27.01.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 83 / Zusatzpunkt 8

Jonas GeisslerCDU/CSU - Internationaler Tag gegen die Christenverfolgung

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Ich bin, nachdem ich der Debatte heute hier gefolgt bin, so entsetzt, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich eigentlich sagen soll.

(Dr. Götz Frömming [AfD]: Sie können sich ja wieder setzen!)

Herr Braun, Sie hatten am Anfang die Möglichkeit, Ihren Antrag vorzustellen, und vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass dieses Haus Ihnen zugehört hat, was bei der AfD durchaus ungewöhnlich ist. Sie sind nicht unterbrochen worden. Sie haben keine Zwischenrufe kassiert, weil man Ihnen einfach die Chance eingeräumt hat, über ein Thema, das ein Menschenrechtsthema ist, zu sprechen. Bei allen anderen Rednern in diesem Saal war das anders. Die sind niedergeschrien worden, die sind angehetzt worden. Frau von Storch, Sie haben teilweise so sehr gehetzt, dass man das Gefühl hatte, Sie würden in dem Moment, als Sie das gemacht haben, wirklich geifern,

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der LINKEN – Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Schon immer!)

und das bei einem Thema, das doch eigentlich so wichtig ist.

Man kann sich über die Zahlen von Open Doors streiten. Aber Fakt ist: Ungefähr 10 Prozent aller Christen weltweit werden verfolgt oder zumindest diskriminiert; das ist eine Tatsache. Als Deutscher Bundestag geziemt es sich natürlich, dass man dieses Leid anspricht; das ist auch eine Tatsache. Es ist eine Tatsache, dass ungefähr 74 Prozent aller Menschen auf der ganzen Welt ihre Religion nicht frei ausüben dürfen. Wir waren immer gut damit beraten, alle Religionen gleichermaßen in Schutz zu nehmen.

Ich bin Christ. Ich bin überzeugter Christ. Ich bete, und ich glaube. Ich bete natürlich für die Christen, die weltweit verfolgt werden. Monika Grütters hat es angesprochen: Der Stephanstag am 26. Dezember ist in Deutschland ein Feiertag. Der zweite Weihnachtstag war früher der Stephanstag, weil wir in unserem Land ganz bewusst den Tag des Märtyrers hochgehalten haben. Wir gedenken. Die katholische Kirche macht das, die evangelische Kirche macht das, teilweise an unterschiedlichen Tagen.

Wir wissen, dass die Geschichte des Christentums eine Geschichte von Verfolgung ist. Das Christentum ist nicht als Staatsreligion auf die Welt gekommen. Das Christentum ist in einem Stall in Bethlehem als eine Religion auf die Welt gekommen, und sie wurde erst mal verfolgt. Das ist die Geschichte, die DNA von uns Christen. Deswegen sprechen wir natürlich das Leid von Christen auf der ganzen Welt an; es ist richtig, das zu tun. Aber wir instrumentalisieren es eben nicht gegen die anderen. Wer für die Freiheit der Christen einsteht, steht für die Freiheit aller Religionen und eben nicht gegen andere Religionen.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Ich sage Ihnen das ganz offen: Ich kann nicht verstehen, wie man in einen Antrag, in dem es am Ende um Religionsfreiheit geht, so viel Hetze hineinpacken kann, wie Sie das getan haben.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Ich glaube, ich spreche im Namen aller Fraktionen außer der Ihren, wenn ich sage, dass sich so etwas einfach nicht geziemt, weil es menschenverachtend ist.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7550593
Wahlperiode 20
Sitzung 83
Tagesordnungspunkt Internationaler Tag gegen die Christenverfolgung
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