18.02.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 18 / Tagesordnungspunkt 20

Michael SchrodiSPD - Energiepreise

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Pandemie ist aktuell nicht zu Ende. Wir erleben geopolitische Konflikte, die zu eskalieren drohen. Wir erfahren, auch daraus resultierend, Lieferengpässe und einen Preisschock bei fossilen Energieträgern. Die Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen arbeiten mit Hochdruck und beständig daran, Lösungen für all diese Themen zu formulieren. Wir haben schon einiges auf den Weg gebracht, und wir werden noch einige weitere Maßnahmen auf den Weg bringen, die wirkungsvoll, schnell umsetzbar und finanzierbar sind.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Markus Herbrand [FDP])

Zum Thema Energiepreissteigerung gibt es drei Anträge, zwei erwartbare von der AfD und den Linken. Bemerkenswert, aber auch beunruhigend ist, zu sehen, wie sich CDU und CSU in atemberaubender Geschwindigkeit von einer langjährigen Regierungspartei zu einer unseriösen Oppositionspartei entwickeln.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Jens Spahn [CDU/CSU]: Ja, es gibt auch eine Opposition! Damit muss man klarkommen!)

Dieser Antrag zeigt dies deutlich an verschiedenen Punkten.

Das, was Sie vorlegen, ist ein Bauchladen. Alles, was Ihnen in den letzten Wochen so zugerufen wurde, haben Sie da hereingepackt: 22 Einzelmaßnahmen, die sich doppeln, die sich ausschließen, die sogar kontraproduktiv sind. Nur ein Beispiel: Sie fordern einerseits, die Stromsteuer abzusenken; gleichzeitig wollen Sie auch noch den Spitzenausgleich angehen. Das ist obsolet, wenn Sie das eine tun.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Es ist ein Sammelsurium nicht aufeinander abgestimmter Einzelforderungen statt gezielter Maßnahmen, die ich von Ihnen als ehemaliger Regierungspartei erwartet hätte. Auch deshalb lehnen wir diesen Antrag ab.

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wo ist denn Ihrer? Was machen Sie denn?)

Ich darf auch zitieren aus Ihrem Antrag. Sie fordern die Bundesregierung auf, „im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel“ diese Forderungen umzusetzen.

(Andreas Jung [CDU/CSU]: Die, die reingekommen sind!)

Das ist eine interessante Forderung; denn das heißt: Entweder wollen Sie, dass mit Blick auf die Haushaltslage die Forderungen gar nicht umgesetzt werden, oder aber Sie müssen Farbe bekennen. Wie wollen Sie denn das alles finanzieren?

(Andreas Jung [CDU/CSU]: Zusatzeinnahmen! Zusatzeinnahmen verwenden! Zusatzeinnahmen!)

Wollen Sie höhere Steuern? Wollen Sie neue Kredite?

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Die Zusatzeinnahmen!)

Denn anders sind Ihre 22 Punkte gar nicht zu finanzieren. Die Zeitung „Die Welt“ hat das mal ausgerechnet – ich übrigens auch –: 40 Milliarden Euro würden alle Maßnahmen kosten,

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Genau! – Zuruf der Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU])

die Sie hier aufgeschrieben haben – ohne ein Wort zur Gegenfinanzierung. Das ist ein Oppositionswolkenkuckucksheim-Antrag, aber keine seriöse Politik, die Sie hier vortragen, Herr Spahn.

(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Jens Spahn [CDU/CSU]: Und Sie werden alles davon am Ende machen! Wollen wir wetten? Sie werden alles davon machen!)

In der sogenannten Toolbox der EU-Kommission, Herr Spahn,

(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Sie wollen die Bürger zahlen lassen!)

die Sie auch aufnehmen und auf die Sie sich beziehen, fordert die Kommission insbesondere soziale Unterstützungsmaßnahmen, möglichst als Pauschale: zeitlich befristete, zielgerichtete Entlastungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen, aber nicht Maßnahmen mit der Gießkanne, die zum Teil speziell Spitzenverdiener entlasten würden.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Ach, das ist Ihr Problem! Das ist Ihr Verständnis von der Energiepreisexplosion!)

Wir haben und wir werden gezielte Maßnahmen für diejenigen auf den Weg bringen, die besonders unter den Energiepreisen, den Gaspreisen, zu leiden haben. Das sind kleine und mittlere Einkommen.

(Jens Spahn [CDU/CSU]: 2 Millionen von 80 Millionen! Sie machen Politik für 2 Millionen!)

Sie haben gesagt, wir würden nichts tun oder hätten nichts vor. – Natürlich tun wir etwas – Sie müssten nur mal genauer zuhören, vielleicht auch mal die Zeitungen lesen –: Heizkostenzuschuss –

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Aha!)

übrigens hier heute in erster Lesung –, Wohngelddynamisierung, vorgezogene Abschaffung der EEG-Umlage,

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wann? Wann?)

weitere Maßnahmen wie die Anhebung des Mindestlohns – auch das wird helfen –, Sofortzuschlag für Kinder, endlich mal eine gerechte Aufteilung des CO2-Preises zwischen Mieter und Vermieter,

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

was mit Ihnen nicht zu machen war, oder auch die Mindestausbildungsvergütung. All das bringen wir auf den Weg.

(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Da sind wir ja sehr gespannt, was Sie da auf den Weg bringen!)

Zuletzt muss man deutlich sagen: Herr Spahn, das ist eine fossile Inflation.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Michael Kruse [FDP])

Es sind die fossilen Energieträger, die die Preise treiben.

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Ja, die Euros sind aber dieselben! – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Also, Sie finden es gut, dass die Preise steigen!)

Deshalb werden wir auch mittel- und langfristig dafür sorgen, dass die Preise sinken; denn die günstigsten Preise erhalten wir mit den erneuerbaren Energien. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass Sie uns jetzt auffordern, die erneuerbaren Energien schneller auszubauen.

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Nee! Gas!)

Sie saßen doch am Kabinettstisch.

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wie lang soll denn das noch gehen?)

Da saß doch ein Herr Altmaier auch mit dabei. Ich kann mich erinnern, dass er derjenige war, der gebremst hat,

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

der den Solardeckel nicht aufgehoben hat,

(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Wir haben den Solardeckel abgeschafft! Sie haben die Planungsbeschleunigung verhindert!)

der bei der Windenergie gebremst hat. So war es doch.

Ich erinnere Sie auch daran, dass es in der CSU den bayerischen Windkraftverhinderer Markus Söder gibt, der verhindert, dass in Bayern erneuerbare Energien ausgebaut werden.

(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Ihre Umweltministerin hat den Ausbau verhindert! Sie haben die Planungsbeschleunigung verhindert!)

Kehren Sie erst mal vor Ihrer Haustür!

Wir werden als Bundesregierung die notwendigen Maßnahmen, die schnell umsetzbar sind,

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Ja, wir sind gespannt! Wann denn?)

auf den Weg bringen,

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wann denn? Wann?)

und wir werden die mittel- und langfristigen Lösungen, nämlich den Ausbau der erneuerbaren Energien, voranbringen. Das tun wir gemeinsam und geschlossen

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wann? – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Was ist denn das für ein Blabla!)

in dieser neuen Koalition,

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wann? Wann? Wann?)

und darauf freue ich mich, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Also, so eine Sprechblase hier abzusondern! Null Lösung für die Energiepreisexplosion und Sprechblasen absondern! – Jens Spahn [CDU/CSU]: Wann? Es ist Ihnen recht, dass die Leute zahlen für die hohen Preise, hat man den Eindruck! – Katja Mast [SPD], an den Abg. Michael Schrodi [SPD] gewandt: Super! – Gegenruf des Abg. Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Superschwachsinn!)

Nächster Redner: für die AfD-Fraktion Bernd Schattner.

(Beifall bei der AfD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7533906
Wahlperiode 20
Sitzung 18
Tagesordnungspunkt Energiepreise
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