17.02.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 17 / Tagesordnungspunkt 11

Katrin ZschauSPD - Ausbildungsoffensive in der Lehrkräftebildung

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrte Ministerin! Sehr geehrte Abgeordnete! Als vormalige Geschäftsführerin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern bin ich gemeinsam mit meinen Kollegen im Rahmen unserer Kampagne „resPEKt“ für bessere Lern- und Lehrbedingungen im Bildungssystem meines Landes eingetreten. Mit 74 Forderungen, die von der Lehramtsausbildung bis hin zum Berufsaufstieg, von den grundständig ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen bis hin zu den Lehrkräften im Seiteneinstieg reichten, haben wir Reformbedarf angemeldet. Ganz im Sinne von „Auf die Lehrkraft kommt es an“ haben wir vor allem auf den drohenden Lehrer/-innenmangel aufmerksam gemacht. Bis 2030 werden etwa zwei Drittel der jetzt in MV Unterrichtenden in den Ruhestand wechseln. Sie gilt es zu ersetzen, sowohl in den Universitätsstädten wie auch auf dem Land, insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern, vor allem in unseren Grund- und Regionalen Schulen.

Es brauchte Ausdauer und einen offenen Dialog mit der Landesregierung und den Abgeordneten, damit ein geteiltes Verständnis für die aktuelle Lage an den Schulen wachsen konnte. Im April 2021 haben Landesregierung, Gewerkschaften und Verbände die gemeinsame Vereinbarung „Bildungspakt für Gute Schule 2030“ unterzeichnet, jetzt verankert im Koalitionsvertrag. Gemeinsam sollen alle notwendigen Maßnahmen ergriffen werden, um ausreichend Lehrkräfte für die Schulen zu finden, zu halten und auszubilden. Und darauf bin ich stolz, gleichermaßen auf meine GEW wie auf meine Partei in Regierungsverantwortung.

(Beifall bei der SPD)

Mir ist es wichtig, voranzustellen, dass die Verantwortung bei der Fachkräftegewinnung in den Händen der Länder liegt. Dabei geht es nicht zuletzt um die Deckung des mittelfristigen Bedarfs an Studienabsolventinnen und ‑absolventen, um eigene Bedarfe zu decken. Mir ist es jedoch gleichwichtig, zu fragen, ob die Länder über ausreichend finanzielle und Steuerungsmöglichkeiten verfügen, um dem prognostizierten Mangel an Lehrkräften und weiteren pädagogischen Professionen begegnen zu können. Wir müssen uns als Abgeordnete auf Bundesebene fragen, ob wir im Jetzt und Morgen den Bildungs- und Betreuungsbedarf für Kinder und Jugendliche an jedem Ort dieser Republik sicherstellen können, und dies in qualitativ guter Weise, und ob die Lehrer/-innen und Erzieher/-innen, auf die es ankommt, das in einem guten Arbeitsumfeld leisten können.

Es macht das Wesen dieser Koalition aus, eben deshalb in den wissenschaftlichen und politischen Dialog einzutreten. Von daher begrüße ich die aktuelle Untersuchung von Professor Klaus Klemm, die leider zu anderen Ergebnissen kommt als die Prognose der KMK. Politisch wird es mit Mark Rackles, der die strukturellen Probleme in der deutschen Lehrer/-innenbildung analysiert, den ich sinngemäß zitiere: Es wird sowohl zu wenig als auch am Bedarf der konkreten Fächer und Schularten vorbei ausgebildet. – Er empfiehlt unter anderem, den Lehrkräftemarkt nicht als regionalen, sondern als bundesweit größten Teilmarkt des öffentlichen Dienstes anzuerkennen, länderübergreifend zu betrachten und dementsprechend Instrumente zu entwickeln. Dabei geht es um eine länderübergreifende Kapazitätsplanung, gemeinsame Vorgaben oder verbindliche Verabredungen zur Erfassung der Bedarfe und Methodik der Prognosen.

Zu Beginn habe ich verdeutlicht, dass es einen ersten wichtigen Schritt darstellt, sich auf eine gemeinsame Problemanalyse zu verständigen. Im Anschluss daran werden meist finanzielle Ressourcen freigesetzt und Verantwortlichkeiten neu sortiert. So wollen wir als Ampel verfahren. Es geht uns um eine neue Kultur und um eine neue Form in der Bildungszusammenarbeit von Bund, Ländern, Kommunen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, in der wir uns über Baustellen und gemeinsame ambitionierte Bildungsziele verständigen. Diesem Ansatz folgen wir bei der Evaluierung des DigitalPakts Schule, mit der Einrichtung einer bundesweit agierenden Koordinierungsstelle Lehrkräftefortbildung und der bundesweiten Qualitätsentwicklung des Seiten- und Quereinstiegs. Gemeinsam mit den Ländern und allen relevanten Akteuren entwickeln wir eine Gesamtstrategie, um den Fachkräftebedarf für Erziehungsberufe zu sichern, und streben einen bundeseinheitlichen Rahmen für die Ausbildung an.

Ich schließe mit einem weiteren Rackles-Zitat: Es hat „nur bedingt Sinn, einfach mehr Geld in das bestehende System zu geben“. Es ist zu fragen, „welche strukturellen Veränderungen auf welcher Ebene erfolgen müssen, damit das … System der Lehrkräftebildung bedarfsgerechter ausbildet“.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Vielen Dank Frau Kollegin Zschau. – Nächster Redner ist der Kollege Lars Rohwer, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7533749
Wahlperiode 20
Sitzung 17
Tagesordnungspunkt Ausbildungsoffensive in der Lehrkräftebildung
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine