Gesine LötzschDIE LINKE - Zukunftszentrum Europäische Transformation und Deutsche Einheit
Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin eine große Freundin der Wissenschaft, doch was in diesem Zentrum untersucht werden soll, das kann Ihnen jeder Ostdeutsche auf der Straße erzählen. Wenn Sie untersuchen wollen, warum viele Menschen in Ostdeutschland die deutsche Einheit als fremdgesteuert wahrnehmen, schauen Sie doch einfach mal, wer in den Chefetagen in Ostdeutschland und in der Bundesregierung sitzt. Da kann man die Ostdeutschen mit der Lupe suchen, und das ist für viele Fremdbestimmung. Das ist doch wohl klar.
(Beifall bei der LINKEN)
Oder schauen Sie sich die Geschichte der Treuhand an. Das war eine Industrievernichtungsmaschine. Sie hat den maximal möglichen Schaden verursacht.
(Bernhard Herrmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber kann man doch reden! – Stephan Brandner [AfD]: Maximalen Schaden hat die SED verursacht, Frau Lötzsch! Die hat alles verkommen lassen!)
Sie hat Ostdeutschland deindustrialisiert, und die Abwicklung von Wirtschaft, Wissenschaft, Sport und Kultur haben in Ostdeutschland dauerhaften Schaden angerichtet. Und darüber müssen wir reden, meine Damen und Herren.
(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)
Auf unsere Nachfrage hat die Bundesregierung berichtet, dass von 1998 bis heute 90 Prozent aller öffentlichen Bibliotheken und nahezu zwei Drittel der Theater in Ostdeutschland geschlossen wurden. Ebenso verhält es sich mit den Kinos, und selbst jedes zweite Orchester im Osten ist mittlerweile spurlos verschwunden. Das ist der falsche Weg, meine Damen und Herren.
(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)
Darum muss doch die richtige Schlussfolgerung sein: Wir müssen endlich wirksame Dinge für die Menschen in Ostdeutschland tun.
(Stephan Brandner [AfD]: Ja, lösen Sie sich mal auf! Auflösen und abwählen!)
Wir müssen verhindern, dass ein großer Teil der ostdeutschen Rentner in Altersarmut fällt.
(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)
Tun Sie etwas, damit die Menschen ihre Miete und ihre Heizkosten bezahlen können!
Wenn wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken wollen, dann reicht ein Zukunftszentrum nicht aus, sondern wir brauchen in jeder Stadt ein Kulturhaus und einen öffentlichen Sportplatz.
(Beifall bei der LINKEN)
In den Kommunen fehlen über 159 Milliarden Euro an Investitionen, hat uns die KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, vorgerechnet. Allein für Schulen fehlen über 45 Milliarden Euro. Also müssen wir hier mehr Geld reinstecken; denn in Schulen und Universitäten wird gelehrt und geforscht, und dort sollen Jugendliche die Demokratie jeden Tag erleben können.
(Beifall bei der LINKEN)
Und vor allem – das ist die feste Überzeugung der Linken – sollen die Jugendlichen lernen, dass Krieg kein Mittel der Politik mehr sein darf und dass Aufrüstung keinen Frieden sichert.
(Beifall bei der LINKEN)
Meine Damen und Herren, eine europäische Zukunft werden wir nur haben, wenn wir sie gemeinsam friedlich gestalten. Und das ist unser Grundanliegen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der LINKEN – Sepp Müller [CDU/CSU]: Das war jetzt die Dankbarkeit über die deutsche Einheit!)
Vielen Dank, Frau Kollegin Lötzsch.
(Zuruf des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE])
– Der Kollege Birkwald weist darauf hin, dass die Linke die Redezeit nicht ausgeschöpft hat. – Das hilft aber auch nicht weiter, Kollege Birkwald.
(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das freut Sie doch immer!)
Nächste Rednerin ist die Kollegin Katrin Budde, SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7536449 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 36 |
Tagesordnungspunkt | Zukunftszentrum Europäische Transformation und Deutsche Einheit |