30.11.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 72 / Tagesordnungspunkt 6

Bernd ReutherFDP - Bewerbung für die Ausrichtung der Olympischen Spiele

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Liebe Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin auf der einen Seite erst mal sehr froh, dass wir alle, sowohl wir von den Koalitionsfraktionen als auch Kollege Lehmann von der Union, uns sehr seriös und positiv mit dem Thema Olympiabewerbung beschäftigen. Verehrter Kollege König von der AfD, was Sie hier gerade für einen Unsinn verzapft haben, geht wirklich an allem vorbei, worüber wir hier in der Sportpolitik diskutieren.

(Jörn König [AfD]: Das waren Fakten, Herr Reuther! Die haben Ihnen wehgetan!)

Das will ich an dieser Stelle mal ganz deutlich sagen.

(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Das einzig Richtige, was Sie gesagt haben, war Ihr Hinweis zur guten Stimmung bei einer tollen Veranstaltung, den European Championships. Andere haben es auch schon erwähnt: Wir können Großveranstaltungen in diesem Land. Das Sommermärchen 2006 ist angeklungen. 2024 richten wir die Fußballeuropameisterschaft aus.

Es ist auch unsere Pflicht als große Demokratie im Herzen Europas, sich um Großveranstaltungen zu bewerben. Gerade im Lichte der Fußballweltmeisterschaft in Katar – Peking und Sotschi sind angeklungen – ist es unsere Pflicht, das auch in Zukunft zu tun. Aber – und das zeigen die Bemühungen der Vergangenheit – wir müssen die Menschen vor Ort mitnehmen. Ich erinnere an Berlin, an Hamburg, an München. Da geht Ihr Antrag in die vollkommen falsche Richtung – es ist auch schon bei meinen Vorrednerinnen und Vorrednern angeklungen –: Beschlüsse von oben herab, Bewerbungen ohne Konzept, ohne die Menschen mitzunehmen – das wird nicht funktionieren, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der AfD)

Ich bin froh, dass der DOSB jetzt eine Findungskommission startet, das Thema angeht, aber mit dem richtigen Fingerspitzengefühl, mit der richtigen Behutsamkeit. Es ist nämlich das A und O, in den Regionen, mit den Verbänden, mit den Menschen vor Ort ein Konzept zu definieren, das Erfolg hat. Das ist von ganz entscheidender Bedeutung.

Ich will noch zwei andere Aspekte anführen – es ist auch schon angeklungen –: Eine Ausrichterstadt oder ‑region profitiert in nachhaltiger Weise von so einem Ereignis, weil natürlich auch in Infrastruktur, in den öffentlichen Personennahverkehr, in moderne Transportkonzepte – das sage ich als Verkehrspolitiker hier sehr gerne – investiert wird und das natürlich eine ganze Region nach vorne bringt.

Ein zweiter Aspekt, der zu nennen ist – es ist ebenfalls angeklungen –, ist die Nachhaltigkeit. Wir haben in unserem Land viele hochentwickelte Sportstätten, die seit vielen Jahren genutzt werden und auch nach so einem Großereignis weiter genutzt werden können. Das ist ganz, ganz wichtig, um vor Ort die nötige Akzeptanz zu haben. Keiner will nach Olympischen Spielen vor Sportbauruinen stehen, wie es sie in der Vergangenheit häufiger gegeben hat.

Ich will zum Schluss sagen: Ich komme ja – einige von Ihnen wissen es – aus dem Sportland Nummer eins, aus Nordrhein-Westfalen. Da gibt es ganz viele tolle Sportstätten. Sie haben im Übrigen in Ihrem Antrag sinngemäß geschrieben, Olympische Spiele weit über Nordrhein-Westfalen verteilt gingen nicht, weil die Ausdehnung zu groß wäre. Da kann ich Ihnen mal sagen: Die Verteilung der Sportstätten bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 2028 ist noch größer als die an Rhein und Ruhr, wenn es denn zu einer Kandidatur kommt. Ich würde mich – das sage ich, weil ich von Herzen Nordrhein-Westfale bin – sehr freuen über Rudern in Duisburg, Reiten in Aachen, Hockey in Mönchengladbach, Fechten in Köln. Ich könnte die Reihe endlos fortsetzen.

(Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann [FDP]: Düsseldorf! – Zuruf von der CDU/CSU: Segeln auf dem Möhnesee!)

– Düsseldorf. Ja, ja, jeder kommt jetzt mit Vorschlägen. – Ich könnte, wie gesagt, die Reihe endlos fortsetzen.

Die Freien Demokraten würden sich sehr freuen, die Sportler dieser Welt wieder in Deutschland begrüßen zu dürfen – dafür setzen wir uns ein –, aber nicht auf die Art und Weise, wie Sie von der AfD es machen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Der nächste Redner kommt nicht aus Nordrhein-Westfalen.

(Zurufe von der SPD: Oh! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Schade eigentlich!)

Es handelt sich um Dr. André Hahn für die Fraktion Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)

Personen

Dokumente

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Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7548837
Wahlperiode 20
Sitzung 72
Tagesordnungspunkt Bewerbung für die Ausrichtung der Olympischen Spiele
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