Mareike WulfCDU/CSU - Chaos an den Flughäfen - Arbeitskräftegewinnung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Frau Khan, das war Ihre erste Rede; deswegen nehme ich Sie jetzt mal explizit aus von dem, was ich jetzt sage. Aber manchmal habe ich bei den Debatten hier das Gefühl: Wenn wir jedes Mal 5 Euro in ein Phrasenschwein schmeißen würden für „die 16 Jahre“, dann hätten wir am Ende der Legislatur den Haushalt saniert.
(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tja! – Stefan Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen wir doch! Exakt das tun wir!)
Vielleicht – das wünschen wir uns von Ihnen; das sage ich hier ganz explizit – fangen Sie jetzt heute einfach mal an, Verantwortung zu übernehmen; denn Sie stellen jetzt die Regierung in diesem Land. Daher: Gucken wir doch mal, wie Sie das machen.
Das, was wir im Flugbetrieb erleben – darüber reden wir heute –, ist eine Folge – und das wissen Sie alle – des Lockdowns; denn im Lockdown wurden die Fluggesellschaften auf null runtergefahren. Das war wirklich eine der hart betroffenen Branchen im Lockdown. Und jetzt fährt diese Branche innerhalb weniger Monate wieder hoch.
(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür gab es Kurzarbeitergeld! Es musste nicht entlassen werden!)
– Jetzt hören Sie mir doch mal zu. – Das geht nicht so einfach und reibungslos, und das ist sicher eine Ausnahmelage. Aber gerade weil es eine Ausnahmelage ist, erwarten wir – jetzt sind die Minister nicht mehr da; aber die Staatssekretäre richten es sicher gerne aus – von den Ministern in diesem Land, dass sie sich an einen Tisch setzen, und zwar mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern, und zwar rechtzeitig, und dass sie sich nicht hierhinstellen und sagen: Für Personalpolitik sind wir nicht verantwortlich. Für diese Lage können wir nichts; das wussten wir auch alles gar nicht. Das sollen doch bitte schön die Firmen einmal selber regeln.
(Jürgen Lenders [FDP]: Ja, das ist auch deren Aufgabe, Frau Kollegin! – Zuruf des Abg. Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Wir haben sie im Lockdown begleitet, und wir sollten sie auch danach in guter sozialpartnerschaftlicher Tradition weiterhin begleiten. Aber in dieser Regierung fehlt anscheinend das Korrektiv der Union, um genau solche Initiativen anzugehen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Jetzt sage ich Ihnen noch was: Das, was wir heute erleben, das ist ein Vorgeschmack auf das, was die Menschen in diesem Land erleben, wenn diese Regierung beim Thema Fachkräftesicherung nicht einfach mal drei oder vielleicht sogar vier Gänge hochschaltet. Ja, die Zahlen, die sind uns bekannt und auch die Herausforderungen des Fachkräftemangels. Die BA spricht von 400 000 Zuwanderern, die wir jährlich brauchen. 1,7 Millionen Stellen sind in Deutschland unbesetzt. Wir sind uns einig: Wir brauchen Zuwanderung, wir brauchen Qualifizierung, und wir brauchen Weiterbildung.
Aber dann gucken wir doch mal hin, was in der jetzigen Lage passiert und wie diese Bundesregierung reagiert; denn 870 000 Menschen sind in den letzten Monaten aus der Ukraine zu uns gekommen, darunter überwiegend Frauen: 70 Prozent Frauen, viele mit guten Qualifikationen – auch in den Mangelberufen wie Pflege und Erziehung –, die wir dringend brauchen. Natürlich steht Schutz hier an oberster Stelle; aber viele wollen ja auch arbeiten.
Das wäre doch jetzt die Chance gewesen, Frau Staatsministerin, dass Sie endlich mal an die Anerkennungsverfahren rangehen und Vereinfachungen herbeiführen. Aber nichts haben Sie getan. Herr Heil hat diese Frage mit mir hier im Plenum diskutiert und hat mir erklärt, dass das vielschichtig und kompliziert ist und alles nicht geht. Sie sind in der Regierung. Wir erwarten Lösungsvorschläge von Ihnen, wie man die Anerkennung endlich verbessern kann.
(Beifall bei der CDU/CSU – Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie ja auch in den 16 Jahren lösen können! – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gegenruf der Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU]: Na klar! Heutiger Flugausfall! – Ulrich Lange [CDU/CSU]: Das ist jetzt das doppelte Phrasenschwein!)
– Ja, genau.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Kanzler hat mir gestern in der Fragestunde auch noch mal bestätigt
(Zurufe der Abg. Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Dr. Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
– jetzt hören Sie mir mal zu, und diskutieren Sie bitte nicht da unten weiter –, dass wir in dieser Gesellschaft eines der liberalsten Einwanderungsrechte haben.
(Beatrix von Storch [AfD]: Das liberalste gab es unter der Union!)
Deshalb, meine sehr geehrten Damen und Herren: Wir müssen die Strukturen der sozialen Integration aufbauen und verbessern und langfristig eine Willkommenskultur schaffen.
Was aber macht die Bundesregierung? Die Bundesregierung sagt: Das, was da passiert, ist nicht unser Problem. Aber na gut, nun werden wir einfach noch mal kurzfristig Fachkräfte in unser Land holen. – Das kann nicht zielführend sein; das ist keine gute Strategie. Wir erwarten an dieser Stelle mehr von Ihnen und nicht hektisch über den Ecktisch eine schnelle Zuwanderung. Das ist nun wirklich keine Lösung, wo das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Kommen Sie bitte zum Schluss.
Vielleicht noch ein Satz. Heute gilt mehr denn je und wie früher auch: Wir rufen Arbeitskräfte, und es kommen Menschen zu uns.
(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Antrag ist Pillepalle!)
Um diese Menschen sollten wir uns kümmern. Vor allen Dingen sollten wir dafür sorgen, dass diejenigen, die heute in Arbeitslosigkeit sind – 2,4 Millionen Menschen –, in Ihre Strategie der Fachkräftesicherung miteinbezogen werden und schnellstmöglich in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Für die FDP-Fraktion erteile ich das Wort Pascal Kober.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7538071 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 47 |
Tagesordnungspunkt | Chaos an den Flughäfen - Arbeitskräftegewinnung |