Nadja SthamerSPD - Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bundesministerin Schulze! Wir haben uns im Koalitionsvertrag zu einem Aufbruch und einer Neuordnung der Prioritäten in der Entwicklungszusammenarbeit verpflichtet. Unsere Projekte werden wertebasiert und auf Augenhöhe mit unseren Partnerinnen und Partnern vor Ort umgesetzt. Das an dieser Stelle einmal festzuhalten, ist mir persönlich besonders wichtig.
Um eine wirksame Entwicklungszusammenarbeit zu entfalten, muss diese mit unseren europäischen und internationalen Partnerinnen und Partnern abgestimmt sein. Als wichtiger Referenzpunkt dient uns dafür die Agenda 2030 der Vereinten Nationen, in der die Nachhaltigkeitsziele formuliert sind. Daran werden wir unser entwicklungspolitisches Handeln ausrichten. Ich bin sehr froh, dass wir mit Svenja Schulze eine Frau an der Spitze des BMZ haben, die auf dem internationalen Parkett unwahrscheinlich erfahren ist, eine Frau, die sich der Notwendigkeit und der Chancen einer modernen Entwicklungszusammenarbeit bewusst ist.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Alexander Graf Lambsdorff [FDP])
An dieser Stelle will ich auf die Herausforderungen des menschengemachten Klimawandels für den Globalen Süden eingehen. Laut einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie waren 91 Prozent der Todesopfer durch Naturkatastrophen in den letzten 50 Jahren in den Entwicklungsländern zu beklagen. Das finde ich wirklich krass, und das macht eines deutlich: Wir müssen jetzt handeln. – Das hat auch Sanae Abdi hier deutlich gemacht. Wir müssen zusammen mit unseren Partnerländern Projekte für mehr Klimaschutz vorantreiben, Klimafolgenanpassungen unterstützen und zusätzlich den Aufbau von Frühwarnsystemen für Naturkatastrophen fördern. Das rettet im Ernstfall Menschenleben.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Was mir persönlich besonders am Herzen liegt, ist eine zielgerichtete Entwicklungszusammenarbeit, die die Lebenssituation von Frauen und Kindern global verbessert. Viel zu viele Kinder, insbesondere Mädchen, können ihr Recht auf Bildung nicht wahrnehmen. Ich will, dass wir mit gezielten Projekten Ungerechtigkeiten bei Bildungschancen bekämpfen. Kinder verdienen eine echte Chance auf Zukunft. Das ist schlicht ihr Recht.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Durch die gegenwärtige Pandemie rutschen aufgrund fehlender sozialer und finanzieller Absicherung weltweit mehr und mehr Familien in unvorstellbare Armut. Die Folge ist laut UNICEF ein dramatischer Anstieg der Kinderarbeit. Bereits jetzt müssen schätzungsweise 9 Millionen Mädchen und Jungen mehr Kinderarbeit leisten, statt die Schule zu besuchen. Diesen Kreislauf aus Armut müssen wir mit einem wirksamen Verbot von Kinderarbeit entlang der Lieferketten sowie mit umfassenden Investitionen in Bildung unbedingt durchbrechen.
Ich möchte mich außerdem für eine Gleichstellung der Geschlechter starkmachen. Es zeigt sich, dass nach wie vor fast 70 Prozent der ärmsten Menschen der Welt weiblich sind. An vielen Orten der Welt können Frauen eben nicht selbstbestimmt leben und sich nicht verwirklichen, weil sie in patriarchalen Strukturen unterdrückt werden. Über Entwicklungsprojekte können wir hier gezielt Einfluss nehmen und der Diskriminierung von Millionen von Frauen und anderen Gruppen entgegentreten. Mit den Betroffenen zu sprechen statt über sie zu sprechen, ist mir dabei besonders wichtig.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Aufbruch wagen, Veränderungen anstoßen, Haltung zeigen! Stellen wir doch bitte den Globus des 19. Jahrhunderts endlich ins Museum, und fangen wir an, eine Entwicklungszusammenarbeit mit neuen Prämissen und Reformen auf Augenhöhe zu gestalten. Ich bin überzeugt, dass wir hier sehr viel Gutes bewegen können, und wir werden das auch tun. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Ganz herzlichen Dank, Frau Kollegin. – Es folgt für die CDU/CSU-Fraktion der Kollege Volkmar Klein.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7533250 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 12 |
Tagesordnungspunkt | Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung |