Gyde JensenFDP - Vereinbarte Debatte - Internationaler Frauentag
Frau von Storch, Sie haben sexuelle Identität nicht verstanden. Ich glaube, das ist das Problem.
(Beifall bei der FDP, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „ All I’m askin g, is for a little respect“ – 1967 hat Aretha Franklin in einer feministischen Hymne einfach ein bisschen mehr Respekt eingefordert. Knapp 50 Jahre später schrieb Beyoncé vermutlich die feministische Hymne für das 21. Jahrhundert: „Who run the world? Girls!“ Wir wollen nicht einfach nur Respekt, wir wollen auch nicht einfach nur am Tisch sitzen; wir wollen die Welt regieren.
Ja, ich weiß, wenn Frauen solche Ansprüche hier oder woanders stellen, macht das im Jahr 2022 noch vielen Menschen Angst. Bei manchen löst diese Anspruchshaltung gar unbändigen Hass aus. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir mit dieser neuen Bundesregierung, mit dieser neuen Koalition Ihnen allen zeigen können, dass es dafür nicht den geringsten Grund gibt.
Bei unseren Vorhaben im Bereich Gleichstellung – das kann jeder in unserem Koalitionsvertrag nachlesen – geht es nicht darum, dass Feministinnen die Welt unterjochen wollen. Es geht darum, dass jede Frau, dass jedes Mädchen an ihr Leben in dieser Welt die gleichen Ansprüche stellen darf wie jeder Mann und jeder Junge, dass sie die gleichen Träume träumen darf und dass sie die gleichen Chancen hat, genau diese Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Es bedeutet auch, dass wir einer Bürgerin die gleiche Mündigkeit zusprechen wie einem Bürger dieses Landes: die Fähigkeiten, ihr Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu leben.
Ich weiß, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, Sie versuchen mit aller Kraft – auch hier in der Debatte –, immer wieder umzudeuten, was wir mit der Abschaffung von § 219a erreichen möchten. Deswegen erkläre ich noch mal kurz, worum es dabei für die Frauen vor allen Dingen geht und warum diese es als Befreiungsschlag empfinden werden: Es geht darum, dass wir im Jahr 2022 Frauen zutrauen, fachliche Informationen von Ärztinnen und Ärzten zu verstehen und einzuordnen. Und es geht darum, dass wir im Jahr 2022 Frauen zutrauen, eine der schwersten Entscheidungen überhaupt eigenverantwortlich und mit allen Konsequenzen zu treffen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir wollen ein Level Playing Field. Dafür bin ich angetreten, dafür sind wir angetreten. Wir wollen keinen Startvorsprung, wir wollen die gleichen Schuhe, und wir wollen den gleichen Trainingsplan. Dazu gehört es, dass wir etwas ändern, wenn gesellschaftliche Klischees und Normen Frauen ihres Potenzials berauben. Es kann nicht sein, dass Mädchen denken, Mädchen können kein Mathe. Deswegen bin ich froh, dass wir jetzt eine Bundesbildungsministerin haben, die sich damit nicht abfinden wird.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Martin Reichardt [AfD])
Wenn wir, wie in den vergangenen zwei Jahren Pandemie, merken, dass die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die wir derzeit haben, offenbar nur unter Optimalbedingungen funktionieren – manchmal auch unter Normalbedingungen, aber auf gar keinen Fall unter Ausnahmebedingungen; da brechen sie regelrecht zusammen –, dann werden wir das anpacken. Gleichberechtigung werden wir dann erreichen, wenn ich hier nicht mehr von „wir“ spreche und alle wissen, wer gemeint ist. Wir werden sie dann erreichen, wenn wir Frauen als Individuen wahrnehmen und nicht mehr als Stellvertreterinnen ihres Geschlechts: wenn unsere Außenministerin Annalena Baerbock nicht mehr die Frau ist, die es mit autokratisch herrschenden Männern in der Welt aufnehmen kann, wenn unsere Ministerin Nancy Faeser nicht mehr die Frau ist, die ein hartes Ressort besetzt, wenn eines Tages nicht mehr Frauen als Stellvertreterinnen ihres Geschlechts die Welt regieren, sondern Angela Merkel, Jacinda Ardern, Theresa May, Sanna Marin und viele mehr. Genau dann ist für uns als Liberale das Versprechen auf Gleichberechtigung erfüllt.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Vielen Dank, Frau Kollegin Jensen. – Nächste Rednerin ist die Kollegin Vizepräsidentin Yvonne Magwas, CDU/CSU-Fraktion
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7533713 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 17 |
Tagesordnungspunkt | Vereinbarte Debatte - Internationaler Frauentag |