23.09.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 55 / Tagesordnungspunkt 33

Jens LehmannCDU/CSU - Bewegungsgipfel - Sport in Deutschland

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Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Mein Herz gehört dem Sport.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

So wie viele andere Menschen treibe ich regelmäßig Sport, um fit zu bleiben und um das körperliche Wohlbefinden zu stärken. Aber ich mache mir große Sorgen um die Sportnation Deutschland. Nicht nur sinkt seit Jahren die Medaillenausbeute bei Olympischen Spielen, obwohl die Anzahl der Wettbewerbe steigt. Auch der Breitensport leidet. 2021 hatten wir knapp 23,4 Millionen Mitglieder in Sportvereinen. Den gleichen Wert hatten wir zum Zeitpunkt meines zweiten Olympiasieges im Jahr 2000. Bis 2020 wuchs die Mitgliederzahl stetig weiter bis zur Rekordzahl von über 24,2 Millionen Vereinsmitgliedern. Wir sind also durch die Coronapandemie um über 20 Jahre zurückgeworfen worden. Das ist ein trauriger Trend, dem wir schnellstens gegensteuern müssen. Als Union haben wir mit den Coronahilfen einen wichtigen Beitrag geleistet. Dank dieser Hilfen sind nur 1 Million Sportfreunde aus den Vereinen ausgetreten. Ohne diese Maßnahmen wären es vermutlich deutlich mehr gewesen.

(Jörn König [AfD]: Ohne Maßnahmen wäre es gar keiner gewesen!)

Vermutlich würde es auch viele Profisportvereine und ‑ligen nicht mehr geben.

Bewegungsmangel ist aber in vielen Bereichen der Gesellschaft ein immer größer werdendes Problem mit all seinen im Antrag beschriebenen Folgen. Das hat verschiedene Ursachen, angefangen bei zu wenig Angeboten in Kitas und Schulen über Barrierefreiheit in Sportstätten und den Föderalismus bis hin zu Corona und zur aktuellen Energiekrise. Deshalb braucht es jetzt einen Bewegungsgipfel mit allen beteiligten Ebenen und Gruppen.

Nachdem wir im Frühjahr den Antrag eingebracht haben und ihn heute zur Abstimmung stellen, ist der Ampel überraschenderweise drei Tage vor der heutigen Abstimmung zufällig und natürlich vollkommen losgelöst von unserem Antrag faktisch das Gleiche eingefallen.

(Dieter Stier [CDU/CSU]: Das war Eingebung!)

Uns jedoch geht es um die Sache.

(Zuruf von der SPD: Da müssen Sie selber lachen!)

Und wenn Sie demnächst wieder keine Idee haben: Wir helfen gern.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Als Union begrüßen wir grundsätzlich Ihre Bereitschaft zur Ausrichtung eines Bewegungsgipfels. Aber im Dezember kommt er einfach viel zu spät; er muss jetzt kommen. Denn die Vereine und alle Sportler brauchen angesichts der explodierenden Energiekosten keine Belehrungen. Sie brauchen jetzt Perspektiven für die kommenden Monate und nicht erst im Winter.

Werte Kollegen, anstatt Spartipps wie „Jede Kilowattstunde zählt“ zu geben, sparen Sie sich lieber den Atomausstieg bis Ende dieses Jahres, und verschieben Sie den in Richtung 2024, um bis dahin eine stabile und preiswerte Energieversorgung für unsere Sportnation und Industrienation zu schaffen!

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Gesellschaft, Industrie und Sportvereine werden es Ihnen gleichermaßen danken.

Werte Kollegen der Ampelfraktionen, halten Sie nicht an der B-Variante unseres Antrages fest, sondern stimmen Sie doch gleich dem Original zu! Jetzt, wie es in unserem Antrag heißt. Jetzt bewegen sich die Leute noch draußen. Schauen Sie doch einfach mal raus auf die Reichstagswiesen! Dort wird gerade der Berlin-Marathon vorbereitet.

Wenn ich Ihre rhetorischen Klimmzüge sehe, um irgendeine Begründung zu finden, unseren Antrag abzulehnen, finde ich es einfach nur traurig für den Sport in Deutschland. Auf dem Bewegungsgipfel können Sie beispielsweise erklären, warum Sie den Investitionspakt Sportstätten auslaufen lassen. Sie stellen keine Haushaltsmittel dafür bereit, obwohl Sie im Koalitionsvertrag ankündigen – Zitat – eine „Offensive für Investitionen in Sportstätten von Kommunen und Vereinen“ ausweiten zu wollen.

Stattdessen beenden Sie die von der Union eingebrachte Sportstättenförderung. Um mal eine Zahl zu nennen: Der Sanierungsstau bei kommunalen Sportstätten beträgt laut DOSB rund 31 Milliarden Euro. Wenn Sie es ernst meinen mit dem Sport in Deutschland, wenn Sie wollen, dass die Bevölkerung Sport treibt, sich in Vereinen engagiert, sich fit hält, gesünder lebt, dann haben Sie jetzt die Möglichkeit dazu.

(Lisa Badum [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie die Sportstätten nicht schon früher saniert?)

Meine Damen und Herren, stimmen Sie unserem Antrag zu! Lassen Sie uns gemeinsam jetzt den Sport in Deutschland analysieren, vorantreiben und verbessern. Machen wir gemeinsam den Sport wieder attraktiv für die Menschen in Deutschland. Unser Antrag ist schließlich ganz in Ihrem Sinne. Im Koalitionsvertrag haben Sie vereinbart, das Ehrenamt zu fördern, weil es den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt, und betonen dabei die besondere Rolle des Sports. Und Sie kündigen einen „Entwicklungsplan Sport“ an. Bislang haben wir davon noch nicht viel gesehen.

(Fritz Güntzler [CDU/CSU]: Gar nichts!)

Aber glücklicherweise können wir alle bei Zustimmung zu unserem Antrag den Auftakt zu diesem Entwicklungsplan Sport machen, indem wir ein umfassendes Lagebild erstellen. Stimmen Sie also unserem Antrag zu! Dann setzen Sie einen Teil Ihres Koalitionsvertrages um.

Danke.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7546251
Wahlperiode 20
Sitzung 55
Tagesordnungspunkt Bewegungsgipfel - Sport in Deutschland
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