Gero Clemens HockerFDP - Nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln
Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nach der zuletzt gehörten Rede möchte ich mit einem Missverständnis aufräumen: Kein Landwirt dieser Welt bringt mehr Pflanzenschutzmittel zum Schutze seiner Kulturen aus, als das erforderlich wäre, aus einem ganz einfachen Grund: weil das ein unmittelbarer Kostenfaktor
(Stephan Thomae [FDP]: Eben! Klar!)
innerhalb seiner betriebswirtschaftlichen Berechnung ist. Deswegen hat er ein ureigenes Interesse daran, nicht flächendeckend, wahllos mit der Spritze über die Flächen zu fahren, sondern eben sehr gezielt chemischen Pflanzenschutz zu betreiben, weil es sinnvoll und weil es erforderlich ist im Interesse von Ernten, verehrte Kolleginnen und Kollegen. Und ich glaube, dass wir gut beraten wären, mit diesem falschen Narrativ endlich aufzuhören.
(Beifall bei der FDP – Stephan Thomae [FDP]: Logisch!)
Eines muss man ja einmal sagen: Egal ob konventionell gewirtschaftet oder ob Bioanbau betrieben wird, Unkräuter müssen in jedem Falle bekämpft werden. Das macht der Biobauer auch. Er macht das zwar anders; aber er bekämpft Unkräuter genauso – zum Glück!
(Stephan Thomae [FDP]: Ja, klar! Natürlich!)
Täte man das nicht, würde weniger geerntet werden,
(Albert Stegemann [CDU/CSU]: Kupfersulfat! Ganz tolles Zeug!)
wären die Erträge kleiner und würden die Preise für Lebensmittel noch mehr durch die Decke gehen, als das mit einer Preissteigerung von 22 Prozent im letzten Erhebungszeitraum ohnehin der Fall gewesen ist. Und nimmt man keinen Pflanzenschutz, dann nimmt man den Striegel, den Grubber oder den Pflug; aber man fährt dann halt gleich drei- oder viermal über die Fläche anstatt vielleicht nur einmal. Die CO2-Emissionen sind deswegen dann auch drei- oder viermal so hoch.
(Stephan Protschka [AfD]: Ja, dann stimmen Sie den Anträgen auch zu!)
Deswegen müssen wir uns sehr wohl ehrlich machen an dieser Stelle, meine sehr verehrten Damen und Herren.
(Beifall bei der FDP)
Oder man macht das konservierend mit Pflanzenschutzmitteln, was nicht nur positiv für den Humusaufbau und damit für die CO2-Speicherfunktion des Bodens ist, was auch Mikroorganismen im Boden schützt und übrigens im Obstbau oder auch in Hanglagen quasi alternativlos ist. Wenn wir über den Klimawandel sprechen, dann müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass ein immer wieder umgebrochener Boden leichter austrocknet
(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Er will zustimmen!)
und der Mutterboden bei Starkregenereignissen weggeschwemmt wird.
(Stephan Thomae [FDP]: Er erodiert!)
Das können wir nicht wollen.
Ich will es an dieser Stelle einmal ganz deutlich sagen: Fachlich betrachtet ist es schon in Friedenszeiten fraglich, ob es tatsächlich sinnvoll ist, die Landwirtschaft mit zusätzlichen Kosten und Auflagen zu überziehen. In Kriegszeiten, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, ist das auch aus sozialen Gründen geradezu unverantwortlich.
(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Dr. Franziska Kersten [SPD] – Artur Auernhammer [CDU/CSU]: Wir erwarten die Zustimmung!)
Deswegen sind übrigens auch die Pläne von Frans Timmermans, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln noch einmal um 50 Prozent zu halbieren, für mich, für uns völlig realitätsfern und wirken tatsächlich aus der Zeit gefallen.
Global wird die landwirtschaftlich zu nutzende Fläche durch Klimawandel, durch Flächenversiegelung und durch viele weitere Faktoren immer kleiner. Deswegen sind wir gehalten, effizient und gleichzeitig nachhaltig mit diesen Flächen umzugehen. Der Landwirtschaft in dieser Zeit von Klimawandel und Flächenreduktion auch noch die Instrumente – moderne Instrumente! – zu nehmen, die es erlauben, angemessene Antworten auf den Klimawandel und auf globalen Hunger zu geben, bewegt sich irgendwo zwischen Fahrlässigkeit und Verantwortungslosigkeit.
Vielen Dank.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der AfD – Albert Stegemann [CDU/CSU]: Ihr stimmt zu! – Stephan Protschka [AfD]: Danke für die Zustimmung zu den Anträgen!)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7546097 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 54 |
Tagesordnungspunkt | Nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln |