14.01.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 12 / Tagesordnungspunkt 2

Isabel Mackensen-GeisSPD - Ernährung und Landwirtschaft

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Sehr geehrter Herr Minister Cem Özdemir! Allem voran nutze ich die Gelegenheit, Ihnen herzlich zu Ihrem neuen Amt als Landwirtschaftsminister zu gratulieren. Sie stehen vor großen Herausforderungen; denn unsere Land- und Forstwirtschaft ist mit drei großen Krisen konfrontiert: der Klimakrise, der Biodiversitätskrise und der sozialen Krise auf den Bauernhöfen.

Bei der Klimakrise ist die Landwirtschaft wie kein anderer Wirtschaftsbereich so direkt von den veränderten Klimabedingungen betroffen. Als Rheinland-Pfälzerin denke ich mit Schrecken an die Starkregenfälle und das anschließende Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen vom letzten Jahr zurück. Das verdeutlicht die Dynamik.

Durch Maßnahmen wie den Humusaufbau, vielfältige Fruchtfolgen oder auch das Anlegen von Agroforstsystemen können unsere landwirtschaftlichen Betriebe widerstandsfähiger gegenüber Wetterextremen werden. Das ist aktiver Klimaschutz; denn wenn unsere Böden große Wassermassen speichern können, sind sie vor Erosion geschützt.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

Gerade unser Wald kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten; denn er ist unser Klimaschützer Nummer eins. Aber auch im deutschen Wald werden die Folgen des Klimawandels sichtbar. Für unsere kommunalen und privaten Waldbesitzer/-innen habe ich eine klare Botschaft: Wir werden Sie bei dem gezielten Waldumbau zu artenreichen und klimaresilienten Wäldern unterstützen und den Umbau mit der vielseitigen Nutzung von heimischem Holz als nachhaltigem Rohstoff mit einer Holzbauinitiative verknüpfen. Wir bekennen uns zur nachhaltigen Forstwirtschaft.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

Wie wollen wir sie unterstützen? Wir werden zukünftig die Ökosystemleistungen des Waldes honorieren. Es soll ein Modell vom Bundesforstministerium und Bundesumweltministerium entwickelt werden. Für diese Honorierung stehen bereits im Bundeshaushalt 2022  200 Millionen Euro zur Verfügung.

Die zweite Krise ist die Biodiversitätskrise. Der Rückgang der biologischen Vielfalt ist dramatisch und hat bereits jetzt ein Ausmaß erreicht, das die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Existenzgrundlagen von uns Menschen gefährdet. Gemeinsam mit den Landwirtinnen und Landwirten können wir den Verlust der Artenvielfalt stoppen und die Biodiversität in der Agrarlandschaft wieder stärken. Wir wollen die kooperativen Ansätze ausbauen und durch gezielte agrar- und umweltpolitische Fördermaßnahmen Anreize schaffen. Der Ökolandbau ist hierbei ein wichtiger Baustein und ein entscheidendes Werkzeug.

Wir wollen 30 Prozent Ökolandbau bis zum Jahr 2030 erreichen. Das ist ambitioniert; denn es bedeutet: Wir brauchen jedes Jahr 12 Prozent mehr Biofläche. Das ist nur möglich, wenn wir die Voraussetzung für ein gleichgewichtiges Wachstum von Angebot und Nachfrage schaffen. Hierfür wollen wir die Bundesmittel für das Bundesprogramm Ökologischer Landbau im neuen Haushalt erhöhen und einen stärkeren Schwerpunkt auf die Agrarforschung legen. Wir werden die Zukunftsstrategie ökologischer Landbau um die gesamte Biowertschöpfungskette erweitern.

Die dritte Krise ist die soziale Krise. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft setzt sich weiter fort. So ist die Anzahl der Betriebe in den vergangenen Jahrzehnten enorm zurückgegangen. Ein Strukturwandel von 2 Prozent bedeutet, dass sich nach 25 Jahren die Anzahl der Betriebe halbiert. Wir müssen schnell handeln, um diese Entwicklung zu stoppen!

Derzeit leiten Frauen etwa 11 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe, und jede dritte Arbeitskraft auf den Betrieben ist eine Frau – Tendenz steigend. Denn es stehen gut ausgebildete junge Frauen in den Startlöchern, um demnächst die Hofnachfolgen anzutreten. Wir haben starke Frauen in der Landjugend und bei den Landfrauen, die durch ihr ehrenamtliches Engagement die ländlichen Räume lebendig machen. Die Landwirtschaft wird, die Landwirtschaft ist weiblich.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Carina Konrad [FDP])

Und wenn ich mir die neue Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft der SPD-Bundestagsfraktion anschaue, dann sehe ich geballte Frauenpower,

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

leider im Gegensatz zur rechten Seite des Parlaments. Da besteht noch etwas Nachholbedarf, was den Frauenanteil angeht.

Auch der Weinbau ist weiblich. In der Vergangenheit war die Weinbaubranche in fester Männerhand. Doch heutzutage sind die Frauen auf dem Vormarsch. Der Weinbau ist mir als Pfälzer Mädel eine Herzensangelegenheit, und deshalb freue ich mich sehr, dass ich weiterhin für die Weinbaupolitik innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion verantwortlich bin und auch dem Parlamentarischen Weinforum weiter angehören darf.

Sehr geehrte Damen und Herren, Landwirtschaft und Umweltschutz sind keine Gegensätze, sondern gehören zusammen. Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat gezeigt, wie solche vermeintlichen Gegensätze überwunden werden können und wozu die nächste Generation fähig ist. Denn es waren die Vorsitzenden der Landjugend und der BUNDjugend, die eine gemeinsame Zukunftsvision für die Landwirtschaft entworfen haben. Sie haben uns gezeigt, wie wichtig der gemeinsame Dialog und der Austausch unterschiedlicher Perspektiven sind. Das wollen wir fortführen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

Zu ihrer ersten Rede im 20. Deutschen Bundestag hat nun die Kollegin Peggy Schierenbeck für die SPD-Fraktion das Wort.

(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie des Abg. Steffen Bilger [CDU/CSU])


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7533216
Wahlperiode 20
Sitzung 12
Tagesordnungspunkt Ernährung und Landwirtschaft
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