22.09.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 54 / Tagesordnungspunkt 19

Markus HümpferSPD - Strom- und Gassperren

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie alle kennen die aktuelle Preisentwicklung bei Strom und Gas. Die Frage ist: Wie sollen die Menschen das bezahlen?

(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Genau!)

Es gibt noch eine zweite Frage: Wie sollen unsere Stadtwerke das eigentlich bezahlen? Das sind alles keine großen Ölmultis mit einem Geldspeicher im Keller. Das sind öffentliche Unternehmen.

(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Genau!)

Sie gewährleisten unsere Energieversorgung vor Ort. Sie stecken ihre Gewinne in Schwimmbäder, in Ladeinfrastruktur und Nahverkehr. Also, was passiert eigentlich, wenn diese Stadtwerke pleitegehen? Eines der Stadtwerke, ein großes in Nordrhein-Westfalen, sagte wortwörtlich zu mir: Wir haben Angst vor dem, was da auf uns zukommt. Wir übernehmen gerade die Aufgabe eines Sozialamtes.

(Zuruf des Abg. Fabian Gramling [CDU/CSU])

Meine Damen und Herren, egal welcher Eindruck durch die Republik geistert: Die Stadtwerke drehen nicht einfach den Hahn zu, weil ihnen jemand 120 Euro schuldet. Damit haben Sie, werte Kolleginnen und Kollegen der Linken, ein ziemlich falsches Bild von der Wirklichkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Stephan Brandner [AfD]: Das haben die immer!)

Denn das Gegenteil ist der Fall. Das Stadtwerk, von dem ich spreche, hat 1 Million Euro aus Eigenmitteln für einen Härtefallfonds zur Verfügung gestellt,

einen Fonds, der Strom- und Gassperren verhindern soll, einen Fonds, der gleichzeitig auch die Zahlungsun- – Zahlungsfähigkeit des Unternehmens sichert.

(Stephan Brandner [AfD]: Die Zahlungsunfähigkeit sichert? Was ist das für ein Fonds?)

Damit zurück zu meiner Frage: Was passiert, wenn die Stadtwerke pleitegehen?

(Stephan Brandner [AfD]: Der Fonds sichert die Zahlungsunfähigkeit? Erklären Sie mir das noch mal mit der Zahlungsunfähigkeit!)

– Ich habe keine Zeit, mich um Sie zu kümmern. Sie haben hier sowieso viel zu viel Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD – Stephan Brandner [AfD]: Erklären Sie mir das noch mal! Welcher Fonds kümmert sich um die Zahlungsunfähigkeit?)

Damit zu meiner Frage: Was passiert, wenn die Stadtwerke pleitegehen? Dann erschüttert ein Beben das Land. Wir werden einen Tsunami, eine Katastrophe erleben. Denn dann geht es nicht mehr um Schwimmbäder und Ladesäulen, sondern dann werden Lieferungen eingestellt, Logistik wird unterbrochen, die Versorgung gerät in Gefahr. Das bedeutet mitten im Winter nicht nur eine Gesundheitsgefahr, wie Sie in Ihrem Antrag schreiben, nein, das gefährdet den sozialen Frieden in unserem Land. Das gefährdet unseren Wohlstand

(Stephan Brandner [AfD]: Den gefährden Sie! Die SPD gefährdet den sozialen Frieden und den Wohlstand, Herr Hümpfer! – Gegenruf des Abg. Takis Mehmet Ali [SPD]: Sie sind die einzige Gefahr für unseren Wohlstand!)

und damit alles, was wir in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut haben.

Es gibt viele da draußen an ihren Bildschirmen, vor ihren Zeitungen, die den Jahrhundertwinter 1978 miterlebt haben, die wissen, wie es ist, ohne Strom, ohne Gas bei einem tagelangen Schneesturm ausharren zu müssen, die wissen, dass das nur im ersten Moment romantisch ist.

(Stephan Brandner [AfD]: Sie kennen sich aus!)

Aber dann wird es schnell unschön, dramatisch, lebensgefährlich. Auch wenn ich damals nicht dabei war: Ich will nicht, dass sich so eine Situation jemals wieder wiederholt.

(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Lukas Köhler [FDP])

Da fällt Ihnen tatsächlich nichts Besseres ein, als die Versorger zu gefährden.

(Amira Mohamed Ali [DIE LINKE]: Haben Sie eigentlich zugehört, Herr Kollege?)

Mit Ihrem Antrag treten Sie das Beben, den Tsunami los. Mit diesem Antrag gefährden Sie Deutschland, stürzen Deutschland in eine Krise. Reicht Ihnen denn die Krise in Ihrer eigenen Partei nicht?

(Amira Mohamed Ali [DIE LINKE]: Uijuijui! – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Was wollen Sie denn machen, um die Stadtwerke zu retten?)

– Darauf komme ich jetzt zu sprechen, und ich werde Ihnen sagen, was wir machen und warum Ihre Anträge nicht sinnvoll sind.

(Amira Mohamed Ali [DIE LINKE]: Sie haben ihn gar nicht gelesen!)

Unsere Antwort ist ja nicht, dass wir die Menschen sehenden Auges in eine Gas- und Stromsperrenkrise rennen lassen. Nein, meine Damen und Herren, wir verhindern, dass die Leute überhaupt erst in so eine Situation kommen.

(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Aha!)

Wir unterstützen die Haushalte mit Einmalzahlungen.

(Amira Mohamed Ali [DIE LINKE]: Ich glaube, ich höre nicht richtig, Herr Kollege!)

Wir haben den Mindestlohn auf 12 Euro erhöht.

(Beifall bei der SPD)

Wir führen eine Strompreisbremse ein,

(Amira Mohamed Ali [DIE LINKE]: Ja, wann denn?)

auf den Basisverbrauch.

(Amira Mohamed Ali [DIE LINKE]: Ja, wann denn?)

– Ja, zeitnah. – Um nur einige Entlastungen zu nennen.

(Amira Mohamed Ali [DIE LINKE]: Wann kommt denn die Gasbremse, meine Herren?)

Kurz gesagt: Wir, die Koalition, sorgen dafür, dass die Menschen ihre Rechnungen an die Stadtwerke bezahlen können.

(Beifall bei der SPD)

Weder die Leute in unserem Land noch die öffentlichen Energieversorger dürfen wir in dieser Lage alleinlassen,

(Amira Mohamed Ali [DIE LINKE]: Das stimmt!)

und deshalb lehnen wir Ihre Anträge auch ab.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Amira Mohamed Ali [DIE LINKE]: Dann haben Sie ja eine prima Begründung gefunden!)

Für die CDU/CSU erhält das Wort Fabian Gramling.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7546076
Wahlperiode 20
Sitzung 54
Tagesordnungspunkt Strom- und Gassperren
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