20.01.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 80 / Zusatzpunkt 16

Natalie PawlikSPD - Fachkräftestrategie der Bundesregierung

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Knapp die Hälfte der Unternehmen kann nicht mehr alle offenen Stellen besetzen. Deswegen ist es gut, dass die Bundesregierung mit der Fachkräftestrategie einen Werkzeugkasten vorlegt, mit dem wir die Herausforderungen annehmen und neben der Fachkräftezuwanderung eben auch das inländische Potenzial mobilisieren. Im Mittelpunkt dabei steht die gezielte Weiterbildung und Qualifizierung.

Unsere Wirtschaft und unsere Arbeitswelt verändern sich. Wer heute einmal einen Beruf erlernt, übt diesen eben nicht mehr das gesamte Leben lang in einem Unternehmen aus. Wer in Zukunft gute und qualifizierte Fachkräfte haben möchte, muss in die Menschen investieren; er muss sie bei den Veränderungen mitnehmen und ihre Weiterbildung gezielt fördern.

Dabei sind in erster Linie die Unternehmen selbst gefragt.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Diese wollen wir mit Vereinfachungen bei Beschäftigungsfördermöglichkeiten und einem Qualifizierungsgeld in Zukunft noch besser unterstützen. Gleichzeitig wollen wir aber auch die Qualifizierungsberatung stärken und eine Bildungszeit einführen, weil Weiterbildung Zeit braucht und eben nicht am Geld scheitern sollte.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Wir verlieren zu viel Potenzial durch unnötige Hürden. Kolleginnen und Kollegen, ich möchte Ihnen dazu die Geschichte einer mir sehr nahestehenden Person erzählen.

Olga ist in den 90er-Jahren im Alter von 30 mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern als Spätaussiedlerin nach Deutschland gekommen. In ihrem Heimatland war sie Erzieherin. Wie viele andere hatte auch Olga Schwierigkeiten bei der Anerkennung ihrer Qualifikation. So arbeitete sie in unterschiedlichsten Jobs: als Zimmermädchen, als Reinigungskraft und bei Schlecker an der Kasse. Durch einen Zufall begegnete Olga einer anderen Aussiedlerin, die sie an der Kasse bediente, die eine ähnliche Biografie wie Olga hatte und die ihr berichtete, dass es in Frankfurt am Main eine Berufsschule gibt, bei der sie die Möglichkeit hat, Teilqualifikationen anerkennen zu lassen und die Ausbildung zur Erzieherin statt in fünf Jahren schulischer Ausbildung in drei Jahren zu absolvieren.

Und obwohl ihr Umfeld Olga davon abgeraten hat, wieder die Schulbank zu drücken, hat sie sich für diesen Schritt entschieden, obwohl das einen Gehaltsverzicht für die gesamte Familie bedeutet hat. Es gab am Ende kein Geld für Kindergeburtstage, für Weihnachtsgeschenke oder beispielsweise neue Kleidung. Heute ist Olga erfolgreiche Erzieherin. Sie liebt ihren Job. Sie verdient wesentlich mehr, als sie das früher getan hat, und sie hat auch für Verbesserungen bei ihrer Rente gesorgt.

Kolleginnen und Kollegen, Chancen dürfen in unserem Land nicht von Zufällen abhängen. Weiterbildung kann nicht bedeuten, dass Menschen an der Armutsgrenze leben sollten. Investitionen in die Qualifizierung von Menschen sind wichtige Investitionen in unsere Zukunft und in unsere Volkswirtschaft. Wir sollten jetzt handeln, damit wir in Zukunft mehr Fachkräfte haben. Gut ausgebildete Menschen sind die Basis unserer Wirtschaft, und die Fachkräftestrategie der Bundesregierung liefert hierzu wichtige Instrumente. Wir müssen das jetzt angehen, Schritt für Schritt.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Nächste Rednerin: für die CDU/CSU-Fraktion Dr. Ottilie Klein.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7550134
Wahlperiode 20
Sitzung 80
Tagesordnungspunkt Fachkräftestrategie der Bundesregierung
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine
Automatisch erkannte Entitäten beta