07.07.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 47 / Zusatzpunkt 11

Ann-Veruschka JurischFDP - Chaos an den Flughäfen - Arbeitskräftegewinnung

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Antrag der Union ist ja wohl ein Treppenwitz. Die Situation, die wir jetzt haben, haben Sie zu verantworten, verehrte Union!

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Die Chuzpe muss man erst mal haben, so einen Antrag vorzulegen.

(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Es ist wahrscheinlich noch nicht allen bewusst: Unsere demografische Entwicklung ist eine schleichende Katastrophe mit Ansage. Unsere demografische Entwicklung hat gravierende Folgen nicht nur für unseren Arbeitsmarkt, sondern für unseren gesellschaftlichen Wohlstand insgesamt. Ohne Maßnahmen, also wenn alles so weiterläuft wie jetzt, wird das Erwerbspersonenpotenzial gemäß IAB in Deutschland bis 2035 von 47 Millionen auf 40 Millionen Menschen sinken.

Wir können mit den Maßnahmen, die Ihr Antrag enthält – mehr Frauenerwerbsbeteiligung, mehr Weiterbildung, bessere Berufsorientierung usw. –, diesen Effekt etwas abmildern. Aber selbst bei deutlich erhöhten Erwerbsquoten wird die Zahl der Arbeitskräfte in Deutschland aufgrund der Demografie weiter drastisch zurückgehen.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Schauen wir mal ganz konkret auf den Arbeitsmarkt: Seit 2012 hat sich die Zahl der Arbeitslosen pro offener Stelle rechnerisch von rund fünf Personen auf etwas über eine Person konstant reduziert.

(Julia Klöckner [CDU/CSU]: 16 Jahre CDU!)

Wenn das so weitergeht, werden wir bereits im nächsten Jahr mehr offene Stellen als Arbeitslose haben.

(Julia Klöckner [CDU/CSU]: 16 Jahre CDU! Das vergessen Sie hier zu erwähnen!)

Es ist völlig klar: Ohne eine deutlich gesteigerte, gezielte Einwanderung in den Arbeitsmarkt geht es nicht; wir bremsen uns sonst volkswirtschaftlich aus. Wir können uns die jährlich in Deutschland fehlenden zusätzlichen 400 000 Menschen netto ja nicht backen.

Was ist also die Lösung? Nutzen wir doch jetzt endlich einen dank der Union noch ungehobenen Schatz, nämlich den Schatz der Erkenntnis, dass wir, und zwar schon längst, ein Einwanderungsland sind. Machen wir uns frei von ideologischem Ballast, von dem auch der Antrag der Union zeugt, indem er nämlich das Thema Migration konsequent ignoriert.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Die Fortschrittskoalition hat vereinbart, das Einwanderungsrecht um ein Punktesystem zu ergänzen; wir nennen das „Chancenkarte“. Die Chancenkarte ermöglicht Menschen die Einreise zur Stellensuche in Mangelberufen. Die Chancenkarte legt die Entscheidung über die Eignung potenzieller Mitarbeiter vor allem in die Hände künftiger Arbeitgeber. Die Chancenkarte wird strikt bedarfsbezogen ausgestaltet. Arbeitsmarktexperten werden das engmaschig beobachten. Die Chancenkarte ist integrationsorientiert und wird Aspekte wie Sprache – Deutsch und Englisch – sowie praktische Berufserfahrung und berufliche Kompetenzen in den Mittelpunkt rücken. Mit der Chancenkarte werden wir im internationalen Wettbewerb – und in dem stehen wir – um motivierte und talentierte Arbeitskräfte wieder attraktiver. Vollziehen wir endlich auch migrationsrechtlich den Schritt zum Einwanderungsland, das wir schon längst sind. Nutzen wir diese Chance für unser Land!

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich erteile das Wort für die SPD-Fraktion der Kollegin Troff-Schaffarzyk.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7538068
Wahlperiode 20
Sitzung 47
Tagesordnungspunkt Chaos an den Flughäfen - Arbeitskräftegewinnung
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