07.07.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 47 / Zusatzpunkt 21

Johannes SteinigerCDU/CSU - Bewegungsgipfel - Gesundheit durch Sport

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist gut, dass wir heute hier im Plenum das Thema „Sport und Bewegung“ diskutieren, weil die Themen des Sports, ehrlich gesagt, in den letzten zweieinhalb Jahren der Pandemie hier im Hohen Hause viel zu kurz gekommen sind. Die Vereine haben in den letzten Jahren gelitten. Wir sehen weniger Mitglieder, wir sehen weniger Ehrenamtliche, und wir haben geschlossene Sportplätze gesehen.

Wir als CDU/CSU haben in dieser Situation einen Antrag in den Deutschen Bundestag eingebracht, in dem wir fordern, dass die Bundesregierung einen Bewegungsgipfel einrichtet. Wir haben das vor vielen Wochen auch schon im Ausschuss gefordert. Man sieht, meine sehr geehrten Damen und Herren: Opposition wirkt! Die Ministerin hat jetzt in vorauseilendem Gehorsam zu diesem Bewegungsgipfel eingeladen; und das ist gut so. Da kann man sagen: Wir haben an dieser Stelle gewirkt.

(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf der Abg. Marianne Schieder [SPD])

Das Ganze ist auch notwendig, weil sich die bestehenden Probleme, die ich gerade genannt habe, noch einmal verschärft haben – Thema „Bewegungsmangel, gesundheitliche Probleme“.

(Marianne Schieder [SPD]: Mangelnder Schlaf!)

Bei einem Drittel der Kinder und Jugendlichen hat sich die Fitness in den letzten zwei Jahren verschlechtert. Wir haben steigende Zahlen bei Fällen von Adipositas und größere Krankheitsbilder.

Besonders gefährlich und erschütternd sind die Zahlen, wenn man sich die Schwimmfähigkeit von Kindern anschaut: Im Jahr 2017 hatten 60 Prozent der 10- bis 14‑Jährigen keine gute Schwimmfähigkeit, und das ist in den letzten zwei Jahren natürlich auch noch mal schlechter geworden. Wir als CDU/CSU wollen das nicht hinnehmen, und deswegen haben wir hier heute diesen Antrag eingebracht.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir sehen jetzt: Es gibt wieder mehr Zulauf. Deutschland bewegt sich seit dem Frühjahr wieder mehr. Aber es gibt auch Probleme. Wir sehen, dass weniger Ehrenamtliche in den Vereinen sind, weniger Trainer; der Platzwart fehlt ebenso wie der Schiedsrichter. Viele haben eben gemerkt: Es geht im Zweifel auch ohne das Ehrenamt.

Nach der Pandemie müssen wir schauen, dass wir diejenigen, die die Vereine auch ausmachen, in die Vereine zurückbringen, weil wir es ansonsten nicht schaffen, dass diese Menschen wieder mit dabei sind. Das wäre für die Vereine, die wirklich eine tolle Leistung anbieten, existenzbedrohend.

Deswegen sagen wir ganz klar, auch wenn wir jetzt sehen, dass die Coronazahlen wieder steigen: Es darf im Herbst auf keinen Fall wieder Schließungen von Sportstätten geben. Dafür setzen wir uns hier ein.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie haben jetzt hier als Ampel – erster Punkt – ein sogenanntes „Neustart“-Programm ins Werk gesetzt, damit aber, ehrlich gesagt, keine ausreichenden Antworten auf die Herausforderungen gegeben. Sie setzen allein auf das Thema „Fortbildung und Ausbildung“, aber das wird nicht ausreichen. Wir sehen, dass sich bestimmte Lebensmodelle verändert haben, dass ehrenamtliche Übungsleiter, die früher vier, fünf, sechs Mal in der Woche auf dem Sportplatz waren, jetzt sagen: Das tue ich mir vielleicht doch nicht mehr an. – Deswegen brauchen wir hier kreativere Ansätze. Wir fordern Sie als Bundesregierung auf, entsprechende Projekte ins Werk zu setzen, weil es allein mit Aus- und Fortbildung nicht gelingen wird.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Der zweite Punkt ist: Das Programm ist nicht ausreichend finanziert: 25 Millionen Euro, 5 Millionen Euro davon allein als Werbemaßnahme. Wenn man sich mal anschaut, was wirklich an die Vereine geht, dann sieht man: Es sind 16 Millionen Euro. Wenn man das auf die 24 Millionen Mitglieder in den Sportvereinen umrechnet, dann stellt man fest, dass es lediglich 67 Cent pro Mitglied sind. Das ist aus unserer Sicht bei Weitem zu wenig, und hier müssen Sie nachbessern.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Der dritte Punkt – auch daran sieht man, dass Sie das Ganze mit heißer Nadel gestrickt haben –: Sie haben in Ihrem Programm viele Adressaten aufgelistet. Aber Sie haben eine ganz, ganz wichtige Gruppe vergessen; das ist die Gruppe der Menschen mit Behinderung. Sie kommt bei Ihnen überhaupt nicht vor.

(Tilman Kuban [CDU/CSU]: Ja!)

Wir haben vom Präsidenten des Deutschen Behindertensportverbands gehört, dass es insbesondere diese Gruppe ist, die jetzt Unterstützung braucht.

55 Prozent der Menschen mit Behinderung machen derzeit keinen Sport. Wir haben große Probleme mit der Barrierefreiheit von Sportanlagen. Deswegen sage ich Ihnen: Schnelligkeit vor Gründlichkeit? So geht es nicht. – Deshalb ist es gut, dass insbesondere wir in unserem Antrag dieses Thema besonders betonen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ein weiterer Punkt, der mir wichtig ist: Am Schluss geht es hier um Breitensport, aber für den Breitensport, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind in Deutschland die Länder und die Kommunen zuständig. Von daher ist es gut, dass jetzt der Bund hier vorangeht, aber wir müssen schon auch fordern, dass die Bundesländer und die Kommunen jetzt eigene Programme ins Werk setzen, um hier noch etwas obendrauf zu setzen.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass die internationale Lage – Energiekrise, Inflation –, die die Debatten hier natürlich heute bestimmt hat, auch vor den Vereinen nicht haltmachen wird. Wir sehen, dass die Kosten für die Sportvereine massiv steigen: Die Halle und das Schwimmbecken müssen geheizt werden, die Flutlichtanlage braucht Strom. Da werden die Kosten jetzt steigen.

Gleichzeitig hat ein Verein nicht, wie ein Unternehmen, einfach die Möglichkeit, den Umsatz und die Einnahmen zu erhöhen, und es gibt die ganz große Gefahr, dass es zu Mitgliedsbeitragserhöhungen kommen wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das dürfen wir nicht zulassen, weil das nämlich wieder die Schwächsten in unserer Gesellschaft treffen würde. Kinder und Jugendliche sowie insbesondere diejenigen, die vielleicht den Euro zweimal umdrehen müssen, würden hier Schaden nehmen. Deswegen fordern wir die Bundesländer auf: Entwickeln Sie hier eigene Programme, um diese Probleme abzufedern!

(Beifall bei der CDU/CSU)

Es ist ein sehr gutes Zeichen, dass wir hier im Deutschen Bundestag auch mal über Sportpolitik diskutieren. Es ist die CDU/CSU, die diesen Antrag eingebracht und für diese Gelegenheit gesorgt hat.

In diesem Sinne: Herzlichen Dank allen Ehrenamtlichen in Deutschland.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Herzlichen Dank. – Zunächst einmal, liebe Kolleginnen und Kollegen, möchte ich Sie noch einmal bitten, ganz stark in sich zu gehen, ob wir diese Nacht nicht etwas verlängern könnten

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Also, Die Linke ist da vorbildlich!)

dadurch, dass vielleicht doch einige ihre Rede noch zu Protokoll geben. Also, bitte noch einmal schauen!

Dr. Herbert Wollmann von der SPD-Fraktion gibt seine Rede zu Protokoll.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Fritz Güntzler [CDU/CSU]: Die SPD spricht gar nicht! – Marianne Schieder [SPD]: Mangelnder Schlaf ist auch ein Gesundheitsproblem!)

Vor mir steht schon Tina Winklmann von Bündnis 90/Die Grünen; sie bekommt jetzt das Wort.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7538250
Wahlperiode 20
Sitzung 47
Tagesordnungspunkt Bewegungsgipfel - Gesundheit durch Sport
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