Gyde JensenFDP - Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sieben ganz schön lange Minuten gerade.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Bernd Baumann [AfD]: Sie müssen das aushalten!)
– Herr Baumann, wir halten das aus. Deswegen komme ich jetzt zu den Plänen der Ampelkoalition in einem Bereich, wo es nicht nur um ein Familienbild geht, sondern um so viel mehr.
(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, in den positivsten Rückmeldungen, die ich auf die Vorhaben dieser neuen Koalition erhalten habe, ging es vor allen Dingen um den Zuspruch für die Abschaffung von § 219a und um die Liberalisierung des Familienrechts. Bei diesen Rückmeldungen klang vor allen Dingen eines durch: dass das eine Art Befreiungsschlag ist,
(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
weil sich eine Koalition im 21. Jahrhundert nicht mehr anmaßt, den Menschen andauernd in persönlichsten Lebensbereichen ihre Moralvorstellungen aufdrücken zu wollen.
(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Stattdessen traut sie ihnen etwas zu, und zwar selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und verantwortungsvoll elementarste Aspekte ihres Lebens zu entwerfen. Für viele, viele Menschen in diesem Land ist das eine große Erleichterung.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Denn unsere Gesellschaft hat die Union in diesen Fragen schon vor Jahren überholt. Und, Frau Bär, es geht nicht nur aus Prinzip um Modernität, sondern um Realität.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Denn wir sorgen dafür, dass schon längst gelebte und gesellschaftlich vollkommen akzeptierte Lebensentwürfe und Familienformen endlich auch rechtlich abgebildet werden. Das eint uns hier in dieser Koalition, und zwar nicht, weil wir uns einen Vertrag geschrieben haben, sondern weil wir davon zutiefst überzeugt sind. Ich will auch erklären, warum.
Seinen eigenen Weg zu gehen, das ist ein Gefühl, und das hat nicht nur etwas mit beruflicher Lebensplanung zu tun. Ein selbstbestimmtes Leben fängt mit Träumen an, mit einem Ziel, auf das man hinarbeiten möchte. Für viele Menschen besteht dieser Lebenstraum darin, eine Familie zu gründen. Den meisten von uns ist es das tiefste Bedürfnis, unser Leben mit Menschen zu teilen, die wir schätzen oder lieben, denen wir vertrauen und für die wir Verantwortung übernehmen möchten. Diese Entwürfe, die sich daraus ergeben, spielen wir nicht moralisch gegeneinander aus,
(Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)
und über die fällen wir auch kein Urteil.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Martin Reichardt [AfD]: Es geht um Menschenleben!)
Wir werden unser Bestes geben, vielfältige Lebensentwürfe zu ermöglichen, damit alle Bürgerinnen und Bürger Lebensträume träumen und vor allen Dingen verwirklichen können,
(Martin Reichardt [AfD]: Was ist denn mit den Träumen der abgetriebenen Kinder? – Gegenruf des Abg. Martin Gassner-Herz [FDP]: O Gott! – Weiterer Gegenruf der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten sich einfach schämen! Schämen sollten Sie sich!)
indem wir das Familienrecht liberalisieren – wir haben es schon in vielen Reden gehört –, indem wir ungewollt Kinderlose besser unterstützen, und zwar ohne Diskriminierung ihres Familienstandes oder ihrer sexuellen Identität, indem wir die Bedingungen verbessern, damit Familie und Beruf miteinander vereinbart werden können.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Lebensträume entstehen in der Kindheit, wenn man Bücher liest, wenn man mit Freunden spielt, wenn man an Orte reist, an denen man noch nie war, indem man Hobbys ausübt. Kinder, die in Armut aufwachsen – das haben wir heute schon eindrücklich, auch aus persönlichen Erfahrungen, gehört –, haben weniger dieser Möglichkeiten. Und obwohl ihnen ihre liebevollen Eltern alles möglich machen, was irgendwie geht, müssen sie die Erfahrung machen, dass sie nur in einem ganz begrenzten Rahmen träumen dürfen, und genau da müssen wir politisch unterstützen. Das ist die Verantwortung, die wir hier haben und die wir gemeinsam mit der Koalition auf den Weg bringen wollen.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Deswegen werden wir eine Kindergrundsicherung und ein digitales Kinderchancenportal etablieren.
Die Pandemiebekämpfung in den letzten zwei Jahren ging auf Kosten der Kinder, auf Kosten von Familien und Jugendlichen.
(Dr. Götz Frömming [AfD]: Aha!)
Wir sollten uns hier in diesem Hohen Haus sehr bewusst sein – und ich glaube, die Koalition ist das definitiv –, dass Schule mehr als ein Kapitel in einem Mathebuch ist.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, da haben wir einiges gutzumachen; das wollen wir sehr gerne tun. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit, liebe Ministerin Spiegel. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg; wir stehen an Ihrer Seite. Und vor allen Dingen wünschen wir Ihnen viel Freude bei den Projekten, die vor Ihnen liegen.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Zu ihrer ersten Rede erteile ich das Wort Heidi Reichinnek, Fraktion Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7533090 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 11 |
Tagesordnungspunkt | Familie, Senioren, Frauen und Jugend |