26.01.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 82 / Tagesordnungspunkt 7

Katrin ZschauSPD - Berufliche Bildung

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die öffentliche Wahrnehmung ist von der Ansicht geprägt, dass derzeit viele Betriebe – wir haben es gerade gehört – händeringend Auszubildende suchen, weil einerseits zu wenig junge Menschen zur Verfügung stehen und diese andererseits lieber studieren gehen, obwohl sie alle eine Chance auf einen Ausbildungsplatz hätten. Es gibt Parteien wie die AfD, die die Ansicht befördern, dass es Unwilligkeit ist, die junge Menschen dazu treibt, keine Ausbildung anzunehmen. Das ist aber nicht der Grund. Es sind die Rahmenbedingungen, die wir hier untersuchen müssen.

Für viele passt die Forderung nach einer sogenannten Ausbildungsgarantie nicht ins Bild. Die Ausbildungsgarantie soll jedem Jugendlichen einen Zugang zu einer voll qualifizierenden Berufsausbildung ermöglichen, stets vorrangig im Betrieb. Das ist die Verpflichtung, die eine Gesellschaft hat.

(Beifall bei der SPD – Stephan Albani [CDU/CSU]: Ja! Aber doch bedarfsgesteuert!)

Fakt ist: Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung blieb erstmals eine hohe Zahl an betrieblichen Ausbildungsstellen unbesetzt, während sich die Ausbildungsplatznachfrage im dualen Bereich deutlich verringert hat. Aber Nachfrage und Angebot klaffen besonders regional bisweilen weit auseinander. Zudem bilden doch deutlich weniger Betriebe aus, obwohl laut BIBB für gut jeden vierten Betrieb dual ausgebildete Fachkräfte eine sehr wichtige, für knapp jeden zweiten eine wichtige Zielgruppe für frei werdende oder neu hinzukommende Stellen sind. Zahlreiche Ausbildungsbewerber/-innen gehen leer aus. Die Bertelsmann-Stiftung schreibt:

Das hinterlässt Spuren bei den Jugendlichen: Fast 40 % der 14- bis 20-Jährigen in Deutschland haben den Eindruck, es gebe zu wenige Ausbildungsplätze.

Ein Fakt – das haben wir gehört – ändert unser Bild vom stabilen Ausbildungsmarkt am gravierendsten: Rund 2,16 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren verfügen über gar keinen Berufsabschluss. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Als bedeutsamste Problemlage nennt der Nationale Bildungsbericht die fehlenden Ausbildungsvoraussetzungen bei den Jugendlichen, gemessen an den Anforderungen der Betriebe, und die beidseitigen unterschiedlichen Erwartungen.

Was wir tun: Mit der Exzellenzinitiative Berufliche Bildung nimmt die Ampel bis 2026 insgesamt 750 Millionen Euro in die Hand, um die Attraktivität einer dualen Berufsausbildung zu erhöhen. Richtigerweise richtet die Exzellenzinitiative mit Blick auf die erheblich gewachsene Abiturientenquote einen besonderen Fokus auf die jungen Menschen, die sich zwischen den verschiedenen Qualifizierungswegen Ausbildung, Studium und Fachschule entscheiden können. Dennoch muss es aus unserer Sicht gleichermaßen um die Schulabgänger/-innen mit Hauptschulabschluss und mit mittlerem Schulabschluss gehen.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und das BMBF sind im Austausch über die Gelingensbedingungen der Ausbildungsgarantie. Das ist uns wichtig. Wir wollen mit dem Startchancen-Programm vor der Ausbildung wirksam werden. Und weil dringend mehr Wohnraum für junge Menschen gebraucht wird, bringt die Bundesbauministerin Klara Geywitz unter der Überschrift „Junges Wohnen“ 500 Millionen Euro auf den Weg. Einige Länder, so auch mein Land, finanzieren bereits das Azubiticket.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht um gerechte Ausbildungschancen und darum, die dramatischen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft durch einen drohenden Fachkräftemangel abzuwenden.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

Lars Rohwer hat das Wort für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7550456
Wahlperiode 20
Sitzung 82
Tagesordnungspunkt Berufliche Bildung
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