitem nicht so wie jetzt.
Dieses gesellschaftliche Klima hat sich eigentlich auch erst gegen Ende des Jahres 2018 geändert, nämlich mit dem Aufkommen der Bewegung Fridays for Future und den mehreren heißen Sommern, die wir bis dahin erlebt hatten. Sonst, glaube ich, hätte sich dieses gesellschaftliche Klima für mehr Klimaschutz in Deutschland so nicht entwickelt.
(Klaus Mindrup [SPD]: Richtig!)
Das können wir jetzt allerdings nutzen, und wir werden es auch nutzen. Ich glaube, dass die jungen Menschen sich darauf verlassen können, dass wir anständige Arbeit abliefern.
(Beifall bei der SPD)
Ich will den jungen Menschen noch eine Bitte mitgeben: Genauso wichtig wie der Klimaschutz sind der Artenschutz und die Bewahrung der biologischen Vielfalt.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Wir alle – insbesondere die jungen Menschen in unserem Land – möchten uns bitte dieses Themas mit dem gleichen Engagement annehmen, wie wir das mit dem Klimaschutz tun.
(Zuruf des Abg. Andreas Bleck [AfD])
Weil das heute meine letzte Rede ist, will ich noch eine Bitte äußern. Sie richtet sich an die Mitglieder der demokratischen Fraktionen in diesem Haus, an die Bürgerinnen und Bürger
(Stephan Brandner [AfD]: Aber nur an die demokratischen Bürgerinnen und Bürger, oder was?)
und auch wieder an die jungen Menschen – insbesondere an die –: So wie wir den Klimawandel bekämpfen und das Klima schützen, so sollen wir bitte gemeinsam die Feinde der Demokratie bekämpfen
(Andreas Bleck [AfD]: Ja, die Sozialdemokraten! – Weitere Zurufe von der AfD)
und unsere Demokratie schützen;
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
denn auch sie brauchen wir wie die Luft zum Atmen.
Herzlichen Dank.
(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Die Abgeordneten der SPD erheben sich)
Vielen Dank, Frau Kollegin Dr. Hendricks. – Sie haben diesem Haus sieben Legislaturperioden lang in verschiedenen Funktionen angehört, auch im Kabinett. Ich darf Ihnen im Namen jedenfalls der Mehrheit des Hauses – vielleicht des ganzen Hauses – für Ihr Engagement danken. Es war nicht immer einfach; aber Sie waren immer offen und immer streitbar, was wichtig ist für eine Demokratie. Ganz herzlichen Dank für Ihre Tätigkeit für unser Land, für dieses Haus! Alles Gute für Ihren weiteren Lebensweg!
(Beifall)
Nächster Redner ist der Kollege Mark Helfrich, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7530697 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 236 |
Tagesordnungspunkt | Klimaschutz |