26.01.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 82 / Tagesordnungspunkt 16

Hermann FärberCDU/CSU - Waldbewirtschaftung, Holzenergie

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Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Deutschland verfügt über 11,4 Millionen Hektar Wald. 48 Prozent davon sind Privatwald, 29 Prozent im Eigentum der Länder, 19 Prozent im Eigentum von Körperschaften und 4 Prozent im Eigentum des Bundes. Wir haben insgesamt circa 2 Millionen private und kommunale Waldeigentümer.

Allen zusammen sind in den letzten Jahren durch Trockenheit, Stürme und Borkenkäferplagen Schäden in Höhe von fast 13 Milliarden Euro entstanden. 450 000 Hektar müssen wieder aufgeforstet und umgebaut, also an den Klimawandel angepasst werden. Das ist allein durch den Erlös aus dem Verkauf von Holz nicht zu finanzieren.

Aber unsere Wälder sind weit mehr als reine Forstwirtschaftsflächen. Sie sind Lebensraum für mehr als 11 000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Sie erfüllen für unsere Gesellschaft grundlegende Ökosystemleistungen. Sie produzieren Sauerstoff, binden CO2 und tragen auf diese Weise maßgeblich zum Klimaschutz bei.

Deshalb fordern wir in unserem Antrag ein Vergütungssystem für die Waldbewirtschaftung, das diese Leistungen auch anerkennt. Wir beantragen ein effektives Honorierungssystem, das die CO2-Bindungsleistung des Waldes berücksichtigt, das die Waldeigentümer bei ihrem klimaangepassten Waldumbau wirtschaftlich unterstützt, das einfach, unbürokratisch und marktgerecht ist und das vor allem auf Stilllegungsmaßnahmen verzichten soll. Lieber Herr Kollege Wagener, nicht der stillgelegte, sondern der nachhaltig genutzte Wald ist der bessere Wald.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Werfen Sie in Bezug auf Klimaschutz, aber auch auf Biodiversität einfach mal einen Blick in das Artenschutzgutachten der Vereinten Nationen. Sie werden es dort bestätigt finden.

Zur Unterstützung des Waldumbaus hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ aufgelegt. Für dieses Programm wurden bis 2026 insgesamt Finanzmittel in Höhe von 900 Millionen Euro bereitgestellt. 200 Millionen Euro konnten bereits 2022 abgerufen werden. Gefördert werden je nach Größe der Waldfläche elf bis zwölf zusätzliche Klimaschutz- und Biodiversitätsleistungen mit der Verpflichtung, diese Kriterien über zehn oder 20 Jahre einzuhalten.

Das ist alles gut und recht; aber dieses Programm beinhaltet eben nicht die CO2-Senkungsleistung des Waldes. Schauen Sie sich das noch mal genau an, dann werden Sie das so bestätigt sehen. Gerade das große CO2-Speicherpotenzial des Waldes ist der wesentliche Baustein für den Klimaschutz. Im deutschen Wald wird die Atmosphäre jährlich um rund 52 Millionen Tonnen Kohlendioxid entlastet.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Von dieser Leistung profitieren Waldbesitzer bisher allerdings nicht. Dafür wäre eine konkrete Analyse des heimischen Waldbestandes notwendig, eine Berechnung, wie viel Kohlendioxid der jeweilige Waldbestand, die jeweilige Fläche speichert, und ein Modell, wie viele CO2-Gutschriften dafür verrechnet werden können. Auf dieser Grundlage wiederum können Zertifikate an einem nationalen CO2-Markt platziert und an Firmen verkauft werden, die ihre Emissionen kompensieren wollen. Die Wald- und Forstwirtschaft hat dazu die Lösungen, ohne dass es den Staat auch nur 1 Euro kosten muss.

Das Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ der Bundesregierung mag ein Anfang sein, ein kleiner Anfang. Es reicht auf jeden Fall noch nicht aus. Finanziell bleibt es hinter den Notwendigkeiten zurück. Mit dem Förderprogramm stellt die Bundesregierung insgesamt 900 Millionen Euro für den Waldumbau zur Verfügung. Aber wie Sie schon sagten: Das Thünen-Institut hat den jährlichen Finanzbedarf dafür schon auf 1,4 Milliarden Euro beziffert. Darüber hinaus – das muss man auch sagen – müssten auch größere Forstbetriebe gleichrangig behandelt werden. Für die Deckelung der Fördersumme gibt es eigentlich keinen fachlichen Grund. Die Ökosystemleistung der Wälder ist nämlich nicht von der Größe eines Forstbetriebes abhängig.

Sehr geehrte Damen und Herren der Ampelkoalition, im Gegensatz zu meinem Vorredner bitte ich Sie, diesem Antrag zuzustimmen. Überarbeiten und erweitern Sie Ihr Förderprogramm! Schaffen Sie ein System, das die CO2-Senkungsleistung des Waldes honoriert, und dann sehen wir weiter.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Vielen Dank, Her Kollege Färber. – Als nächste Rednerin erhält das Wort die Kollegin Isabel Mackensen-Geis, SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7550510
Wahlperiode 20
Sitzung 82
Tagesordnungspunkt Waldbewirtschaftung, Holzenergie
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