Sylvia LehmannSPD - Saatgutvielfalt zur Sicherung der Welternährung
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Genetische Vielfalt von Tieren und Pflanzen ist der Motor der Evolution und sorgt für einen funktionierenden Naturhaushalt. Wir sind uns bewusst, dass wir diesen Motor beschädigen und unser Verhalten daher ändern müssen, weil Arten gegenwärtig immer schneller in gravierendem Ausmaß sterben, weil fast jedes vierte Tier, jede vierte Pflanze weltweit akut gefährdet sind und weil allein in den letzten 100 Jahren drei Viertel aller Kulturpflanzen unwiederbringlich verloren gegangen sind.
Als Berichterstatterin für Biodiversität, Ackerbaustrategie und Saatgut weiß ich um das Dilemma. Unsere leistungsstarke Landwirtschaft – das möchte ich an dieser Stelle würdigen – wäre bei gerechter Verteilung in der Lage, die Menschheit zu ernähren. Gleichzeitig trägt sie mit den politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen maßgeblich zum Rückgang der Artenvielfalt bei.
Ein Schritt für nachhaltige Veränderung war und ist die Gründung des Globalen Treuhandfonds für Nutzpflanzenvielfalt im Jahr 2004 als Stiftung internationalen Rechts. Sie betreibt drei Saatguttresore im ewigen Eis von Spitzbergen, in denen die Samen zahlreicher Pflanzen als eine Art Back-up gelagert und regelmäßig ausgetauscht werden. Mit der Finanzierung von elf Saatgutbanken ermöglicht die Stiftung unter anderem Kleinbauern in Ländern des Globalen Südens, sich von lizenzierten Samen großer Konzerne unabhängig zu machen. Sie engagiert sich international im Bereich der nachhaltigen Züchtungen, um neues Saatgut resilienter gegen die klimatischen Veränderungen, Schädlinge oder Krankheiten zu machen. Dieser Fonds sichert also den Schatz, der uns ernährt.
Die CDU/CSU fordert eine zusätzliche Förderung des Treuhandfonds nach Haushaltslage. Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU, das machen wir. Wir fördern immer nach Haushaltslage. Ihr Antrag ermöglicht zwar die Debatte heute hier im Deutschen Bundestag,
(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Da sehen Sie mal!)
aber vom Anliegen her ist er abzulehnen; denn die von Ihnen geforderte finanzielle Beteiligung weiterer internationaler Partner und die Schaffung alternativer Finanzierungsmöglichkeiten, diesen Weg geht man längst. Deutschland gehört bereits zu den größten Geldgebern. Was auch noch ein wichtiges Element ist: Selbst der Vorsitzende des Treuhandfonds sagt, dass gerade jetzt die Aufstockung der Programme zur weltweiten Ernährungssicherung Vorrang hat. Das sehen wir auch so.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Vielen Dank, Frau Kollegin Lehmann. – Als letzter Redner in dieser Debatte erhält das Wort der Kollege Thomas Rachel, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7536195 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 34 |
Tagesordnungspunkt | Saatgutvielfalt zur Sicherung der Welternährung |