Wolfgang StefingerCDU/CSU - Grundbildung im globalen Süden
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Vertreter der Regierungsfraktionen! Liebe Kollegin Sthamer, Sie fordern in Ihrem Antrag, zugegeben, ja viele sinnvolle Maßnahmen, um die Bildung in Entwicklungsländern zu stärken. Wir sind uns ja auch einig, dass Bildung der Schlüssel zur Hungerbekämpfung ist, dass sie der Schlüssel zur Verbesserung von Lebensgrundlagen ist und auch beim Thema Familienplanung eine wichtige Rolle spielt. Hinzu kommt, dass Bildung zu einem höheren Wirtschaftswachstum führt und auch zu einer besseren Gesundheit, zu weniger Konflikten und zu verbesserter ökologischer Nachhaltigkeit.
Das Gespräch, das wir heute Morgen im Ausschuss mit UNICEF und Safe The Children hatten, hat noch mal verdeutlicht, welche fatalen Auswirkungen gerade die Coronapandemie auf den Bildungsbereich hatte und hat. Die Schulabschlussquoten sinken massiv. Die globale Hunger- und Wirtschaftskrise führt dazu, dass Mädchen wieder vermehrt zwangsverheiratet werden und die Schule abbrechen. Viele Eltern können auch das Schulgeld nicht mehr aufbringen. Die Vertreter haben heute Morgen aber auch deutlich gemacht, wie verheerend die Folgen für Kinder und die Zukunftsfähigkeit in den Ländern sind. Vor allem haben sie deutlich gemacht, was die geplanten Kürzungen im Etat 2023 für diesen Bereich bedeuten.
Daher, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Ampel – mit Verlaub –, wirkt Ihr Antrag auf mich so, als würden Sie hier mit vollem Anlauf und mit viel Getöse in ein Becken springen, aus dem Ihnen die Entwicklungsministerin und der Finanzminister aber schon vor Wochen das Wasser abgelassen haben.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ich darf Sie daher wirklich einmal fragen: Mit welchen Haushaltsmitteln wollen Sie denn all Ihre Forderungen umsetzen? Erst vor zwei Wochen haben wir hier an dieser Stelle über den Etat debattiert und waren uns auch fraktionsübergreifend weitestgehend einig, dass die Gelder hier nicht ausreichen, um die Krisen unserer Zeit anzugehen. Im Lichte der Haushaltsdebatte, die wir in der letzten Sitzungswoche geführt haben, wirkt Ihr Antrag, mit Verlaub, nicht wie ein Akt von parlamentarischem Selbstbewusstsein, sondern eher wie ein Antrag fürs Schaufenster. Sie haben nur leider vergessen, dass der Finanzminister die Stromrechnung nicht bezahlt hat und der Wirtschaftsminister bereits das Licht abgedreht hat; das ist die Realität.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Sie beschreiben in Ihrem Antrag, was Sie gerne umsetzen würden, wenn Ihre eigene Regierung Sie nur ließe – oder wie kann man diesen Antrag sonst verstehen?
(Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten sich mal die Anträge der Union aus der letzten Legislatur anschauen!)
Interessant ist auch, wenn wir uns anschauen, was die FDP und die Grünen in ihren Anträgen aus der letzten Wahlperiode noch alles forderten: Die Grünen wollten in ihrem Antrag auf Drucksache 19/456 noch Kinder mit Behinderungen stärker gefördert wissen. Davon lese ich in Ihrem jetzigen Antrag überhaupt nichts. Die Grünen wollten den Anteil für die Globale Bildungspartnerschaft perspektivisch auf 100 Millionen Euro erhöhen, die FDP in ihrem Antrag auf Drucksache 19/27809 sogar auf 110 Millionen Euro.
(Nadja Sthamer [SPD]: Was will die Union eigentlich?)
In Ihrem jetzigen Antrag lese ich: Sie begrüßen die Aufstockung der Mittel im Rahmen der Haushaltsverhandlungen und wollen den deutschen Beitrag zur Globalen Bildungspartnerschaft und zu Education Cannot Wait nachhaltig auf das erforderliche Niveau heben. Was ist denn jetzt das erforderliche Niveau? Das aus Ihren Anträgen aus der letzten Wahlperiode, mit 100 bzw. 110 Millionen Euro, oder das, was Sie im Haushaltsentwurf vorgelegt haben, die Kürzung auf 50 Millionen Euro? Diese Frage sollten Sie meines Erachtens schon einmal beantworten.
Ich darf Sie auch daran erinnern, dass Sie die Mittel zum Beispiel für UNICEF um 57 Prozent und für die Globale Bildungspartnerschaft insgesamt um 21 Prozent kürzen wollen.
(Nadja Sthamer [SPD]: Das ist falsch! Sie rechnen die verschiedenen Titel zusammen!)
Die FDP im Übrigen forderte noch im März 2021 – also gar nicht so lange her –, dass im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit das privatwirtschaftliche Engagement in der beruflichen Bildung in Entwicklungs- und Schwellenländern wesentlich stärker zu unterstützen sei und hierbei auch eine bessere Verzahnung von Ausbildungsmaßnahmen und Arbeitsplatzaufbau in Entwicklungs- und Schwellenländern zu schaffen sei. Was ist aus dieser Forderung geworden?
(Nadja Sthamer [SPD]: Wir reden heute über Grundbildung!)
Die ist in Ihrem Antrag überhaupt nicht mehr enthalten.
(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gibt es auch etwas, was Sie fordern?)
Sie wissen – das haben wir heute Morgen auch in dem Gespräch im Ausschuss gehört –, dass man nicht alles mit öffentlichen Geldern regeln kann – schon gar nicht, wenn Sie diese kürzen. Es braucht also die Kooperationen mit der Wirtschaft, um Arbeits- und Ausbildungsplätze auch im Globalen Süden zu schaffen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, leider habe ich nicht ausreichend Redezeit, um noch weitere Beispiele zu nennen.
(Nadja Sthamer [SPD]: Und eigene Ideen? – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kein einziger Vorschlag! Das ist überhaupt keine konstruktive Opposition!)
Es gäbe nämlich schon noch ein paar schöne Schmankerl von Aussagen, die Sie in den letzten Jahren hier gebracht haben. Ich kann nur eines feststellen: Als Sie in der Opposition waren in den letzten Jahren, waren Ihre Forderungen so groß – im Umsetzen ist die Regierung so klein.
(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Dr. Christoph Hoffmann [FDP])
Manchmal ist es halt doch besser, lieber nicht zu regieren als falsch zu regieren.
(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun die Kollegin Susanne Menge das Wort.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7545831 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 53 |
Tagesordnungspunkt | Grundbildung im globalen Süden |