29.09.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 57 / Tagesordnungspunkt 11

Klaus MackCDU/CSU - Wolfsbestandsmanagement

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Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ein Bürgermeister aus Sachsen berichtet von einem Wolfsrudel, das tagsüber durchs Dorf schleicht; Kinder gehen dort aus Angst nicht mehr zu Fuß zur Schule.

(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vorletzte Woche haben Wölfe eine ganze Alpakaherde ausgelöscht; die Zäune wurden untergraben. Inzwischen müssen in Niedersachsen und in Brandenburg selbst grüne und rote Umweltminister den Abschuss von Wölfen erleichtern.

Meine Damen und Herren, ich habe die zuständige Staatssekretärin mit diesen Fragen hier im Plenum konfrontiert. Sie meinte, das Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf sei auserzählt. Das Märchen ist aber nicht auserzählt – ganz im Gegenteil: Wir schlagen gerade ein neues Kapitel auf, und wenn wir jetzt nicht handeln, dann wird es auch kein Happy End geben.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Seit dem Jahr 2000 breitet sich der Wolf exponentiell aus. Die Bestände wachsen jährlich um rund 30 Prozent. In Deutschland gibt es mehr als 2 000 Wölfe. Rechnen Sie das mal auf die nächsten zehn Jahre hoch. Dabei ist jetzt schon klar, dass wir beim Wolf von einem günstigen Erhaltungszustand ausgehen können. Natürlich ist das ein Erfolg für den Artenschutz. Es geht ja auch nicht darum, den Wolf wieder auszurotten. Es geht darum, den Bestand zu regeln, so wie bei jeder anderen Wildtierart auch. Sonst werden wir die Folgen nicht in den Griff bekommen. Erkennen Sie endlich an, dass der Wolf in manchen Gegenden Deutschlands schon jetzt zum echten Problem geworden ist.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir haben zunehmend Schäden durch Angriffe auf Weide- und Haustiere. 2020 wurden allein rund 4 000 Weidetiere getötet. Jetzt hat es sogar das Pony unserer EU‑Kommissionspräsidentin erwischt. Aber das ist ja nur die prominente Spitze eines Eisberges. Es geht um die vielen Weidetierhalter. Präventionsmaßnahmen sind eben nicht immer wirksam. Schwere Wolfszäune lassen sich eben nicht immer die steilen Hänge hinauftragen. Die Weidetierhaltung ist vielerorts ernsthaft bedroht. Aber so weit darf es nicht kommen. Mit ihren grün-roten Träumereien und einer völlig falschen Romantisierung des Wolfes setzen Sie den Erhalt unserer Kulturlandschaft aufs Spiel.

(Beifall bei der CDU/CSU – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch EU-Recht! – Gegenruf der Abg. Dr. Anja Weisgerber [CDU/CSU]: Und was machen die Schweden? Sie wissen doch, dass die Schweden das anders machen!)

Wissen Sie, ich habe als Bürgermeister im Schwarzwald erlebt, wie es ist, wenn ein Wolf in einer Nacht im Blutrausch 20 Schafe tötet und die von hinten angefressenen Körper morgens noch lebend auf der Weide liegen. Offensichtlich wird hier wieder einmal von Berliner Schreibtischen aus über Probleme sinniert, ohne mit den Menschen vor Ort zu sprechen. Das ist ungefähr so, wie wenn zwei Wölfe und ein Schaf darüber abstimmen, was es zum Abendessen gibt.

(Beifall bei der CDU/CSU – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben einen Rechtszustand, der war letztes Jahr, als Sie regiert haben, genauso!)

Den Menschen vor Ort im ländlichen Raum hilft das aber nicht. Es wird hier nur an den Folgen herumgedoktert.

(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch der Rechtszustand, der die letzten 16 Jahre auch schon gegolten hat!)

Das Bundesumweltministerium weigert sich, das Problem grundlegend anzugehen.

Wir fordern ein aktives Wolfsbestandsmanagement. Setzen Sie sich bei der EU‑Kommission dafür ein, dass der Wolf von Anhang IV in Anhang V der FFH-Richtlinie eingestuft wird. Lassen Sie uns das Bundesjagdgesetz ändern, und legen Sie wolfsfreie Gebiete fest.

Denn wo stehen wir heute? Die Grünen würden am liebsten mit dem Wolf tanzen und alles laufen lassen.

(Zuruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Hätte es die SPD bei den Gebrüdern Grimm schon gegeben, würde Rotkäppchen wahrscheinlich hinter einem Schutzzaun sitzen.

(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Rotkäppchen“!)

Wollen Sie denn am Ende ganz Deutschland einzäunen? Einzig die FDP weiß eigentlich, was zu tun wäre. Sie von der FDP haben einen entsprechenden Antrag schon 2018 gestellt. Sie müssen heute aber natürlich wieder gegen ihre eigene Überzeugung stimmen. Dazu sage ich nur, liebe Kollegen von der FDP: Wer sich selbst zum Schaf macht, den fressen am Ende die Wölfe.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

Haben Sie den Mut, unseren Antrag zu unterstützen – im Sinne unserer Landschaftspfleger, im Sinne der Menschen vor Ort. Helfen Sie mit, unsere schöne Kulturlandschaft in Deutschland zu erhalten.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gebrüder Grimm! Das ist eine Bundestagsdebatte und keine Märchenstunde!)

Wir alle haben jetzt diverse Bilder im Kopf. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Dr. Lina Seitzl für die SPD-Fraktion erhält das Wort.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7546519
Wahlperiode 20
Sitzung 57
Tagesordnungspunkt Wolfsbestandsmanagement
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