Monika GrüttersCDU/CSU - Bericht zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik 2021
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „ Kunst ist eine Tochter der Freiheit.“ Schöner als Friedrich Schiller kann man es kaum sagen, und die Aktualität seiner Aussage ist ja wahrlich leider allzu offensichtlich. Es wirkt in der Tat – liebe Frau Baerbock, da stimme ich Ihnen zu – beinahe gespenstisch oder anachronistisch, heute hier über einen Bericht zu Zielen, Aufgaben und der Arbeit der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik, AKBP, aus dem Jahr 2021 zu reden. Das wirkt fast wie aus der Zeit gefallen.
Die Coronapandemie scheint schon weit weg zu sein. Dabei hat sie uns unsere Freiheiten – Schiller – im Miteinander in einer Weise genommen wie kaum zuvor ein anderes Geschehen in dieser Gegenwart. Vor allem die Kultur und die Kreativen haben darunter existenziell gelitten.
(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Wohl wahr!)
Die Covid-Depression wirkt bis heute nach und ist doch schon wieder verdrängt von anderem Krisengeschehen.
So gibt der Bericht zur AKBP im Jahr 2021 einmal mehr Anlass, den Kulturmittlern im Ausland und hierzulande dafür zu danken,
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Erhard Grundl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Thomas Hacker [FDP])
wie wacker und ideenreich sie den Herausforderungen dieser Situation begegnen mit einem – so heißt es zu Recht im Bericht – großartigen „Maß an Kreativität und Empathie“. Sie sind daraus teilweise sogar gestärkt hervorgegangen, so zum Beispiel das Goethe-Institut mit seinen Deutschlernprogrammen. Immerhin ist der Anteil der Deutschlernenden weltweit mittlerweile auf 15,45 Millionen leicht gestiegen.
Die Entwicklungen in Afghanistan und Belarus haben viele Akteure hier und dort getroffen und uns einmal mehr gezeigt, dass Freiheit und Demokratie tagtäglich verteidigt werden müssen – überall auf der Welt und an immer mehr Orten, leider oft auch hier in Deutschland.
Wie klug viele Akteure der Auswärtigen Kulturpolitik auf die Herausforderungen reagieren, sehen wir allein an Projekten – nur ein paar Schlagworte seien genannt – wie der Initiative „Fachkräftequalifizierung“ des Goethe-Instituts vor allem in Südamerika, wie den KulturGutRettern des Deutschen Archäologischen Instituts oder der von der BKM zusammen mit dem Auswärtigen Amt entwickelten nationalen Strategie zur Rückgabe der Benin-Bronzen. Denn die Debatte zum Umgang mit den kolonialen Kontexten, unserer heutigen Kultur, zwingt uns zu differenzierten Strategien im Dialog, nicht zuletzt mit den afrikanischen Partnern.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Erstaunlich finde ich, dass sich der Bericht bei einem für uns so wichtigen Land wie der Türkei und der großartigen Kulturakademie Tarabya auf lächerliche sieben Zeilen im knapp hundert Seiten starken Bericht beschränkt. Das haben die Verantwortlichen dort schlicht nicht verdient.
In Zeiten wie diesen, in Krisen, die nun seit mehreren Jahren andauern und zunehmen, ist eine sensibel in die Zivilgesellschaft hineinwirkende Auswärtige Kulturpolitik wertvoller denn je. Umso trauriger ist es, dass die Vorgänger im Auswärtigen Amt ihren Regierungsentwurf für den Haushalt 2022 mit einem Minus von mehr als 10 Prozent gegenüber dem Haushalt 2021 versehen haben; kein guter Start ins nächste Krisenjahr. Es geht auch anders. BKM hatte mehr als 10 Prozent plus im Regierungsentwurf. Wir konnten für dieses laufende Jahr dank des Parlaments Schlimmeres für die AKBP verhindern. Möge es der Ampel eine Lehre sein.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Kunst ist eine Tochter der Freiheit. Das bestärkt uns in der Überzeugung, dass es sich lohnt, in die AKBP zu investieren, den Mittlern den Rücken zu stärken und ihre Gesellschaftswirksamkeit über den einzelnen tagesaktuellen kleinen Erfolg hinweg zu betonen. Kultur, die sich als kritisches Korrektiv, als lohnender Standortfaktor, vor allem aber als eines versteht: als Ausdruck von Humanität – eine solcherart verstandene Kultur kann zum Modus des Zusammenlebens werden – überall auf der Welt – und ist unser aller Engagement wert.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Vielen Dank, Frau Kollegin Grütters. – Als nächste Rednerin erhält das Wort die Kollegin Bettina Lugk, SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7550287 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 81 |
Tagesordnungspunkt | Bericht zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik 2021 |