Alexander DobrindtCDU/CSU - Aktuelle Stunde - Leopard-Blockade der Bundesregierung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir kritisieren nicht die Entscheidung, dass die Bundesregierung den Leopard-2-Panzer liefern will. Wir unterstützen diese Entscheidung; wir haben sie sogar eingefordert. Aber wir kritisieren die Art des Umgangs mit dieser Lieferung, das Wie und Wann und vor allem diesen untauglichen Versuch, das Zögern über Wochen und Monate jetzt zur Strategie zu erklären, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf der Abg. Saskia Esken [SPD])
Das Problem, lieber Herr Kollege Mützenich, war doch nicht, dass Sie sich mit allen Bündnispartnern abstimmen mussten.
(Zuruf von der SPD: Doch!)
Das Problem war doch, dass unsere Bündnispartner längst abgestimmt waren, aber die Entscheidung der Bundesregierung gefehlt hat. Das ist die Wahrheit an der Stelle.
(Beifall bei der CDU/CSU – Saskia Esken [SPD]: Ist es so? – Jürgen Coße [SPD]: Wenn man keine Ahnung hat, sollte man hier nicht reden!)
Dazu gibt es ja eine Reihe von Wortmeldungen, die das auch belegen – weil Sie dazwischenschreien, das würde nicht stimmen.
Die Ramstein-Konferenz war am vergangenen Freitag. Die Wortmeldungen danach – ich kann Ihnen die vorlesen; Frau Strack-Zimmermann hat sich ja öffentlich gegenüber den Medien geäußert und davon gesprochen, dass Deutschland leider gerade versagt hat. Sie hat wörtlich gesagt: „Die Geschichte schaut auf uns, und Deutschland hat leider gerade versagt.“ Man könnte solche Beispiele an dieser Stelle beliebig weiter aufzählen.
(Ulrich Lechte [FDP]: Oh Gott, was Sie schon alles gesagt haben, Herr Dobrindt! – Zuruf der Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU])
Ich will Ihnen sagen, sehr geehrter Herr Kollege Mützenich: Ich verstehe natürlich die Empörung über manche Twitter-Meldungen, vor allem gegenüber Ihrer Person. Aber dann bitte auch aufregen über die auf Sie bezogenen Meldungen, die aus Ihrer eigenen Koalition kommen!
(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe der Abg. Jürgen Coße [SPD] und Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Der polnische Ministerpräsident hat der Ampel noch vor zwei Tagen vorgeworfen, dass die Verzögerungstaktik inakzeptabel sei. Er hat sogar den Verdacht geäußert, dass Deutschland die Leopard-Allianz sabotieren wollte. Der lettische Außenminister hat vor zwei Tagen noch mal deutlich gesagt, es gebe überhaupt keine guten Argumente mehr, warum man Kampfpanzer nicht bereitstellen könnte. Meine Damen und Herren, anscheinend wussten unsere europäischen Partner bis zum heutigen Tag nicht, dass Sie diese Entscheidung treffen wollen. Das nennen Sie „abgestimmt“? Von wegen, meine Damen und Herren!
(Beifall bei der CDU/CSU)
Der Bundeskanzler hat vorhin in der Regierungsbefragung gesagt, dass er keine Entscheidung trifft, die eine Gefahr für die Sicherheit Deutschlands ist. Unsere Partner empfinden Ihr Zögern als das größte Risiko für die Sicherheit Deutschlands.
(Beifall bei der CDU/CSU – Saskia Esken [SPD]: Mit wem sind Sie denn im Gespräch, Herr Dobrindt? – Zuruf des Abg. Jürgen Coße [SPD])
Der französische Präsident hat es Ihnen am Wochenende auch noch mal ins Stammbuch geschrieben: Man wird nicht nur an seinen Entscheidungen gemessen, sondern auch an den Entscheidungen, die man nicht trifft. – Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen – Stichwort „abgestimmt“.
(Leni Breymaier [SPD]: Das war die Rede von vorgestern!)
Ich darf an der Stelle auch etwas dazu sagen – weil Sie, Lars Klingbeil, hier noch zu Wort kommen –,
(Zuruf von der SPD: Haben Sie da schon Angst vor?)
was den guten Umgang mit unseren Partnern anbelangt.
(Ulrich Lechte [FDP]: Da ist die CSU ja Spezialist drin!)
Sie fordern ja ständig die Führungsrolle Deutschlands in Europa ein. Was diese Ampel aber einnimmt, ist die Außenseiterrolle in Europa. So kann man mit unseren Partnern nicht zusammenarbeiten.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wir haben hier am 28. April vergangenen Jahres gemeinschaftlich die Entscheidung getroffen, schwere Waffen in die Ukraine zu liefern.
(Ulrich Lechte [FDP]: Und wir haben sie umgesetzt!)
Jetzt, neun Monate nach dieser Entscheidung, werden möglicherweise Leopard-Panzer geliefert. Das ist eine Latenzzeit, die dieser Krisensituation schlichtweg nicht angemessen ist – mitten in einem Krieg mitten in Europa.
(Zuruf des Abg. Jürgen Coße [SPD])
Und der Bundeskanzler hat heute davon gesprochen, dass das die neue Deutschlandgeschwindigkeit sei. Neun Monate Zaudern und Zögern, das ist die Deutschlandgeschwindigkeit, die unsere Partner von Ihnen wahrnehmen. So schaut es aus.
(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe der Abg. Jürgen Coße [SPD] und Dr. Nils Schmid [SPD])
Ich bitte Sie an dieser Stelle dringend, eine neue Deutschlandgeschwindigkeit an den Tag zu legen,
(Jürgen Coße [SPD]: Das ist wohl ein Witz, was Sie da erzählen!)
wenn es darum geht, die 100 Milliarden Euro umzusetzen. Herr Bundesminister der Verteidigung: Ihre Vorgängerin hat versprochen, 10 Milliarden Euro an Munitionsbeschaffung im Jahr 2022 umzusetzen. Davon ist nichts, aber auch gar nichts geschehen. Die 2 Prozent stehen nicht im Haushalt, auch für die nächsten Jahre nicht. Es ist Ihre Aufgabe, das umzusetzen.
Ich darf an der Stelle, Herr Bundesminister Pistorius, aber auch die Gelegenheit wahrnehmen, Ihnen hier im Deutschen Bundestag für Ihr neues Amt aufrichtig viel Erfolg zu wünschen – viel Erfolg an dieser Stelle! –, Ihnen aber auch mitteilen: Sie haben als Bundesminister auch das Recht, in einer Aktuellen Stunde zu sprechen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Herr Kollege, das waren die letzten Worte Ihrer Rede. Die Zeit war schon zu Ende.
Abschließend will ich nur sagen, weil es Dietmar Bartsch erwähnt hat: Wir alle wollen den Frieden. Lieber Kollege Bartsch, Frieden wird nicht dadurch geschaffen, –
Herr Kollege!
– dass man die Ukraine die Selbstverteidigung nicht wahrnehmen lässt.
(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Frieden wird dadurch geschaffen, dass die Ukraine sich selbst verteidigen kann.
Herr Kollege, die Redezeit war zu Ende.
Und diesen Status stellen wir her, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Für die SPD-Fraktion hat jetzt Lars Klingbeil das Wort.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7550274 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 81 |
Tagesordnungspunkt | Aktuelle Stunde - Leopard-Blockade der Bundesregierung |