07.07.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 47 / Tagesordnungspunkt 16

Stefan KeuterAfD - Friedensprozess in Kolumbien

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Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die sogenannte wertebasierte Außenpolitik ist bekanntlich die Linse, durch die derzeit alle Beziehungen der amtierenden Bundesregierung zu anderen Nationen betrachtet werden. Da ist es natürlich kein Wunder, dass Sie sich für eine engere Beziehung zu Kolumbien interessieren, wo doch am 19. Juni mit Gustavo Petro erstmals ein Linker die Präsidentschaftswahl gewonnen hat,

(Beifall der Abg. Max Lucks [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Andrej Hunko [DIE LINKE])

begleitet von grassierender Korruption und Polizeigewalt versteht sich; aber daran stören Sie sich nicht, wenn anschließend bloß Ihre Interessen und Werte durchgesetzt werden können.

Der Berufung zur Beglückung der kolumbianischen Nation mit Ihrem progressiven Werteimperialismus gibt dieser Antrag reichlich Gestalt. Man muss Ihnen durchaus lassen, dass Sie Ihre zivilreligiöse Mission sehr ernst nehmen. Also, mit welchen vom deutschen Steuerzahler finanzierten Maßnahmen dürfen die Kolumbianer denn nun rechnen? „ Vor dem Hintergrund der neuen feministischen Außen- und Entwicklungspolitik der Bundesregierung“, so heißt es da, hält es die Bundesregierung für „unverzichtbar, der Genderdimension im Abkommen eine höhere Priorität in der Umsetzung einzuräumen“.

(Stephan Brandner [AfD]: Das habe ich mir gedacht!)

Man adressiert als links-liberale Regierung natürlich vor allem die eigene Klientel, auch im Ausland, ist schon klar. Heterosexuelle Männer mit Familien, die nicht unbedingt in Gewerkschaften oder im Ökoaktivismus engagiert sind, werden von Ihnen, der selbsternannten Fortschrittskoalition, natürlich vernachlässigt, selbst wenn sie „People of Color“ sind, wie es in Kolumbien der Fall ist.

Und ob mit Gendersprache und wehenden Regenbogenfahnen auf kolumbianischem Boden die Interessen des deutschen Steuerzahlers vertreten werden, daran habe ich ganz deutlich meine Zweifel.

(Beifall bei der AfD – Deborah Düring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat etwas mit Frieden zu tun!)

Aber da Ihnen die Werte ja so am Herzen liegen, fordern Sie neben einer Land- auch eine Justizreform, die auf die von Sicherheitskräften begangenen Menschenrechtsverletzungen abzielt. Auf die Gräueltaten der linksrevolutionären Guerillas, der FARC, die seit 1964 in Kolumbien ihr Unwesen treibt, gehen Sie verständlicherweise nicht ein. Auch die zweitwichtigste Guerillaorganisation, die marxistische ELN – mitverantwortlich für 220 000 Tote aus dem Bürgerkrieg –, die noch 2019 einen Terroranschlag auf eine Polizeiakademie verübte und über 20 Menschen tötete, wollen Sie obendrein hofieren. Man sucht sich seine Werte-Verbündeten wohl sehr gezielt aus.

(Deborah Düring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen Sie auch!)

Und so wird neben der Glorifizierung westlicher NGOs auch die Einsetzung eines EU-Sonderbeauftragten angeführt. Da frage ich mich: Seit wann liegt Kolumbien in Europa? Dass zum atlantischen Block eine Verbindung besteht, ist hinreichend bekannt. Das hat im Übrigen zu Spannungen mit dem Nachbarn Venezuela geführt, der – Zitat – „die Absicht der kolumbianischen Regierung, sich zur Verfügung zu stellen, um eine auswärtige Militärallianz mit nuklearer Kapazität in Lateinamerika und der Karibik einzuführen“ – Zitat Ende – scharf kritisierte. In Ihrem Antrag wird solcherlei natürlich ausgeblendet, dazu gibt es nur einen Satz: „Spannungen an der kolumbianisch-venezolanischen Grenze“.

Auch in Kolumbien hat eine deutsche Regierung in erster Linie die Interessen der deutschen Bevölkerung zu vertreten und nicht hypertrophierte Wertevorstellungen aus transatlantischen Thinktanks und Ihren NGO-Freundeskreisen.

(Reinhard Houben [FDP]: Das ist Bullshit-Bingo!)

Und ebenso sollte sie eine wie auch immer motivierte Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates unterlassen.

Aber das wird man dieser Regierung wohl nicht klarmachen können. Deutsche Interessen sind für Sie ein fremder, reaktionärer Gedanke. Man sieht dies auf allen Ebenen, nicht zuletzt in außenpolitischen Desastern wie der kopflosen Sanktionspolitik, welche nun unsere Energieversorgung und unseren Wohlstand in Deutschland gefährdet.

(Ulrich Lechte [FDP]: Radio Moskau!)

Wir lehnen Ihren Antrag ab und hoffen, dass die Kolumbianer von Ihrer Politik verschont bleiben.

Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7538204
Wahlperiode 20
Sitzung 47
Tagesordnungspunkt Friedensprozess in Kolumbien
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