Bettina LugkSPD - Bewegungsgipfel - Sport in Deutschland
Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Die Opposition hat uns in ihren Anträgen deutlich skizziert, welche Probleme sie momentan in der Sportpolitik dieses Landes sieht. Während Sie noch Anträge schreiben, sind wir längst bei der Lösung der Probleme; die Aussage dürfte Ihnen bereits bekannt vorkommen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Natürlich gibt es Herausforderungen, die noch nicht gelöst sind; denn wir leben offenkundig in schwierigen Zeiten. Zwischen dem Beschluss des Koalitionsvertrages und dem heutigen Plenarbeitrag hat sich vieles verändert, und klar: Wir wollen sicherlich an der einen oder anderen Stelle weiter sein, stellen uns aber der Realität. Der Kollege Wollmann und der Kollege Krämer haben bereits ausgeführt, wie es sich mit dem Bewegungsgipfel verhält. Hier setzen wir etwas um, und zwar gemeinsam mit der Bundesregierung und den Ländern.
Doch es gibt auch viel Gutes, auf das wir heute stolz sein können. Im nächsten Jahr begrüßen wir hier in Berlin eines der größten Sportfeste der Welt: die Special Olympics World Games mit 7 000 Athletinnen und Athleten, 20 000 Volunteers und internationalen Delegationen, die wir in 216 „Host Towns“ empfangen werden. Schon in diesem Jahr haben wir mit den European Championships in München eine Sportveranstaltung von internationaler Bedeutung zu Gast gehabt: neun Sportarten mit 4 000 Athletinnen und Athleten aus mehr als 50 Ländern. 1,4 Millionen Sportbegeisterte waren im Publikum, in den Stadien und erzeugten eine extrem motivierende Atmosphäre. Ich finde, das ist eine großartige Bilanz, die sich sehen lassen kann.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die European Championships haben weit über die Stadien und die Wettkampfstätten hinaus gewirkt. 27,1 Millionen Menschen haben sich allein in der ARD die Wettkämpfe angeschaut. Athletinnen wie Malaika Mihambo und Gina Lückenkemper sind für noch mehr Menschen ein Vorbild geworden, besonders für Kinder und Jugendliche, die jetzt davon träumen, an großen Sportwettkämpfen teilnehmen zu können und vielleicht sogar eines Tages auf einem Treppchen stehen zu dürfen. Ein sportbegeisterter Vater erzählte mir kürzlich in München von genau dieser Vorbildfunktion des Spitzensportes. Nachdem die ganze Familie Leichtathletik im Fernsehen geschaut hatte, übte der Sohn gleich: Er sprang mit Anlauf und vollem Karacho aufs Sofa.
So entsteht eine Dynamik, in der Leistungs- und Spitzensport zusammenspielen. Wenn unsere Spitzensportlerinnen und Spitzensportler erfolgreich sind, dann motiviert das unseren Nachwuchs, ebenfalls aktiv zu werden. Und je mehr Kinder und Jugendliche Sport treiben, desto besser steht es um die Zukunft unserer Leistungskader in 5, 10 oder 15 Jahren. Die Breite braucht die Spitze, und der Spitzensport braucht den Breitensport.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Deshalb arbeiten wir daran, auch in der Breite bessere Voraussetzungen zu schaffen. Die Kollegen sind bereits auf das Programm „ReStart“ im Sport eingegangen, mit dem wir die Vereine bei der Wiederaufnahme von Aktivitäten nach zwei Jahren Coronapandemie aktiv unterstützen wollen; denn es muss wieder attraktiver sein, Kinder und Jugendliche in den Vereinen zu trainieren – klar, weil uns die sportliche Betätigung der Jüngeren am Herzen liegt; aber auch, weil hier Inklusion und Integration gelebt werden und wir so auch neue Talente entdecken können, die in absehbarer Zeit die paralympische oder olympische Weltspitze erreichen können.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Auch in den Schulen müssen wir Kinder und Jugendliche wieder mehr in Bewegung bringen, auch durch eine intensivere Zusammenarbeit der Schulen, Sportvereine und Verbände. Gerade die Schulen bieten eine Möglichkeit, Kinder und Jugendliche mit Sportarten in Kontakt zu bringen, die in den Medien leider weniger häufig präsent sind. Hier ist das Ganztagsschulkonzept, das in vielen Ländern verfolgt wird, eine Chance. So können wir in allen olympischen und nichtolympischen Sportarten eine breitere Basis aufbauen, gerade im Jugendbereich.
In diesem Zusammenhang ist mir eine Sache noch ganz besonders wichtig. Neben den vielen wunderbaren Sportarten, die man ausüben und ausprobieren kann, gibt es eine Fähigkeit, die aus meiner Sicht alle Kinder erlernen müssen: Das ist das Schwimmen. Wer als Kind Schwimmen lernt, erfährt, dass Motivation, Fleiß und Ausdauer sich lohnen, dass es etwas bringt, an Dingen dranzubleiben, auch wenn es manchmal schwierig ist. Und wer schwimmen gelernt hat, kann später Leben retten, sein eigenes, aber vielleicht auch das anderer Menschen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Philipp Hartewig [FDP])
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft und andere Vereine der Wasserrettung haben seit Beginn der Pandemie mit Problemen zu kämpfen gehabt, angehende Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer auszubilden. Dies trifft gleichzeitig auf den Umstand, dass viele Kinder nicht an Schwimmkursen teilnehmen konnten, sodass pandemiebedingt ein Rückstand entstanden ist, der aufgeholt werden muss. Darum müssen wir jetzt zusammen mit den Kommunen und den Schwimmvereinen sicherstellen, dass im Zuge der Energiekrise zumindest die Schwimmbäder geöffnet bleiben. Denn wir müssen darauf bestehen, dass jedes Kind in Deutschland, ob mit oder ohne Behinderung, Zugang zu einem Schwimmkurs hat.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Sehr geehrte Frau Präsidentin, verehrte Kolleginnen und Kollegen, Sport macht uns stärker. Sport bringt uns zusammen. Gerade in Zeiten wie diesen können wir nicht darauf verzichten, den gesellschaftlichen, den gesundheitlichen und den jugendpolitischen Wert des Sports zu schätzen. Lassen Sie uns gemeinsam mit unseren Partnern im Bundesinnenministerium, in den Ländern, in den Kommunen, in den Sportverbänden und Vereinen systematisch und zielorientiert und nicht schnell und kopflos arbeiten, damit der Sport in Deutschland spitze bleibt.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun der Kollege Jens Lehmann das Wort.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7546250 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 55 |
Tagesordnungspunkt | Bewegungsgipfel - Sport in Deutschland |