Erik von MalottkiSPD - Engagementbericht - Zukunft Zivilgesellschaft
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger! Wir erleben in den letzten Jahren, dass unsere Gesellschaft weiter auseinanderdriftet. Der Austausch, die Verständigung zwischen Jung und Alt, zwischen Stadt und Land, zwischen Arm und Reich werden weniger. Wir stellen uns deshalb zu Recht die Frage, welchen Kitt wir für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft brauchen. Meine Hoffnung liegt auf dem Engagement von jungen Menschen und einer Stärkung der Zivilgesellschaft.
Der vorliegende Dritte Engagementbericht zeigt hierfür enorme Chancen auf; denn junge Menschen wollen sich engagieren und tun dies immer mehr digital und nonformal. Sie mischen sich ein und werden für unsere Demokratie gewonnen. Gleichzeitig liegt im immer stärker werdenden digitalen Engagement ein Risiko, weil dies noch stärker vom Bildungshintergrund der Eltern abhängig ist. Wir dürfen diese steigende Bildungsungleichheit der Engagierenden nicht ignorieren, sondern wir müssen reagieren.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Der Engagementbericht macht hierfür gute Vorschläge, wie zum Beispiel das bessere Erlernen von digitalem Engagement in den Schulen. Aus meiner Sicht kann dies aber angesichts der Größe des Problems nicht ausreichen. Ich zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin den Bundespräsidenten:
Man bleibt gerne und oft unter sich … Man umgibt sich mit Menschen, die einen ähnlichen Lebensstil pflegen, ähnliche politische oder religiöse Überzeugungen haben, die gleichen Kulturveranstaltungen besuchen, die gleichen Medien nutzen …
Eine sehr richtige Analyse!
Aber was ist die richtige Antwort auf diese Entwicklung? Aus meiner Sicht kann die Antwort nur lauten: Freiwilligendienste ausbauen und massiv stärken! So haben wir es im Koalitionsvertrag festgehalten.
(Beifall bei der SPD)
Wir müssen ein Freiwilliges Jahr schaffen, das so attraktiv ist, dass jede und jeder es machen will. Was brauchen wir konkret für einen solchen Freiwilligendienst?
Erstens. Mehr finanzielle Sicherheit. Aktuell liegt die Aufwandsentschädigung in einem Freiwilligen Sozialen Jahr teilweise bei 330 Euro im Monat. Zum Vergleich: Beim Freiwilligen Wehrdienst sind es 1 500 Euro.
Zweitens. Wir brauchen mehr Plätze. Beim Freiwilligen Ökologischen Jahr gab es im letzten Jahr auf 3 258 Plätze fast 13 000 Bewerbungen. Wir brauchen einen Ausbau der Platzkapazitäten.
Drittens. Wir brauchen mehr Anerkennung. Es muss für Freiwilligendienstleistende Vorteile für eine spätere Ausbildung und ein Studium geben.
Viertens. Wir brauchen mehr Tätigkeitsbereiche. Wir brauchen ein Freiwilliges Digitales Jahr, und wir brauchen ein Freiwilliges Jahr im Handwerk.
(Beifall bei der SPD)
Abschließend fünftens. Wir brauchen mehr Verbindlichkeit. Es braucht einen Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst.
Ich bin überzeugt: Wenn wir einen solchen Freiwilligendienst schaffen, dann werden wir die so dringend notwendigen Begegnungen zwischen Menschen verschiedener Milieus ermöglichen und werden gleichzeitig Interesse an einem lebenslangen Engagement wecken.
Packen wir es an!
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort erhält Nico Tippelt für die FDP-Fraktion.
(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Denise Loop [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7549706 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 77 |
Tagesordnungspunkt | Engagementbericht - Zukunft Zivilgesellschaft |