08.09.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 51 / Einzelplan 10

Rita Hagl-KehlSPD - Ernährung und Landwirtschaft

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Russlandkrieg hat schwere Folgen für unser Ernährungs- und Lebensmittelsystem und für unsere Versorgung. Es wurde schon einiges dazu gesagt. Ich könnte jetzt auch ausschweifend über das Thema sprechen, das Artur Auernhammer gerade vorgegeben hat. Keine Sorge, ich komme genau zu dem Thema, das gerade erwähnt worden ist.

Die steigenden Lebensmittelpreise sorgen für Unsicherheit, auf der einen Seite für die Produzenten, die durch steigende Produktionskosten nicht wissen, wie es weitergeht, auf der anderen Seite aber natürlich vor allem für die Verbraucherinnen und Verbraucher, die eben nicht wissen: Können wir uns noch gesunde Lebensmittel leisten oder nicht? Unser Ziel muss es sein, das Ernährungssystem widerstandsfähig zu halten, nachhaltiger zu werden, auch wegen des Klimawandels, und dass sich die Bürgerinnen und Bürger gesünder ernähren.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Die SPD hat deswegen Ziele in den Koavertrag mit hineinverhandelt, zum Beispiel die Reduktion der Lebensmittelverschwendung, die Erarbeitung und Umsetzung der Ernährungsstrategie, die Förderung pflanzenbasierter Ernährung, die Förderung regionaler Produktion und die Förderung gesunder und ausgewogener Ernährung in der Schul- und Gemeinschaftsverpflegung.

Die Mittel im schönen Kapitel „Gesundheitlicher Verbraucherschutz und Ernährung“ beim Titel „Maßnahmen zur Förderung ausgewogener Ernährung“ sind leider in den letzten Jahren nicht ausgeschöpft worden. Im Jahr 2021 wurden von den 15,3 Millionen Euro nur 8 Millionen Euro ausgegeben; im laufenden Jahr, 2022, sind von den 15 Millionen Euro bis Ende August nur 3,1 Millionen Euro ausgegeben worden – und das in einer Zeit, in der 30 Prozent der Erkrankungen ernährungsbedingt sind und in der fast jedes sechste Kind bereits übergewichtig oder adipös ist.

Es darf nicht sein, dass in dieser Situation die Mittel einfach übrig bleiben. Wir brauchen Vorschläge, was mit dem Geld passieren soll, zum Beispiel auch die Unterstützung der Tafeln. Die Tafeln sorgen dafür, dass die Lebensmittelverschwendung reduziert wird, weil noch gute Nahrungsmittel an die richtigen Menschen kommen. Sie stehen aber vor einer dramatischen Situation: Es gibt weniger Spenden, es gibt mehr Bedürftige, und es gibt weniger Ehrenamtliche, die sich hier einbringen. Wir brauchen nicht nur eine institutionelle Förderung, die ich gerne hätte, Herr Minister, sondern in der momentanen Situation vor allem wahrscheinlich auch Projekte, die einen Beitrag leisten können zur Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger über gesunde und nachhaltige Ernährung. Die Tafeln nehmen gesellschaftliche Aufgaben wahr, und dafür brauchen sie auch eine Förderung.

(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Robin Wagener [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Eine weitere Möglichkeit für die Nutzung des Geldes wäre auch die Anschubfinanzierung für Modellprojekte und den Modellregionenwettbewerb für gesunde und nachhaltige Ernährung in Schulen und in der Gemeinschaftsverpflegung – eine Position, die wir im Koavertrag vereinbart haben. Gerade diese Form würde eine positive Beeinflussung des Ernährungsverhaltens und auch Ernährungsbildung unserer Bürgerinnen und Bürger und unserer Kinder und Jugendlichen bewirken.

(Beifall bei der SPD)

Wir brauchen eine Aufklärungskampagne über Vorteile einer pflanzlichen Eiweißernährung. Weniger Fleisch ist gesund und nachhaltig. Genau das ist auch ein Punkt, wie man den Klimawandel angehen muss: nicht mit Gentechnik, sondern damit, dass wir unsere Tierbesätze reduzieren und dafür gutes und nachhaltiges Fleisch produzieren.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Gerade mit einer Aufklärungskampagne müssen wir versuchen, diese pflanzenbasierte Ernährungsform stärker zu fördern.

Wir stehen vor einer Ernährungswende. Wir brauchen eine Ernährungspolitik, die auf Gesundheit und Nachhaltigkeit setzt und die unsere Verbraucherinnen und Verbraucher noch viel mehr unterstützt, als dies in der Vergangenheit der Fall war.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Für die CDU/CSU-Fraktion hat das Wort Josef Rief.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7538932
Wahlperiode 20
Sitzung 51
Tagesordnungspunkt Ernährung und Landwirtschaft
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