Paul LehriederCDU/CSU - 16. Kinder- und Jugendbericht
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Liebe Jugendliche auf den Tribünen und auch draußen an den Bildschirmen! Aus einer bundesweiten repräsentativen Befragung des forsa-Instituts im Frühjahr dieses Jahres geht hervor, dass Politiker im Internet besonders häufig Ziel von Beleidigungen, Verleumdungen und Bedrohung werden. Ich gehe davon aus, dass fast alle Abgeordneten hier in diesem Haus in ihrer täglichen Arbeit schon mal mit unfairen Kommentaren, mit persönlichen Anfeindungen konfrontiert waren. Die weiblichen Abgeordneten sind leider überproportional von Hetze im Netz betroffen.
(Takis Mehmet Ali [SPD]: Insbesondere von Nazis!)
Auch ein Blick in die Kommentarspalten regionaler wie überregionaler Medien offenbart: Viele Beiträge haben mit konstruktivem Meinungsaustausch oft nichts gemein.
Angesichts zunehmender sozialer und politischer Konflikte und vermehrt zu beobachtender antidemokratischer, diskriminierender und rassistischer Einstellungen in unserer Gesellschaft wird der politischen Bildung in Politik und Öffentlichkeit völlig zu Recht wieder deutlich mehr Aufmerksamkeit zuteil. Regional wie bundesweit laufen Förderprogramme und Projekte zur Extremismusprävention und Demokratieförderung. Auch im schulischen Bereich haben einige Bundesländer in den letzten Jahren die Bedeutung und den Umfang von Politikunterricht oder Demokratiebildung gestärkt.
Unseren Beitrag leisten gerade auch wir als Abgeordnete regelmäßig bei den angeregten Diskussionen mit den zahlreichen Schulklassen, die uns jedes Jahr hier in Berlin besuchen. Ja, ich teile die positive Auffassung der Kollegin Katja Adler von der FDP, dass es toll ist, dass wir wieder Schulklassen hier in Berlin treffen dürfen, dass natürlich die Aufmerksamkeit von Schulklassen hier in Berlin im Reichstag oder im Paul-Löbe-Haus eine ganz andere ist, als wenn der Stoff theoretisch im Sozialkundeunterricht in der Schule behandelt wird.
Der Ende 2020 vorgelegte 16. Kinder- und Jugendbericht, über den wir heute sprechen, hat den Schwerpunkt auf die Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter gelegt und damit das Themenfeld umfassend betrachtet. Auf über 600 Seiten liefert der Bericht detaillierte Erkenntnisse über die vielfältigen sozialen und digitalen Räume, in denen junge Menschen politische Bildung erleben, und benennt Herausforderungen, mit denen unsere Demokratie konfrontiert ist.
Der 16. Kinder- und Jugendbericht fordert größere Anerkennung, Aufwertung und Stabilisierung des Praxisfeldes sowie eine breitere Verankerung politischer Bildung für junge Menschen mit zeitgemäßen und jugendgerechten Angeboten. Dabei müssen wir zwingend eine nachhaltige Strategie im Blick haben, die auch der Langfristigkeit von Lern- und Bildungsprozessen gerecht wird.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Kollege Edelhäußer hat dankenswerterweise bereits auf die Freiwilligendienste hingewiesen. Das brauche ich nicht noch mal zu wiederholen; ich unterstreiche alles, was er gesagt hat.
Ich möchte aber noch einen Bereich ansprechen; das sind die Beschäftigten im Sozialdienstleistungssektor und gerade auch die ehrenamtlich geführten Vereine, die ein Praxisbeispiel für vor Ort gelebte Demokratie sind. Ich denke an die Jugendfeuerwehren, ich denke an das Jugendrotkreuz, die Malteser, die Johanniter, die Musikkapellen, die Spielmannszüge, aber natürlich auch an die Vielzahl der Sportvereine, in denen junge Menschen demokratische Strukturen erlernen können, in denen man Toleranz hinsichtlich der Meinung des anderen entwickeln und in denen man sich natürlich auch gemeinsam eine eigene Meinung bilden muss.
Herr Präsident, Sie lassen es schon wieder aufleuchten. Ich muss leider zum Ende kommen.
Ich wünsche mir natürlich auch weiterhin engagierte Jugendliche, gerade jetzt nach Corona wieder, in einem regen, vitalen ehrenamtlichen Vereinsleben.
Kommen Sie bitte zum Schluss.
In dem Sinne wünsche ich Ihnen auch ein schönes Wochenende.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Vielen Dank, Herr Kollege. Sie wollten doch Vorbild für die jungen Menschen sein. Insofern ist es angemessen, dass Sie die Redezeit auch einigermaßen einhalten.
(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: 20 Sekunden!)
- 21 Sekunden, aber egal.
Nächste und letzte Rednerin in der Debatte ist die Kollegin Ariane Fäscher, SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7546212 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 55 |
Tagesordnungspunkt | 16. Kinder- und Jugendbericht |