25.06.2021 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 237 / Tagesordnungspunkt 43

Kathrin VoglerDIE LINKE - Pflegeversicherung

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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Jens Spahn hat zu Beginn der Coronapandemie an diesem Pult gesagt, dass wir uns irgendwann wahrscheinlich viel zu verzeihen haben werden. Daran ist ja viel Wahres; aber was ich dieser Bundesregierung nicht verzeihen kann, das stammt schon aus der Zeit vor Corona, und das ist die desaströse Lage in der Pflege.

Ich erinnere mich noch zu gut an die Bilder von alten Menschen, die während der Lockdowns monatelang in ihren Zimmern eingesperrt wurden und von Pflege- und Betreuungskräften versorgt wurden, die nicht einmal genug Masken und Handschuhe hatten, um sich und die ihnen Anvertrauten, nämlich unsere Eltern und Großeltern, zu schützen. Das Massensterben in den Pflegeheimen durch Covid-19 ist das Ergebnis einer langjährigen Politik der Unterfinanzierung und Privatisierung. Pflegekräfte, die ihren Beruf aufgeben, weil sie permanent gegen ihr Gewissen und ihre Professionalität handeln müssen, Angehörige, die mit der Sorgearbeit alleingelassen werden, und Menschen, die durch die Kosten der Pflege zum Sozialfall werden – all das war schon vorher da, ist halt nur in der Krise noch mal total eskaliert. Dafür gibt es von der Linken kein Verzeihen.

(Beifall bei der LINKEN)

Spätestens seit dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts von gestern, das die Ausbeutung von 24-Stunden-Pflegekräften in Privathaushalten begrenzt, ist jetzt auch klar: So wie bisher kann es nicht weitergehen.

Mit unserer solidarischen Gesundheits- und Pflegeversicherung haben wir ein Konzept vorgelegt, wie Gesundheit und Pflege nachhaltig und gerecht finanziert werden können.

(Beifall bei der LINKEN)

Wenn sich nämlich endlich alle angemessen an der Finanzierung beteiligen, auch Spitzenverdienende und diejenigen, die von Mieteinkünften oder Dividenden leben, dann steht auch genug Geld zur Verfügung für eine Vollversicherung in der Pflege, damit Pflegebedarf kein Armutsrisiko mehr ist, Pflegekräfte angemessen bezahlt und die Familien, der billigste Pflegedienst der Nation, entlastet und unterstützt werden können.

(Beifall bei der LINKEN)

Auch bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege wären finanzierbar. Mehr Personal senkt nachgewiesenermaßen das Infektions- und Sterberisiko auf den Stationen; davon hätten alle was, mehr jedenfalls als von billigem Applaus und einer Schachtel „Merci“.

Also, unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch, sie sind durchdacht und durchgerechnet. Auch von SPD und Grünen gibt es viele gute Ideen.

(Beifall der Abg. Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Damit wir sie auch umsetzen können, brauchen wir eine neue Mehrheit für eine andere Politik, einen echten Politikwechsel für einen Pflegeaufbruch in diesem Land. Dafür muss auf jeden Fall die CDU/CSU raus aus der Regierung, und die FDP darf nicht rein. Nur eine starke Linke ist nämlich der Garant für eine soziale Gesundheits- und Pflegepolitik.

(Beifall bei der LINKEN)

Frau Präsidentin, erlauben Sie mir an diesem Pult noch ein paar Dankesworte an diesem Tag. Die meisten werden gedacht haben, dass meine Kollegin Pia Zimmermann hier heute ihre letzte Rede als Mitglied des Bundestags und pflegepolitische Sprecherin unserer Fraktion hält. Das hätte sie sehr gerne getan; sie ist aber aus gesundheitlichen Gründen verhindert. Ich möchte mich bei meiner Kollegin Pia Zimmermann für acht Jahre Pflegepolitik bedanken. Ihre Rolle als pflegepolitische Sprecherin der Linksfraktion hat sie mit Herzblut, Engagement, Kompetenz und Empathie ausgefüllt.

(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Liebe Pia, werde recht bald wieder gesund. Wir wissen, dass du der Pflegepolitik erhalten bleibst, auch wenn du nicht mehr im Bundestag bist. Alles Gute für die Zukunft!

(Beifall bei der LINKEN, der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Kathrin Vogler, und bitte übermitteln Sie Frau Zimmermann alle guten Wünsche, dass sie schnellstmöglich wieder ganz gesund wird und auch einen herzlichen Dank für ihre Arbeit. Das war in der Tat eine heftige Arbeit, die sie geleistet hat. Vielen herzlichen Dank und alles, alles Gute, liebe Frau Zimmermann!

(Beifall)

Nächste Rednerin: für Bündnis 90/Die Grünen Kordula Schulz-Asche.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Personen

Dokumente
Beschlussempfehlung
Drucksache 19/30550
a) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung - Drucksachen 19/26822, 19/27214, 19/28005 Nr. 1 - Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz - GVWG) b) zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Axel Gehrke, Detlev Spangenberg, Dr. Robby Schlund, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der AfD - Drucksache 19/27202 - Herdenimmunität durch flächendeckenden Antikörpertests ermitteln - Unnötige Impfrisiken vermeiden c) zu dem Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Susanne Ferschl, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. - Drucksache 19/24448 - Solidarische Pflegevollversicherung umsetzen d) zu dem Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Matthias W. Birkwald, Susanne Ferschl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. - Drucksache 19/25349 - Rentenplus für pflegende Angehörige e) zu dem Antrag der Abgeordneten Kordula Schulz-Asche, Maria Klein-Schmeink, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 19/18957 - Pflegende Angehörige unterstützen - Nicht nur in der Corona-Krise f) zu dem Antrag der Abgeordneten Kordula Schulz-Asche, Beate Müller-Gemmeke, Maria Klein-Schmeink, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 19/19136 - Professionelle Pflegekräfte wertschätzen und entlasten - Nicht nur in der Corona-Krise g) zu dem Antrag der Abgeordneten Maria Klein-Schmeink, Dr. Janosch Dahmen, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 19/26889 - Mehr Transparenz und mehr Anreize für eine bessere Versorgung im Wettbewerb der gesetzlichen Krankenversicherungen h) zu dem Antrag der Abgeordneten Maria Klein-Schmeink, Kai Gehring, Dr. Janosch Dahmen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 19/27829 - Perspektive für Therapieberufe schaffen - Verbindlichen Fahrplan für die reguläre akademische Ausbildung aufstellen i) zu dem Antrag der Abgeordneten Maria Klein-Schmeink, Corinna Rüffer, Kordula Schulz-Asche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 19/27874 - Die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Behinderungen unverzüglich menschenrechtskonform gestalten
von: Ausschuss für Gesundheit

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Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7530977
Wahlperiode 19
Sitzung 237
Tagesordnungspunkt Pflegeversicherung
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